DEAD ALONE - Vitium
Mehr über Dead Alone
- Genre:
- Dark Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 30.03.2010
- Follow
- The Road To Perdition
- Reign Of Decay
- Collapse
- Scars
- Inside The Void
- Catharsis
- I-Syndrome
- II-Abandoned
- III-Dead End
Das Leben ist eine totale Fehlfunktion? Underground, wie er häufiger sein müsste.
Manchmal fühlt sich der gemeine Metalfan wie die sprichwörtliche Sau. Gut, es ist eine edle Sau, denn ich rede von jenem Gourmet unter den Schweinen, der zur Suche von den kleinen, aber hochpreisigen und von der noblen Küche hoch geschätzten Knollen verwendet wird: Dem sogenannten Trüffelschwein. Nun, wie funktioniert dieser Vergleich? Ich meine dabei die unermüdliche Suche nach jenen Perlen unter der dicken Schicht fett beworbener Label-Produktionen, die sich seit Jahren auf eigene Kosten und eigenes Risiko durchschlagen und immer weiter heranreifen, bis sie dann – vielleicht – die längst verdiente Anerkennung bekommen – eben durch jene Fans, die sich nicht zu schade sind, den Underground zu durchpflügen. Eine dieser Bands ist das Quartett um den Sänger und Bassisten Florian Hefft aus München und Umgebung. Seit 2004 veröffentlichen DEAD ALONE in einer Regelmäßigkeit, die einem ob der gebotenen Qualität die Tränen in die Augen treibt. 2005 erschien die erste EP "Inhumanity From Inside", seit dem steigert die Band konsequent ihr Können. Nach einigen Line-Up-Wechseln hatte die Band im Jahr 2009 endlich jene Besetzung beisammen, die es ihnen ermöglichte, das bislang reifste und ausgegorenste Album zu veröffentlichen: "Vitium". Die "Phobia"-EP zeigte 2008 das Potential der Truppe, das zwar noch nicht auf ganzer Länge überzeugen konnte, jedoch definitiv einen eigenen Sound vorstellte und eine gänzlich eigene Mischung aus Dark Death Metal und bitterschwarzem Doom vorstellte.
"Vitium" - wiederum in Eigenregie im Coldwave-Studio aufgenommen – stellt die Band in einem leicht veränderten Gewand vor: Das Riffing ist phasenweise mehr auf Rock, auf Groove, auf Härte ausgerichtet, wodurch nicht nur die melodischen Kontrast-Arrangements, sondern auch die Abgründe der menschlichen Psyche noch besser herauskommen. Jene zu zeigen, ist eine erklärtes konzeptionelles Ziel der Band – und das hört man. Seien es die Riffwände in 'Catharsis' oder die schwarzen Moshparts in 'II – Abandoned', gerade die Gitarrenarbeit hat eine massive Verbesserung erfahren. Das liegt zum einen an der technischen Verbesserung der beiden Gitarristen Martin Hofbauer und Fred Freundorfner, aber auf der anderen Seite steckt tatsächlich mehr dahinter. Man möchte fast meinen, dass sich die Band auf einem neuen Niveau des Zusammenspiels gefunden hat und sich dadurch schlicht mehr (zu-)traut; das liegt mit Sicherheit auch an der regen Live-Tätigkeit der Jungs. Es wird Wert auf zweistimmige Lead-Arrangements gelegt, die Güte der Soli hat die Naivität erster Gehversuche verloren und die Einflüsse der Vorbilder wurden mit einem noch stärkeren, eigenen Stempel in das Konzept integriert. Der Wechsel von Florian Hefft ans Mikro gibt DEAD ALONE einen kräftigen, emotionalen Shouter und – man muss sagen: endlich – genau jenen intensiven Ausdruck, der in der Vergangenheit gefehlt hat. Das verbindet die Songs und macht sie homogener, in ihrer Aussage tiefer. Und da sieht man dann auch gerne darüber hinweg, dass das gut eingesetzte Schlagzeugspiel von Sebastian Bichler etwas schwach auf der Brust aus den Boxen schallt. Doch vielleicht war genau das das Ziel der Band: Keine Überforderung des Hörers und ein Fokus auf die tolle Gitarrenarbeit des Kreativteams Hofbauer/Freundorfer.
Fazit: DEAD ALONE 2010 bedeutet: Niederschmetternde Schwärze, melancholische Melodien und ein gelungener, weil geradezu bösartiger Mix aus manischer, todesverachtender Raserei und erdrückender, depressiver Langsamkeit. Lassen wir die Labelthematik außen vor: Bands der Marke GOJIRA, MY DYING BRIDE oder THE HAUNTED haben ihre Duftmarke auf diesem bösartigen Tumor der menschlichen Fehlfunktionen hinterlassen. Doch genauso spüren wir den Geist des Old-school-Metals und die Diversität jener Musiker, die in den wirren und überbordenden Neunzigern aufgewachsen sind. Diese Mischung garniert die Band mit ihrem eigenen Sound und erschafft mit "Vitium" eine Vorzeigealbum des bayerischen Undergrounds, der durch die Kooperation mit RAPTURE, einer weiteren tollen Band aus der Umgebung, seinen Höhepunkt erfährt.
Für absolut faire 12 Euro (inkl. Versand) ist das Album auf der Homepage der Band zu ordern. Gebt dieser Band eine Chance und schlagt zu!
Anspieltipps: Reign Of Decay, Collapse, I-Syndrome
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer