DEVIL'S BLOOD, THE - Come, Reap
Mehr über Devil's Blood, The
- Genre:
- Okkult Rock
- Come, Reap
- River Of Gold
- The Heavens Cry Out For The Devil's Blood
- White Faces
- Voodoo Dust
Auch wenn Bandname, Artwork und die Pseudonyme der Mitglieder auf Black Metal schließen lassen, erfreuen uns die Holländer mit einer ganz anderen Stilistik. Wer es abgefahren, altmodisch und gleichzeitig progressiv mag, kommt an diesem Kleinod nicht vorbei.
Was erwartet man von einer holländischen Band mit dem bedeutungsschwangeren Namen THE DEVIL'S BLOOD, deren Mitglieder sich hinter Pseudonymem verstecken und deren Konzerte nach eigenen Angaben als "Rituals" gewertet werden und deren Musik Okkult-Rock sein soll? Irgendwas Schwarzmagisches auf jeden Fall, das düster dröhnend, fies keifend und mit Rasierapparaten bewaffnet auf des Hörers Trommelfelle einzuwirken versucht. So war zumindest meine Herangehensweise an die Band und ihre EP "Come, Reap". Nette Aufforderung übrigens.
Optisch kommt dieser fünf Tracks umfassende Silberbatzen auf jeden Fall schon mal sehr stylisch 'rüber. Ein schickes Digipack mit entsprechend okkultem Artwork und Null Text-oder Bild-Information zu den Akteuren. Kult halt. Ist es deswegen aber auch gleich toll? Natürlich nicht, denn was nützt das beste Image, wenn man musikalisch auf Schmalspuren rodelt? Nichts, außer man heißt Gene Simmons. Aber lassen wir das.
Player angeschmissen, in gespannter Erwartungshaltung zurückgelehnt und den zirpenden Gitarren gelauscht, die alles einleiten. Sofort fällt der herrlich warme Klang auf, der mich in seinen Bann zieht. Kerzenschein, ein Kaminfeuer und eine Tube Met dazu. Herrlich again. Völlig perplex, ja beinahe paralysiert, starre ich in die Flamme vor mir auf dem Tisch als der Gesang einsetzt. Was ist das denn? Da singt ja eine Dame! Hatte ich doch einen hustenden Riesenzwerg erwartet, verzaubert mich hier und jetzt ein kraftvoller Frauengesang, der charismatisch, anklagend und gleichermaßen zerbrechlich anmutet. Die Stimme in deinem Unterbewusstsein: ein bisschen unheimlich und trotzdem wohl vertraut. Gänsehaut. Dazu die unerwartet altmodisch-rockende musikalische Untermalung, die aber wie die berühmte Faust aufs Auge passt. Auch wenn das Tempo des fünfminütigen Titelsongs relativ hoch ist, ist das bei weitem kein Heavy Metal. Ich höre BLACK SABBATH, alte TRIUMPH, THE GUN, URIAH HEEP, aber auch FRANK MARINO heraus. Es gefällt mir. Sehr sogar.
Die ganze Chose wird durchgängig von treibenden Gitarren unterlegt, was der Sache einen beinahe hypnotischen Charakter verleiht. Immer wieder bricht eine der beiden Klampfen links oder rechts – es lebe der Stereo-Effekt! – zu einer kurzen Solo-Eskapade aus, was zu kleinen Verschnörkelungen am Rande führt, die man aber erst mit der Zeit wirklich wahrnimmt. Das Hauptohrenmerk liegt anfänglich ganz eindeutig auf der Stimme, die recht häufig von mehrstimmigen Chören begleitet wird. Wir erinnern uns: Rituale!
Während die beiden kürzeren Eigenkompositionen ('The Heavens Cry Out For The Devil's Blood' und 'River Of Gold') und die Roky-Erickson-Kofferversion 'White Faces' in eine ähnliche Kerbe schlagen, entladen sich beim zehn Minuten langen Epos 'Voodoo Dust' alle musikalischen Kräfte der Band. Das geht so weit, dass man sich in Trance zu spielen scheint. Flirrende Soli, ein wabernde Rhythmus, der fasziniert und der teils sehr hohe Gesang aus Satans Lunge ergeben in Union ein fesselndes Hörerlebnis. Magisch und beschwörend. Die anderswo mehrfach gelesenen Vergleiche zum PSYCHOTIC-WALTZ-Meilenorgasmus 'Into The Everflow' wollte ich vorher nicht glauben, aber sie sind nachvollziehbar. Und ihr wisst, wie ich zu dieser Band, diesem Album und auch zu diesem Song stehe. Gott. Ooops. Durfte ich das jetzt sagen?
- Redakteur:
- Holger Andrae