DEADRISEN - Deadrisen
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2020
Mehr über Deadrisen
- Genre:
- (Progressive) Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 13.03.2020
- Risen Death AD.
- Prophecy
- Destiny
- The Maker
- Reach For The Sun
- Visions
- Chains Of Time
- Fear And Fury
- But You
- For Whom The Bell Tolls
Mike LePond hat mal wieder Langeweile...
Was macht SYMPHONY X-Bassist Mike LePond, wenn er mal fünf Minuten Zeit hat und nichts im Fernsehen läuft? Genau, er ruft ein paar Leute an, gründet mit ihnen ein neues Projekt und veröffentlicht eine Platte. Was man ihm aber immer zugestehen muss, ist die Tatsache, dass sein Ding immer Hand und Fuß hat und nicht nach einem Schnellschuss tönt. Auch Projekt Nummer 2796 mit dem Namen DEADRISEN ändert an dieser Tatsache nichts, was aber auch an der hochkarätigen Besetzung liegt. Mit dem letzten HEIR APPARENT-Sänger Will Shaw darf sich beispielsweise ein absolutes Goldkehlchen hinter dem Mikro austoben und die Songs mit seinem einem Russel Allen (SYMPHONY X) gar nicht mal so unähnlichen Timbre veredeln. Neben Will Shaw darf man aber auch auf keinen Fall Gitarrist Rod Rivera unerwähnt lassen, der selbstverständlich ebenfalls ein absoluter Könner ist, sein Können aber dosiert einsetzt und den Songs Platz zum Atmen lässt. Darf er aber zum Zuge kommen, zieht er dermaßen vom Leder, dass der Kiefer offen bleibt. Immer wieder zeigt er seinen Einfluss aus dem Flamenco-Bereich und setzt - wie beim aggressiven 'The Maker' - eigene Akzente.
Nun bleibt natürlich die Frage, ob die Songs qualitativ mithalten können. Und hier kann die Antwort nur "ja" lauten. Das Album wimmelt vor Melodien, Hooks und erinnerungswürdigen Elementen, liefert genug Abwechslung und ist trotz technischer Spielereien überaus eingängig. Als Einfluss nimmt man alles mit, setzt ein fast schon progrockiges Epos wie 'Reach For The Sun' (das auch HEIR APPARENT wunderbar zu Geschicht gestanden hätte) einer Abrissbirne wie das an DREAM THEATER in ihrer härteren Phase erinnernde 'Visions' (auch hier wieder mit großartigem Flamenco-Part während des Solos) zur Seite. Völlig großartig wird es dann aber gegen Ende der Platte, wenn bei 'But You' ein wahres Thrashgewitter über den Hörer hereinbricht und sich der Rezensent an ANNIHILATOR erinnert fühlt, vermischt man doch ebenso wie Herr Waters aus Kanada Geschwindigkeit mit dessen typischem Wahnsinn. Und als wäre das nicht genug, wird die Platte gleich noch thrashig abgeschlossen, in Form einer grandiosen Version von METALLICAs 'For Whom The Bell Tolls'. Zwar ist die Auswahl alles andere als originell (man hätte doch lieber nie gecovertes wie 'Ace of Spades', 'Number Of The Beast' oder 'Summer of 69' genommen), aber die Band macht sich diesen Song zu eigen und spielt ihn glücklicherweise nicht einfach nur 1:1 nach. Sicher, viel verändert wurde natürlich nicht, sondern eher im eng gesetzten Rahmen hier und da ein bisschen was modifiziert.
Das einzige, was eine Benotung im höheren Bereich verhindert, sind hier und da mal etwas platte Refrains, wie bei 'Destiny' oder 'Chains Of Time'. Songs, die beide an sich großartig sind, aber bei den Refrains die Vermutung befeuern, dass der Band hierfür die Ideen ausgingen. Ein weiteres Ärgernis (das vielleicht aber auch nur an meiner persönlichen Meinung liegt) ist das Aus- und wieder Einfaden am Ende von 'The Maker', bevor der Song dann endgültig ausgefadet wird. Wer macht sowas? Und vor allem: wer braucht sowas? Zieht man diese Kritikpunkte ab, bleibt allerdings ein Power Metal-Album im ursprünglichen Sinne, das von vorne bis hinten Spaß macht, mit knapp 50 Minuten genau die richtige Länge aufweist und nicht klingt wie eine ambitionierte Trockenübung eines gelangweilten Musikers.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Michael Meyer