DEMENTIA - Dreaming In Monochrome
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2016
Mehr über Dementia
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- MDD / Alive
- Release:
- 17.06.2016
- Darkness Rising
- Ghosts
- Abyssal Fall
- Monologue
- Dreaming In Monochrome
Toller Blend aus 90s Death und 70s Prog.
Kann man Death Metal mit 70s Prog mischen, ohne nach OPETH zu klingen? Denn das ist doch das Problem bei vielen Bands, die sich auf diese fruchtbare Musikmischung einlassen. DEMENTIA spielt diesem Mix jedoch auf ziemlich originelle eigene Art und Weise, doch dazu später.
DEMENTIA, meine Güte. Groß ist mein Staunen, als sich herausstellt, dass ich diese Band schon seit ihren Anfängen kenne. Vor mehr als zwanzig Jahren haben sich unsere Wege gekreuzt und das erste Demo "Abiosis" (1995) liegt immer noch im Regal mit meinen anderen alten Demo-Kassetten, ja, diesen unsäglichen Dingern, die man sich als Hobby-Musikanten damals gegenseitig in die Hand gedrückt hat. Ich konnte damals absolut nichts mit Death Metal anfangen (was sich in den zwanzig Jahren auch nicht allzu dramatisch geändert hat), doch die klassisch-metallische Gitarrenarbeit auf "Abiosis" ist mir damals schon positiv aufgefallen.
Jetzt dreht sich hier "Dreaming In Monochrome", das mittlerweile fünfte Full-Length-Album der Band und begeistert mich. DEMENTIA präsentiert hier fünf Songs mit Längen zwischen sechs und neunzehn Minuten. Und schon ganz zu Anfang bin ich voll im Einklang mit DEMENTIAs Musikvision. 'Darkness Rising' macht seinem Namen alle Ehre, es beginnt mit einem düsteren Doom-Riff und Growls, die herrlich an TIAMATs Anfänge (wer kennt noch "The Astral Sleep"?) erinnern, ehe das nächste Riff eine weitere Zeitreise in die frühe OPETH-"Orchid"-Ära führt. Oh, sagte ich nicht, DEMENTIA klingt nicht an OPETH? Ich log. DEMENTIA liebt ganz allgemein den progressiven Death Metal der 90er (neben OPETH u.a. auch EDGE OF SANITY, NOCTURNUS oder die wieder auferstandenen DARK MILLENNIUM), mixt dazu aber eine gehörige Portion klassischen Metal und natürlich die 70s-Elemente wie Orgeln und andere alt klingende Tasten-Tiere. Und so findet man sich beispielsweise nach fünf Minuten schon in mitten in einer gechillten Art-Rock-Passage wieder, mit tollen, offen arrangierten mehrstimmigen Gesangs-Passagen. Geschickt wird dieser Part später dann mit den Anfangsriffs zusammen geführt, und auf dem Weg dorthin gibt es ein paar spektakuläre Soli zu bestaunen. Genauso toll geht es mit 'Ghost' weiter, hier sind die Wechsel zwischen Death Metal und Prog jedoch abrupter und überraschender, so dass der Songs einer Geisterbahn-Fahrt ähnelt.
Es wäre müßig, nun jeden Song en détail zu beschreiben, denn DEMENTIAs Grundrichtung bleibt bei allen Tracks annähernd gleich. Bei 'Abyssal’ gibt es jede Menge High-Speed-Passagen mit ein paar Reminiszenzen zu CRADLE OF FILTH (bilde ich mir ein), 'Monologue' ist dann der experimentellste und "progressivste" Song mit den variabelsten Gesangspassagen und jeder Menge Stimmungswechseln, allerdings aber auch mit einer nervigen Zwei-Minuten-Pause am Schluss. Und der Titelsong ist dann der Längste. Wie in jedem Track findet man aber auch dort Riffs und Melodien zum Niederknien, interessante Ideen und Kniffe, von denen sicherlich nicht jeder sofort zündet, das Hörerlebnis aber stets interessant macht. Ich ziehe also meinen Hut vor einer so akribisch ausgearbeiteten Musik, die man allenthalben von den Herren Swanö oder Akerfeldt erwarten könnte, in diesem Fall jedoch das aus dem tiefsten Metal-Untergrund aus Rottweil stammt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker