DESTRUCTION - Day Of Reckoning
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2011
Mehr über Destruction
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.25
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 18.02.2011
- The Price
- Hate Is My Fuel
- Armageddonizer
- Devil´s Advocate
- Day Of Reckoning
- Sorcerer Of Black Magic
- Misfit
- The Demon Is God
- Church Of Disgust
- Destroyer Or Creator
- Sheep Of The Regime
DESTRUCTION lehren ihren eigenen Klassikern das Fürchten...
Eins vorweg: Ich bin Fan und als Fan neigt man dazu, seine Helden teilweise zu rosarot zu tünchen. Deswegen wollte ich im Falle DESTRUCTION und ihrer neuen Abrissbirne "Day Of Reckoning" besonders kritisch zu Werke gehen. Aber es kam, wie es kommen muss. Irgendwie können mich weder KREATOR noch DESTRUCTION mit neuem Material enttäuschen. Scheinbar ist es sogar so, dass nicht in der Bay Area das Herz des Thrash schlägt. Konnten mich dort ansässige Bands mit ihren letzten Releases nicht ausnahmslos überzeugen, sieht es bei den deutschen Thrash-Legenden anders aus.
Es pulsiert langsam, bedrohlich. Ein Wecker tickt, immer lauter, und plötzlich explodiert 'The Price' aus den Speakern, eine Thrashwalze, deren Intensität, Virtuosität und rebellisch brachialer Speed schlicht wahnsinnig macht. Nimmt man mal die "Antichrist"-Phase raus, sind derartige Kanonaden schon einige Zeit her. Schmier und Co. bieten aber nicht nur Speed, sondern verbinden die fast schon punkige Wut mit allerhand technischen Zungenschnalzern wie zu seligen "Cracked Brain"-Zeiten. Kurzum: 'The Price' ist der vielleicht beste Opener seit 'Release From Agony'.
Doch 'Hate Is My Fuel' setzt noch einen drauf. Nicht mit Speed, sondern Rifffacetten der Axtbrigade, die man so seit zwanzig Jahren nicht mehr gehört hat. Versteht mich nicht falsch. Hier ist nichts retro oder nostalgisch. Im Gegenteil, die beiden Opener tönen so frisch und keimfrei, dass sämtlicher nationaler und internationaler Konkurrenz speiübel ob der reinen Power werden dürfte. Extraklasse...
'Armageddonizer' beschreitet einen für DESTRUCTION ungewöhnlichen Weg. Bildet die Strophe das unerbittlich walzende Fundament, werden die Bridges filigran verspielt, während der Refrain dezent an Großtaten wie 'Reject Emotions' erinnert. Volltreffer Nummer drei...
'Devil's Advocate' ist old school-Thrash, der den 'Thrash Attack'-Spirit atmet und Mike ordentlich Raum für seinen Genius bereitet. Das Titelstück hingegen planiert tonnenschwer und trumpft mit seiner kryptischen Melodielinie im Refrain. Hymne!
'Sorcerer Of Black Magic' ballert ebenfalls altschulig durch's Gebälk. Referenz sind Glanztaten wie 'Bestial Invasion' und 'Invincible Force'.
'Misfit' könnte nun wieder auf "Release From Agony" stehen und rebelliert auf Augenhöhe mit 'Dissatisfied Existence' oder 'Unconscious Ruins'. Scheiße, hört die Hitdichte auch mal auf...?
Auf den ersten Kontakt fällt 'The Demon Is God' etwas ab, was an der etwas abgespeckten Klampfenarbeit liegt. Doch shit, nach dem dritten Durchgang offenbart sich einer der größten Hits des Albums. 'The Demon Is God' wird mit seiner stoischen Rhythmik und seinem wunderbaren Shoutrefrain sicher ein Highlight der nächsten Tour werden.
'Church Of Disgust' ist die vielleicht modernste Nummer des Albums. Mike rifft und verzichtet mehr auf seine abgefahrenen Spielereien. Ebenfalls geile Nummer, die aber mit dem Rest nicht mithalten kann. Zumindest durch meine Fanbrille...
'Destroyer Or Creator' bildet den zweiten Schwachpunkt der Scheibe, obwohl dieses Wort überzogen ist. 'Day Of Reckoning' besitzt keine Schwachpunkte, sondern lediglich zwei Tracks, die abfallen. Dafür gibt es zum krönenden Abschluss mit 'Sheep Of The Regime' ein wahres DESTRUCTION-Monster, das only pur zerstört und dazu in seinen Arrangements herrlich klassisch klingt.
Ihr habt nun eine Review gelesen, die durchweg positiv ist, daneben aber auch oft auf alte Zeiten verweist. Das könnten wiederum manche als negativ sehen. Faktum bin ich Fan der ersten Stunde und finde auf "Day Of Reckoning" hunderte Verweise auf deren eigene Historie. Ich liebe die alten DESTRUCTION bis inklusive "Release From Agony", allesamt Klassiker der Metalgeschichte. An diese Klassiker knüpft "Day Of Reckoning" an, ohne sich ihnen anzubiedern. Und ich wage jetzt schon mal zu behaupten, dass die Die Hard-Fraktion "Day Of Reckoning" in ein paar Jahren den Klassikern zuordnen wird.
Die Scheibe ist durchdacht ohne Ende, dabei aber dennoch rüpelhaft und wütend. Sie klingt trotz aller Feinheiten und Detailreichtum verdammt spontan und aus dem Bauch raus. Neu-Drummer Vaaver ist ein absoluter Glücksgriff, da er sehr fragil das Instrumentalsperrfeuer der beiden Ur-Zerstörer an der Front, mal sensibel, mal dem Wahnsinn nahe akzentuiert. Und die Produktion setzt allem die Krone auf. Auch hier gehen DESTRUCTION ein paar Schritte zurück. Hier ist nichts compressed bis zum Kotzen und es klingt ebenfalls nicht so, als hätte man 20 Klampfen übereinander gelegt. Transparent, erdig, roh...geil. Zudem singt Schmier einmal mehr gottgleich und setzt hinter das Wort "Unverwechselbar" im Zusammenhang mit seiner Röhre drei Ausrufezeichen!!!
Fazit? Die beste DESTRUCTION seit "Release From Agony" und nur wegen der beiden vermeintlich schwächeren Songs keine Höchstnote...
Anspieltipps: 'The Price', 'Hate Is My Fuel', 'Armageddonizer'
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Alex Straka