DER W - IV
Mehr über Der W
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- W Entertainment / Tonpool
- Release:
- 18.03.2016
- Neuland (Erinnerung ist Sperrgepäck)
- Mehr!
- Zeit
- Justitia
- Faust auf Fresse
- Ich komm Heim
- Danke für mein Leben
- Keiner kann es besser als du
- Welt ohne Farben
- Vorhaut, Kopftuch, Kruzifix
- Sopa De Teecho (Der Schmerz verlangt gespürt zu werden)
- Wie wirklich ist die Wirklichkeit
Von der großen Bühne ins Schattendasein.
Die Solokarrieren der einzelnen ONKELZ-Recken waren bis dato nicht von sonderlich großem Erfolg gekrönt - insofern stellte sich die Frage, ob man nach dem Live-Comeback und dem anvisierten Studiotermin überhaupt noch die Zeit und Muße finden würde, um Projekte wie DER W weiter voranzutreiben. Doch Stephan Weidner bleibt in dieser Sache fokussiert, zumal der Sound seiner Soloband sich letztendlich doch stark von den straighten Kompositionen der Millionenseller unterscheidet. Nachdem die ersten drei Alben jedoch mehr oder weniger geduldet und akzeptiert, nicht jedoch überschwenglich gefeiert wurden, steht der Gitarrist und Songwriter gehörig unter Zugzwang. Einen weiteren mittelprächtigen Silberling würde sich Widner nicht leisten können, wollte er die Diskussionen endgültig ersticken. Doch, und da mag man den letzten Song des neuen Albums zitieren: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Tja, sie ist auf jeden Fall hart, die Realität, in welche die Songs von DER W wiederholt abdriften. Einmal mehr präsentiert sich Weidner nachdenklich und experimentell, zielt nicht auf den schnellen Hit, könnte letztendlich aber auch mal einige davon vertragen, um das eigene Ding irgendwann doch noch einmal in die Spur zu bekommen. Denn auch "IV" ist in der Gesamtbetrachtung viel zu lasch und harmlos, als dass man hier vor Begeisterung an die Decke gehen müsste. DER W will mit aller Macht etwas Tiefgründiges komponieren, will die Kunst erzwingen, doch sie geht ihm auch diesmal nicht von der Hand. Nummern wie 'Zeit' und 'Justitia' setzen den Fokus auf die Lyrik, vergessen dabei aber auch, dass der musikalische Spiegel ein Äquivalent bieten sollte - und das geschieht nicht nur in diesen Nummern nicht. Offenkundig sieht sich Weidner als modernen Singer/Songwriter und steht irgendwo zwischen Melancholie und ONKELZ-Tradition. Doch der Zwiespalt, der schon auf den letzten beiden Scheiben der größeren Band das Erlebnis trübte, ist auch auf "IV" nicht wirklich gelöst. Es gibt zwar vereinzelt jene Momente, in denen ein paar anständige Nummern mit der gebotenen Lockerheit aufzeigen, dass der Komponist seine Qualitäten nicht vollends verspielt hat. Doch im Großenm und Ganzen dokumentiert dieses Album noch deutlicher als seine Vorgänger, dass Weidner im falschen Genre gelandet ist, denn Authentizität, Kunst und Songwriting geben erneut nicht jene homogene Figur ab, die längst überfällig ist.
Und so kommt es leider genau so, wie es zuvor zu befürchten war; DER W irrt weiterhin in einem ziellosen Kosmos als Solokünstler umher und scheint seine musikalische Mitte am Ende doch nur bei den ONKELZ zu finden. Das ist einerseits traurig, im Hinblick auf das geplante Bandalbum aber vielleicht auch zu begrüßen!
Anspieltipps: Welt ohne Farben, Wie wirklich ist die Wirklichkeit
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes