DEZPERADOZ - Moonshiner
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Dezperadoz
- Genre:
- Western Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- El Puerto Records
- Release:
- 21.06.2024
- Evil Wayz
- Runnin' Shine
- Straight Between The Eyes
- Moonshine
- Mexican Border
- Man Of Constant Sorrow
- River
- Lawless
- My Lucky Graveyardboots
- Angels' Share
- A Gunmans Trail
- Never Stop To Start Again
Die Sonne brennt schwer im Wilden Westen.
Es ist heiß in der Prärie. Sheriff Alex Kraft und seine Cowboys sitzen um das brodelnd knisternde Lagerfeuer herum, irgendeiner zupft auf der Akustikgitarre ein paar Akkorde und besingt Wein und Weib, irgendwer pfeift zaghaft ein Ennio-Morricone-Thema, irgendwo jault ein Kojote, rasselt eine Klapperschlange und John Wayne reitet am Horizont gemeinsam mit Clint Eastwood in die untergehende Abendsonne. Könnt ihr euch das vor dem geistigen Auge vorstellen? Willkommen in der Welt von DEZPERADOZ, die uns mit dem fett produzierten "Moonshiner" nun zum sechsten Mal in die metallische Welt der Saloons, Revolverhelden und neuerdings auch der Prohibition entführt. Darauf ein kräftiges "Yeehaw"!
Das letzte Album "Call Of The Wild" rockte mich 2017 mächtig aus dem Sattel. Und mit dem Eröffnungskracher 'Evil Wayz' holt mich das Quartett auch direkt wieder ab. Ich liebe diese kraftvollen Klampfen, gepaart mit dem exotischen Gewürz an Western-Country-Flair. Das ist ungewöhnlich, entsprechend hoch das Alleinstellungsmerkmal und der Wiedererkennungswert. Darüber hinaus machen die Jungs das auch noch sehr souverän, was schwer nach vorne brechende Songs wie 'Runnin' Shine', 'Lawless' oder auch das flotte 'Straight Between The Eyes' eindrucksvoll unter Beweis stellen. Eine musikalische Nähe zum schwarzen Album von METALLICA ist nicht nur nicht von der Hand zu weisen, sondern auch durchaus beabsichtigt ('A Gunman Trail'). Immer wieder bauen sie Italo-Western-Melodien mit ein und auch die klassischen Soundeffekte dürfen nicht fehlen. Doch im Mittelteil verlieren die Heidelberger ein wenig die Breitseite und schrauben das Tempo und den Metal-Anteil gehörig nach unten. So gewinnen Southern Rock, Country und grundsätzlich die Westerngitarre immer mehr an Oberhand ('Moonshiner', 'Man Of Constant Sorrow', 'River', 'My Lucky Graveyard Boots', 'Angels‘ Share'). Das nimmt ein wenig die Fahrt heraus. Obwohl die Songs einzeln betrachtet gar nicht so schlecht sind, ist es mir letztendlich zu viel Johnny Cash, zu wenig wildes Rodeo. Der verstärkte Einsatz der Akustikgitarre, speziell jeweils zu Beginn der Songs, ermüdet auf Strecke ebenfalls, da sich das Muster und der Aufbau der Stücke zu oft wiederholen. Im Gesangsbereich macht Alex Kraft eine ordentlich Figur, jedoch hätten die Refrains teilweise gerne ein bisschen zwingender sein dürfen und auch die eine oder andere zweite Stimme würde die Sache bestimmt super auflockern. Hat hier jemand Sambora gerufen?
Alles in allem hat mir "Moonshiner" sehr viel Freude gemacht, auch wenn mich final der Eindruck beschleicht, es wäre noch mehr drin gewesen. Die Albumdynamik hat nicht ganz gepasst, vielleicht wäre auch der eine oder andere Song weniger eine gute Idee gewesen. Trotzdem: Ein tolles Werk auf dem sich zahlreiche Stücke für ein metallisches Saufgelage mit DEZPERADOZ befinden. Schurken und Halunken, versammelt euch! Jetzt alle noch ein Eis und dann reiten wir los!
Anspieltipps: Evil Wayz, Moonshiner, Lawless
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Chris Staubach