DETENTE - Decline
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2010
Mehr über Detente
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cognitive Records
- Release:
- 28.05.2010
- In God We Trust
- Predator
- Kill Rush
- Degradation Machine
- Decline
- Genocide
- This Is Not Freedom
- Ashes
Adrenalinkick Deluxe. Mit Frauenpower.
Hier haben wir das neue Album der Semi-Legende DETENTE vorliegen, welche anno 1986 mit "Recognize No Authority" eine bis dahin ungekannte Mischung aus Punk, Hardcore und Thrash heruas brachte. Neben der extrem ruppigen Musik und den sehr sozialkritischen Texten, fiel die Band natürlich in erster Linie durch ihre sehr extreme Frontfrau auf: Dawn Crosby hatte ein extreme Stimme, eine mehr als extreme Stageshow und wohl auch einen sehr extremem Lebenswandel. So extrem, dass sie am 15.12.1996 leider aufgrund eines Leberversagens verstarb. Ein herber Verlust für die Musikwelt. Und genau dieser offensichtlich sehr extreme Background, führte in ihrem Fall auch zu extremer Musik. Aus musikhistorischer Sicht wird man später sicherlich mehr über den Gitarristen Ross Robinson reden, da dieser unter anderem SEPULTURA, LIMP BIZKIT, SOULFLY und natürlich SLIPKNOT produziert hat und damit maßgeblich am Nu-Metal-Sound "schuld" ist. Aber lassen wir das.
Er ist auch der einzige, der sich nicht an der Reunion beteiligt, bei der die ehemalige HELLION-Sängerin Ann Boleyn eine recht amtliche Figur hinterm Mikro abgibt. Sie versucht erst gar nicht, Dawn Crosby zu imitieren und bekommt es hin, die alten Klassiker gesanglich mehr als ordentlich darzubieten. Auf dem neuen Album aber singt mit Tiina Teal eine völlig unbekannte Dame. Bereits das geschrieene Intro macht aber klar, dass Tiina mehr als passend für DETENTE ist. Sie klingt wütend und angepisst. Erinnerungen an Dawn werden wach. Aber auch musikalisch lassen die alten Herren nichts anbrennen. In etwa dreißig Minuten wird der Hörer akustisch zuerst vermöbelt, nur um danach wieder mit Adrenalin voll gepumpt zu werden. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Saftige Gitarren hacken rasierklingenscharfe Riffs in die Hörmuscheln, ohne dabei eine Sekunde lang stumpf zu wirken. Das ist wie ein Chili Con Carne: Feurig, würzig, heiß und scharf. Dazu knarzt ein amtlich pumpender Bass die ganze Zeit Stakkato-Rhythmen als Sockel auf die Festplatte und der Ex-Mann von Dawn hackt dazu hektisch klug taktierte Beats in seine Percussionsmaschienerie. Dabei sitze ich unterm Kopfhörer und wippe zuerst mit dem Finger, bevor ich mit der ganzen Hand auf der Tischplatte herum klopfe. Bei 'Kill Rush' rotiert dann der Schädel. Was für ein Monster! Danach ist man eigentlich schon platt – zumindest in meinem Alter – aber DETENTE legen mit 'Degradation Machine' noch ein paar Schaufeln drauf. Nicht in Sachen Geschwindigkeit, sondern in Sachen Emotionalität. Hier beweist Tiina ihre wahren Gesangsqualitäten, denn in den mystisch ruhigen Momenten erzeugt sie bei mir ähnliche Schauer wie Dawn auf der ersten FEAR Of GOD. Und Klampfer Caleb Quinn hat sie immer noch im Ärmel, diese Gitarrenstrudel, die den Hörer ins unendliche Nichts saugen. Man ist beinahe hilflos, so magisch anziehend ist dieser Song. Unfassbar.
Bei 'Genocide' muss ich kurz schmunzeln, denn hier gibt es am Anfang ein schönes Zitat als Tribut an die alten Zeiten. Toll. Das abschließende 'Ashes' hinterlässt mich innerlich aufgewühlt, körperlich ausgelaugt, aber glücklich. Denn: DETENTE ist mit diesem Album mehr als würdig zurückgekehrt und ich hoffe, dass die Band nun endlich die Beachtung bekommt, die ihr seit zwei Dekaden zusteht. Killerteil.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae