DEMONOID - Riders Of The Apocalypse
Mehr über Demonoid
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 26.07.2004
- Wargods
- Firestorms
- Witchburners
- 14th Century Plague
- Hunger My Consort
- The Evocation
- Arrival Of The Horsemen
- End Of Our Times
- Death
Potz Blitz! Der Promitross DEMONOID, der als todesmetallische Spielwiese für THERIONs Christopher Johnsson und Kristian Niemann, CHIMAIRAs Rickard Evensand und Kristians Bruder Johan dient, bläst mit "Riders Of The Apocalypse" zum Zapfenstreich. Und zwar zum allerletzten, wie es scheint, bevor sich die Wolken vor die Sonne schieben und sich die Toten aus den Gräbern erheben.
Dunkelheit! Die Welt ist gebadet ins düstere Zwielicht des hausgemachten Wahnsinns. Gottgleichstellungen bei der Hexenjagd und Ketzerverbrennung stehen auf der Tagesordnung. Religiöse Feden und glaubensgestählter Wohlstand regieren, während weltweit in den Armenkreisen der Hunger frisst. Einer hat von dieser Selbstherrlichkeit die Schnauze gehörig voll. Gott persönlich sendet die vier Reiter der Apokalypse, um über menschliche Unarten wie Maßlosigkeit und Gier zu richten. Und so materialisieren sich diese, bringen Krieg, Plage, Hunger und Tod und versetzen das Blut alles Lebenden mit dem Zorn Gottes.
So weit so gut und so viel zur altbekannten biblischen Story. Wirklich interessant wird es, wenn man die musikalische Umsetzung des lyrischen Konzepts betrachtet. Ich habe selten extreme Metalscheiben erlebt, die düstere Lyrik derart gekonnt und bundrein mit musikalischen Stimmungen verbinden. Denn obwohl es hier überwiegend recht massiv und kernig aus der Hölle brutzelt, wird der Hörer dennoch in ständig wechselnde Atmosphären gebannt, in deren dunklen Weiten er sich selbst überlassen bleibt.
"War gods, we practise what you preach." Das Licht der Sonne stirbt einen leisen Tod und erhellt mit dem letzten Hauch ihres Scheins die matschigen, religiösen Schlachtfelder der Erde. Untermalt von teils pechschwarzer und teils todesmetallischer Kraft, bohrt sich bereits beim Opener 'Wargods' die menschliche Lanze tief ins Herz des Himmelreichs.
Die Wolken weinen, während DEMONOID im nachfolgenden 'Firestorms' den blutroten Regen mit einem melodischen Orkan flankieren, der an technischen Finessen keine Superlative auslässt. Wie ein Hybrid aus STRAPPING YOUNG LADS und DIMMU BORGIR preschen die Vier aus der Dunkelheit hervor und schlagen gnadenlos und blitzschnell zu.
Während die Ketzer und die Hexen zu dem gen NEVERMORE ausgerichteten Powertornado 'Witchburner' ihre letzten Sekunden genießen, besiegeln ihre menschlichen Richter den grässlichsten aller Tode. Das langsame Sterben in einem sanft züngelnden Gemisch aus Kohlenmonoxid und Schwefel in der lodernden und gefrässigen Hitze der Hölle, die sich unwillkürlich nimmt, was ihr zusteht. Fleisch und Seele!
'14th Century Plague' leitet die Rache göttlicher Herrlichkeit ein, die sich in pestiziden Flächenvergiftungen ergießt. Massensterben und Landverseuchung, musikalisch untermalt von einem stark SATYRICON-lastigen schwarzen Moloch, der unerbittlich die Tiefe sucht, um die Außenwelt in Selbiger zu begraben. Still, lauernd und siechend, ängstigen DEMONOID in intensiver Atmosphäre und praller Dunkelästhetik.
'Hunger My Consort' stimmt das grimmige Knurren der Mägen ein, die mit ihrer dumpfen Melodik den Sterbenden in ihren letzten Minuten Gesellschaft leisten. Technischer Death Metal zwischen SOILWORK und DEATH verwöhnt die todesliebenden Ohren mit ihrer brutal filligranen Eleganz und machen aus 'Hunger My Consort' das Highlight des Albums.
Im Anschluss tränkt 'The Evocation' den Tag und die Nacht im berauschenden Rot eines ungeronnenen Lebenselexiers und gibt die Thematik der bevorstehend aufbrausenden Apokalypse in einer stampfenden Groovebestie preis, die ungeniert Genregrenzen einreißt und melodiös die Stilschwerter kreuzt.
Die Zeit ist gekommen. Die Menschheit hat ihr eigen Schicksal erwählt. Im Tode werde sie nun Ruhe finden...
Das finale Dreigestirn zelebriert die Ankunft der Reiter und deren endgültiges Wirken auf gottverlassenem Land. Mittlerweile zu einem meiner Lieblinge avanciert, ist 'Arrival Of The Horsemen' das insgesamt abwechslungsreichste und melodiöseste Stück auf "Rider Of The Apocalypse", das mit zahlreichen Gimmicks und musikalischen Zungenschnalzern angereichert ist.
Erhebet eure Häupter und ihr werdet erfahren den Zorn Gottes! Unter dieser Prämisse stürzt 'The End Of Our Times' die Menschheit ins todesmetallische Verderben, raubt ihr mit Doublebassattacken den Atem, infiziert sie mit einem melodischen Blast-Beat-Halluzinogen und versetzt sie in eine propellerbangende Trance, aus der es kein Erwachen zu geben scheint. Großartig!
Das spektakuläre Finale bereitet natürlich der Tod höchstpersönlich, wenn er in 'Death' auf leisen Sohlen die Menschheit des Menschseins beraubt und dem Sinnlosen die Bestimmung offenbart.
Für was sind wir denn gut? Um Kriege zu führen, um zu foltern, zu knechten, zu töten und zu rauben? Hier ist der Ort, an dem die Sühne und die Buße über allem steht und an diesem Ort werden wir uns jetzt alle versammeln...
Hypnotisch wälzt sich die Scheibe ihrem Ende entgegen und hinterlässt bei den extremen unter den Metallern eine tiefe Zufriedenheit, die aus der stimmigen Gesamtheit der komplexen Musik, der tödlichen Produktion, der Story und des genialen Artworks resultiert.
Die Wolken schieben sich gerade vor die Sonne und rauben ihrem heilsamen Licht die leidliche Existenz. Der richtige Zeitpunkt, um dieses mächtige Monumentalwerk ein weiteres Mal zu genießen. Erhebet euch und holt mich, ich warte...
Anspieltipps: Wargods, Witchburners, Hunger My Consort, Arrival Of The Horsemen, The End Of Our Times
- Redakteur:
- Alex Straka