DECEMBRE NOIR - Forsaken Earth
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2016
Mehr über Decembre Noir
- Genre:
- Doom Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- FDA Rekotz
- Release:
- 12.08.2016
- In This Greenhouse Of Loneliness And Clouds
- Small.Town.Depression
- Ghost Dirge
- The Vast Darkness
- Waves Of Insomnia
- Distant And Unreachable
Herbstplatte im Hochsommer
Dass Musik unsere Wahrnehmung der Welt verändern kann, ist ja kein Geheimnis, dass gute Musik allerdings auch die Welt verändern kann schon erstaunlicher. Vor einiger Zeit, als ich zum ersten Mal "Forsaken Earth", das zweite Album der deutschen Death Doomer DECEMBRE NOIR hörte, dachte ich mir noch, dass die Band die falsche Jahreszeit für ihre düster-melancholische Musik gewählt hat, denn schließlich ist eigentlich Hochsommer und nicht Winter. Doch wenn ich nun aus dem Fenster schaue, sehe ich einen wolkenverhangenen Himmel, das Thermometer zeigt morgens Temperaturen im einstelligen Bereich an und ich frage mich, ob ich einfach mal drei bis vier Monate verschlafen habe oder vielleicht doch einfach die Musik auf "Forsaken Earth" das Klima beeinflusst hat.
Möglich wäre es, denn im Vergleich zum formidablen Debüt haben sich die Thüringer nochmal ordentlich gesteigert und beschwören auf dem neuen Werk in sechs Kompositionen voller Inbrunst die traurigen Seiten des Lebens, dass es eine wahre Freude ist, sich in Pathos und Selbstmitleid der Musik aufzulösen. Fett produziert und stets mit der nötigen Brutalität quillt der Death Doom aus den Boxen, pendelt zwischen zerbrechlichen und brachialen Momenten, zieht hin und wieder das Tempo an, nur um dann wieder in atmosphärischen Plateaus zu erstarren.
Das hat natürlich viel mit Genregrößen wie PARADISE LOST zu tun, entwickelt aber rasch eine sehr eigene Stimme im kleinen aber feinen Genre und dürfte DECEMBRE NOIR vom Geheimtipp zur festen Größe machen. Besonders eindrucksvoll zeigen sich alle Stärken der Band im Herzstück des Albums, dem knapp viertelstündigen 'Waves Of Insomnia', das mit atmosphärisch dichtem Intro und ausladenden Melodien einen Spannungsbogen aufbaut, den die Band bis zum Ende halten kann. Doch auch vermeintlich kompaktere Stücke wie der eröffnende Doppelschlag 'In This Greenhouse Of Loneliness And Clouds' und 'Small.Town.Depression' haben es in sich und zeigen, dass DECEMBRE NOIR auch auf der vermeintlichen Kurzstrecke überzeugenn kann.
Letztendlich geht die Band mit "Forsaken Earth" den logischen nächsten Schritt und bewegt sich auf internationalem Top-Niveau im Death Doom. Wenn Album Nummer drei diese Entwicklung fortsetzt, steht uns wohl ein absoluter Klassiker in ein paar Jahren bevor. Bis dahin zelebriere ich den Herbst im August und kann das allen Melancholikern nur ebenfalls empfehlen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst