DEMON - Cemetery Junction
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2016
Mehr über Demon
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Spaced Out Music
- Release:
- 28.10.2016
- Are You Just Like Me
- Life In Belrin
- Turn On The Magic
- The Best Is Yet To Come
- Queen Of Hollywood
- This Disguise
- Cemetery Junction
- Drive
- Miracle
- Out Of Control
- Someone's Watching You
Eine ebenso altehrwürdige wie großartige Band, die lebt, atmet und sich stets weiter entwickelt.
DEMON war nie eine Band der großen Worte und des Brimboriums, und so darf es uns auch nicht wundern, dass die neue Scheibe auf leisen Sohlen doch recht überraschend auf dem Veröffentlichungsplan erscheint. Gut vier Jahre nach dem knackig-rauen Power-Rock-Hammer "Unbroken" steht nun also der Nachfolger "Cemetary Junction" an, und wir wollen mal hoffen, dass der Titel nicht prophetisch ist bzw. dass die Band in die richtige Richtung abbiegt. Die Scheibe in den Schacht geschoben und auf PLAY gedrückt, ist es dann jedoch schon direkt der Opener "Are You Just Like Me", der die Sorgenfalten auf der Stirn schnell glättet, bietet er doch bestes klassisches DEMON-Material, das hymnisch mit der typischen Mischung aus schlichter Eingängigkeit und gediegenem Bombast gleich das erste Highlight markiert und den Dämon von seiner breitwandigen, stadionrockigen Seite zeigt.
Doch schon beim folgenden 'Life In Berlin' zeigt sich, dass "Cemetary Junction" sich ein wenig abwechslungsreicher präsentiert als der direkte Vorgänger, sticht es mit seinem sehr starken, progrockigen Keyboard-Einsatz doch deutlich heraus und präsentiert sich hymnisch, etwas elegisch, mit viel Bombast, und mit einem Hauch von QUEEN, so dass es mich ein wenig an das Dave-Hill-Soloalbum "Welcome To The Real World" erinnert. Schnörkellos, entspannt und gut gelaunt geht es dafür beim rockigen 'Turn On The Magic' zur Sache, bevor sich bei 'The Best Is Yet To Come' auch ein paar dunklere Soundelemente einschleichen, die durch die massigen Keys und den herrlich pumpenden Bass aber auf wundersame Weise trotzdem eine sehr positve, erhabene Atmosphäre zeichnen.
Komplett zurückgelehnt und lounge-mäßig wird es im Einstieg zu 'The Queen Of Hollywood', das auch CHICAGO gut zu Gesicht stehen würde und mit seinen Piano- und Akustik-Parts auch eine andere Facette von DEMON beleuchtet, die nach "The Plague" und "British Standard Approved" nurmehr selten im Fokus stand und allenfalls beim umstrittenen "Spaced Out Monkey" nochmal deutlicher zum Vorschein trat. 'This Disguise' geht mit Fanfaren-Bombast der besten 'Blue Skies...'-Schule ein, entwickelt sich dann jedoch ebenfalls zu einem sehr entspannten balladesken Epiker der URIAH-HEEP-Schule mit einigen dramatischen Refrain-Einsätzen und warmen Hammond-Klängen. Doch ganz in verträumt-entrückten Welten verliert sich die Scheibe dann doch nicht, denn der Titelsong kommt wieder mit mehr Druck aus den Boxen, sorgt mit Glockenschlägen und Windbrausen auch mal wieder für eine etwas dunklere Atmosphäre und geht mit seiner Dynamik und dem großartigen Refrain nebst tollen Backing Vocals und großartigem Solo richtig in die Beine. Ungewöhnlich aber gleichsam gelungen wirkt auf mich dagegen 'Drive', dessen groovender Synth-Sound mich ein wenig an PRIESTs "Turbo" erinnert, das dabei aber auch ein paar feine Southern-Rock-Parts integriert. Die Samples, die flüsternden Vocals und das hörspielartige Erzählerflair machen auch 'Miracle' zu einem ganz besonderen Song, während 'Out Of Control' durch seinen recht anstrengenden Refrain einige dissonante Reibungsflächen bietet, die man von DEMON sonst kaum gewohnt ist.
Wie sollen wir also nach dem Verklingen der abschließenden Neoprog-Spukschloss-Halbballade 'Someone's Watching You' das neue Werk im gesamten Schaffen DEMONs einordnen? Nun, das ist nicht ganz einfach, denn es greift ebenso die Elemente der ersten Prog-Phase der Band auf, wie es anderer Stelle die AOR-lastigeren Kompositionsweisen der "Heart Of Our Time"- und der Solo-Ära streift. Im Kontext der letzten Alben würde ich es gegenüber "Spaced Out Monkey" als klassischer und rockiger, gegenüber "Better The Devil You Know" als frischer und experimentierfreudiger, sowie kompositorisch zwingender ansehen, und gegenüber "Unbroken" als abwechslungsreicher, hintergründiger aber auch komplexer, weniger treibend und mit etwas geringerer Hitdichte.
So kann am Ende für mich nur die Erkenntnis stehen, dass "Cemetary Junction" meinen Erwartungen vollauf gerecht wird und DEMON auch im 37. Jahr des Bestehens in bestechender Form präsentiert. Die Band ergeht sich eben nicht im Bedienen bewährter Standards, sondern sie lebt und sie entwickelt sich noch immer. Die Scheibe kann dabei das Hitfeuerwerk der ersten Handvoll Songs vielleicht nicht bis zum Ende durchhalten, und wird im letzten Drittel hier etwas gemächlicher und dort etwas vertrackter, aber dafür fesselt uns Dave Hill in jeder Sekunde durch seine herrlich warme, einfühlsame, emotionale Stimme, die dich einfach an der Hand nimmt und durch die bunte Welt der Band führt; und dazu kommt einmal mehr eine perfekte, geschmeidige Produktion, die zeigt, dass progressive Töne nicht immer kalt und technisch in Szene gesetzt werden müssen, sondern auch mit Wärme, Seele und einem feinen Gespür für die richtige Dramatik inszeniert werden können. Für DEMON-Fans aller Phasen ist daher auch "Cemetary Junktion" ein unverzichtbares Werk, auch wenn es eine Verneigung vor der eigenen NWoBHM-Vergangenheit ganz ausdrücklich nicht enthält.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle