DARKTHRONE - Too Old, Too Cold (EP)
Mehr über Darkthrone
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Peaceville / Snapper / SPV
- Release:
- 06.02.2005
- Too Old, Too Cold
- High On Cold War (feat. Grutle Kjellson)
- Love In A Void (SIOUXSIE AND THE BANSHEES-Cover)
- Graveyard Slut (Nocturno-Culto-Version)
Mit ihrer Kompromisslosigkeit und antikommerziellen Attitüde haben es die norwegischen Kultmetaller von DARKTHRONE schon längst geschafft, zur vermutlich meist-respektierten Größe des "wahren" Black Metals zu werden. Dabei spielte stets mit, dass Fenriz und Nocturno Culto der ganzen Welt den ausgestreckten Mittelfinger entgegen hielten und sich einen Dreck drum scherten, was andere sagten. Nun scheint endgültig ein Punkt erreicht, an dem die Mitbegründer des Genres die Schnauze radikal voll haben vom Gehabe und den Klischees der Szene, und so ist nach elf Studioalben ihre erste Single ein sehr herzliches aber bestimmtes "F*#& OFF!!!" an die kleingeistigen Regularien der selbsternannten Wächter schwarzmetallischer Wahrhaftigkeit. Das macht schon der Text des Titelstücks völlig unmissverständlich klar: "Nothing to prove!" brüllt uns Frontmann Ted Skjellum alias N.Culto mit seiner absolut unnachahmlichen Stimme entgegen und fügt hinzu: "You call your metal black? It's just spastic, lame and weak!". Dabei gehen die Herrschaften so punkig wie nie zuvor zu Werke. Gerade das Anfangsriff ist Punk pur und gleichzeitig DARKTHRONE pur. Das Element ist zwar schon sehr lange im Sound der Band präsent, aber so vordergründig und rotzig wie auf dieser EP haben es die Norweger noch nicht zelebriert.
Dazu wird beim sehr flotten und exklusiv auf der Single enthaltenen 'High On Cold War' mit sägenden und quietschenden Leadgitarren gearbeitet, was in dieser Form auch noch nicht da gewesen ist und dem Stück eine ganz spezielle Kantigkeit verleiht. Dazu kommt ein gesanglicher Gastauftritt von ENSLAVED-Fronter Grutle, der sich damit für N.Cultos Beitrag zu "Isa" zu revanchieren scheint. Definitiv eine coole Sache. Doch damit nicht genug: Den Vogel schießen die Jungs mit der ultra-krassen Coverversion zu 'Love In A Void' ab, das im Original von der Punk- und New-Wave-Legende SIOUXSIE AND THE BANSHEES stammt. Dass das Teil rockt wie die Hölle höchstselbst, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Cool auch, dass sowohl Ted als auch Fenriz hier etwas cleaner singen, als wir es von DARKTHRONE gewohnt sind. Hier trifft räudiger Punk auf den typischen DARKTHRONE-Groove... Trueness-Fanatiker werden Gift und Galle spucken, andere werden es schmunzelnd genießen, jenen beim Rotieren zuzuschauen. Aber keine Sorge, trotz des erneut recht augenzwinkernden Songtitels versöhnt 'Graveyard Slut' auch die humorloseren schwarzen Seelen der Szene, da es doch wieder sehr typisch nach einem doomigen DARKTHRONE-meets-CELTIC-FROST-Stück klingt, was wir ja schon seit geraumer Zeit gewohnt sind. Doch auch hier kann sich Ted eine kurze Leadpassage auf der Gitarre nicht verkneifen, was definitiv meinen höchsten Respekt hat.
Daran, dass sich die EP für den DARKTHRONE-Anhänger lohnt, kann nach alledem eigentlich kein Zweifel bestehen. Außer dem ultra-lässigen Titelsong sind nämlich alle drei weiteren Stücke nur auf dieser Veröffentlichung erhältlich. 'High On Cold War' und 'Love In A Void' sind dabei komplett exklusiv, während 'Graveyard Slut' hier von Ted eingebrüllt wird, auf dem Album aber mit Fenriz am Mikro vertreten sein wird. Anspieltipps gibt's keine, weil die dreizehn Minuten von A-Z überzeugen. Für mich ist "Too Old, Too Cold" weit mehr als nur ein Appetitmacher für das kommende Album "The Cult Is Alive"; es ist ein Statement, das die Szene bitter nötig hatte!
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle