DEVIL'S BLOOD, THE - The Time Of No Time Evermore
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2009
Mehr über Devil's Blood, The
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Van/Soulfood
- Release:
- 11.09.2009
- The Time Of No Time
- Evermore
- I'll Be Your Ghost
- The Yonder Beckons
- House Of 10.000 Voices
- Christ Or Cocaine
- Queen Of My Burning Heart
- Angel's Prayer
- Feeding The Fire With Tears And Blood
- Rake Your Nails Across The Firmament
- The Anti-Kosmik-Magick
Satan wird gehyped.
Eine Band, die bereits nach einer 7" und einer EP von der großen Presse über den grünen Klee gelobt wird und die obendrein noch ein Image propagiert, das sehr werbewirksam erscheint, kann nicht wirklich musikalische Substanz haben. Solchen Unsinn hätte ich vor kurzer Zeit eventuell auch noch unterschrieben, allerdings muss ich im vorliegenden Fall sagen, dass THE DEVIL'S BLOOD genau meinen momentanen Geschmacksnerv treffen. Und da ist es mir mal – gelinde gesagt – schnurzpiepegal, wer das noch alles gut findet. Da ich die beiden Kurzlinge schon ziemlich großartige finde, bin ich mit großer Erwartungshaltung an den ersten Langdreher der holländischen Okkultrocker heran gegangen.
Bereits das Intro beweist, dass alles, was TDB macht, Hand und Fuß besitz, denn diese Melodie beendete bereits "Come, Reap". Coole Idee, wenn auch nicht neu. Sofort fällt der angenehme, offene und sehr in den Siebzieger Jahren verwurzelte Klang auf, in dem man sich verlieren kann. Alles klingt weit und mit viel Hall in Szene gesetzt, dazu addiert sich schnell der für mich faszinierende Gesang von The Mouth Of Satan aka Farida. Und dabei ist es völlig gleichgültig, ob die Dame über okkulte Themen oder über Friede, Freude und Eierspeisen philosophiert. Mir zumindest. Der Ton macht die Musik und den treffen die Damen und Herren immer. Einzelne Songs heraus zu picken fällt schwer, denn qualitativ gibt es wenige Ausschläge. Die gesamte Spielzeit über ist man gefesselt von der hypnotischen Rhythmik, die alle Songs unterlegt.
Müsste ich einen Song auswählen, der einem Außenstehenden am ehesten gefallen könnte, wäre es wohl 'I'll Be Your Ghost'. Kurz und knackig rockt diese Nummer gradlinig aus der Anlage. Trotzdem muss der geneigte Hörer nicht auf Trademarks wie mehrstimmige Gesänge oder flirrende Soli verzichten. Singlehit. Ähnliche Töne, wenngleich ein Spur härter, werden in 'Christ Or Cocaine' angeschlagen. Eine weitere Nummer, deren Melodie sich unwillkürlich in mein Unterbewusstsein eingebrannt hat. Das könnte beinahe auf Oldie Radio laufen. Wer jetzt befürchtet, die Holländer hätten ihre psychedelische Seite verloren, kann sich beruhigt bei den restlichen Songs in Trance hören. Allen voran 'House Of 10.000 Voices', welches wie ein folkloristisches Beschwörungsritual von Jimmy Page klingt. Kerze angezündet, Nachbars Lumpi aufgeschlitzt und fröhlich kann die Orgie beginnen. Allein die grandiose Gitarrenmelodie in dieser Nummer verzückt mich immer wieder aufs Neue. Auch 'Feeding The Fire With Tears And Blood' macht seinem Namen alle Ehre. Geziert von einem genial knarzenden Basslauf, entwickelt dieser vermeintlich simple Song eine animalische Anziehungskraft. Und selbst bei beschleunigtem Tempo verlieren die Kompositionen nichts von ihrer Magie, wie der kurzweilige Titelsong eindrucksvoll beweist. Manchmal frage ich mich, wie viele Gitarren man da hört, so voluminös und beinahe orchestral wirkt dieses Geflecht aus akustischen und verzerrten Saiteninstrumenten. Und damit dem völlig entrückten Fan kurz vor Toreschluss die finale Gehirnwäsche verpasst wird, gibt es als Rausschmeißer das elf Minuten lange 'The Anti-Kosmik Magick'. Kenner des Demos behaupten, die alte Version sei noch besser. Eine Aussage, die ich aufgrund von Unwissenheit nicht beurteilen kann. Allerdings kann ich beurteilen, dass die hier verewigte Fassung absolut genial rüberkommt. Keine Langeweile, ein extrem cooler Aufbau und was ab Minute Fünf abgeht, lässt mich jedes Mal Nachbars Lumpi wieder zusammenflicken. So gut ist diese Passage. Vielleicht nicht unbedingt das, was unsere Freunde gerne erreichen würden, aber ich bin nun mal nicht evil. Das schafft bei aller Qualität dieses Album dann nun doch nicht.
Also gehöre ich genau genommen gar nicht zur Zielgruppe der Band. Wer weiß. Ich kann es nur noch einmal wiederholen: Dieses Album ist absolut toll, auch wenn es gerade so viel Staub aufwirbelt, dass man es anzweifeln kann. Natürlich gibt es etliche Newcomer, die ebenfalls ganz tolle Musik machen und denen ich diese Promotion auch gönnen würde, aber muss ich deshalb THE DEVIL'S BLOOD verurteilen? Wohl kaum.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae