DESPAIRATION - Songs Of Love And Redemption
Mehr über Despairation
- Genre:
- Dark Wave Trip Rock
- Label:
- Moonstorm /EFA
- Release:
- 29.03.2002
- Blue Haven
- Magic Caravan
- Subsoil Pedestrians
- End Of Green
- Man On The Moon
- Cosmic Trigger
- The Eletric Shaman
- Cygnet
- Liquid Divine (Instr.)
- Celestial Winter
- Melissa Kissed The Sky
- Transcen-Dance
- VeloCity
Seht ihr auch dieses glühende Fragezeichen über meinem Kopf? Das schwebt da, seit ich versucht habe, das dritte Album namens „Songs of Love and Redemption“ von DESPAIRATION, die bereits seit 1994 existieren, stilistisch einzuordnen. Dark Wave? Trip-Rock? Pop? Dark Metal? Etwas von alledem vermutlich, gepaart mit ein paar Loops und Beats hier und etwas Klassik dort. Und darf es auch etwas Freejazz sein? Kein Problem, alles im Paket inbegriffen.
Und das erfreuliche: Zum einen gelingt ihnen dieser Spagat tatsächlich bis auf einige ganz wenige Entgleitungen, man glaubt es kaum. Zum andren schaffen sie es, trotz unüberhörbarer Anleihen an DEINE LAKEIEN oder DEPECHE MODE in Sachen Wave-Anteil nicht in den Bereich kommerztauglicher Eingängigkeit abzudriften. Dominant ist dabei der wechselnde, zumeist warme Gesang von Sascha Blach, der auch für die ganz ausgezeichnet poetisch geratenen und wohlgereimten Lyrics verantwortlich zeichnet.
Jeder Song hat seine ganz eigene Überraschung parat, wenn es um neue Elemente geht. So besticht der Opener „Blue Haven“ durch virtuos-melodiöses Pianospiel, Synthi-Streicher und eindrucksvolle Gitarrenteppiche, der weinerlich einsteigende Gesang ist anfangs allerdings gewöhnungsbedürftig, entschädigt dafür aber spätestens ab dem Ohrwurm-Refrain mit Wärme und einer Eingängigkeit, die sich durch das gesamte Album zieht.
„Magic Caravan“ katapultiert den Hörer in die Wave-Zeit der 80er und erweckt sie zu neuem Leben, das Piano tritt in den Hintergrund, die Streicher sind dem Refrain vorbehalten, dafür dürfen die Gitarren an geeigneter Stelle neben den Beats ganz nach vorne an die Bühne. Ein wirklich faszinierender Klangspagat.
Modern, expressionistisch und düsterer wird es bei „Subsoil Pedestrians“, sowohl, was den wieder wechselnden Gesang betrifft als auch den Einsatz von Keyboards und elektronischen Spielereien. Aber der Refrain enttäuscht auch diesmal nicht in Sachen Melodik und Wärme.
„End Of Green“ verbannt Gitarren und harte Töne und widmet sich balladesk den sanft melancholischen Klängen. Erwartungsgemäß dominieren Streicher und Piano hier.
Der Kulturschock Nummer Eins des Albums folgt mit einem Cover des R.E.M.-Klassikers „Man On The Moon“. Im Strophenteil nahezu dahingehaucht kommen elektronische Klänge, leise Gitarren und Stimme an des Hörers Ohr geschwebt, um dann im gelungen arrangierten, kraftvollen Refrain zu münden. Sicherlich gewagt, aber aus meiner Sicht gelungen, dieses Experiment. Ein Album-Highlight.
„Cosmic Trigger“ geht gleich dynamisch in die Vollen, im Wesentlichen Wave-dominiert und herrlich groovend – bis am Ende ein sattes Gitarrensolo einsetzt.
„Eletric Shaman“ steigt romantisch-akustisch ein und geht über zu einem intensiven, fast schon bombastischen Ohrwurmrefrain. Ein absoluter Oberklassesong.
Die elektronischen Beats und Sounds dürfen dann bei „Cygnet“ wieder nach vorne, bevor es mit dem Instrumental „Liquid Divine“ zum Kulturschock Nummer Zwei kommt – der Einstieg ist gelungen, und hier wird zwar mit weiteren Elementen experimentiert, was grundsätzlich lobenswert ist, aber diese satte Dosis Freejazz ist ein wenig viel des Guten. Aber interessant allemal.
Nachdenklich beginnt „Celestial Winter“, akustisch getragen, ein idealer Übergang zum romantisch verträumten „Melissa Kissed The Sky“, gespickt mit einem ergreifenden Refrain – ein Song, der dich emotional packt und einer der Höhepunkte dieses Silberlings ist.
Das Thema von „Electric Shaman“ wird mit „Transcen-Dance“ weitergetragen und mit schamanistischen Gesängen verfeinert, bleibt aber eine TIAMAT-ähnliche Mischung als Dark Wave und doomigem Metalsound. Ein sehr intensiver Song.
Einen sanften, stimmungsvollen Ausklang findet das Album mit „Velo City“, das Lust auf mehr macht und dazu anregt, dieses äußerst gelungene, innovative und immer wieder interessante Album von vorn abzuspielen.
Anspieltipps: Man On The Moon, The Eletric Shaman, Melissa Kissed The Sky
- Redakteur:
- Andreas Jur