DI'ANNO, PAUL - The Classics: The Maiden Years
Mehr über Di'Anno, Paul
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Indiesky / Cargo
- Release:
- 24.11.2006
- Wrathchild
- Strange World
- Charlotte The Harlot
- Killers
- Prowler
- Murders In The Rue Morgue
- Running Free
- Remember Tomorrow
- Phantom Of The Opera
- Sanctuary
- Women In Uniform
- Iron Maiden
Der Promozettel fängt mit den Worten "brandneues Album von IRON MAIDENs Originalsänger Paul DiAnno" an. Komisch nur, dass der Titel der Scheibe klingt, als wär's 'ne Best-of aus den ersten beiden MAIDEN-Alben. Pauls Name ist in den Buchstaben der MAIDEN-Schriftart geschrieben, und die Trackliste liest sich entsprechend: 'Wrathchild', 'Strange World', 'Charlotte The Harlot', 'Killers' ... Muss ich weiter machen? Ganz ehrlich, ich mag Paul DiAnnos Stimme noch immer, ich mochte auch seinen Gig vor einigen Jahren in Wacken, und ich freu mich auf seinen Auftritt an Pfingsten in Gelsenkirchen. Trotzdem, so gut das Scheibchen hier handwerklich auch sein mag, ich frag mich ernsthaft, wer das denn bitte kaufen soll.
DiAnno spielt, dieses Mal unter Mithilfe von sechs verschiedenen Gitarristen, zwei Bassisten und drei Schlagzeugern, hier zum ca. hundertsten Mal zwölf der größten MAIDEN-Klassiker neu ein. Die sind - gesungen von der Originalstimme - natürlich immer hörenswert, keine Frage. Die Scheibe macht Spaß, und man muss ganz klar sagen, dass der Mann immer noch eine überzeugend ausdrucksstarke und eigenständige Stimme hat. Auch die anderen Musiker lassen nichts anbrennen, und der Sound passt auch. Das Problem ist und bleibt: So ziemlich jeder potentielle Interessent für das Scheibchen hat zwei Alben im Schrank stehen, welche auf die Namen "Iron Maiden" und "Killers" hören. Dass diese Meilensteine in den neuen Versionen eine entscheidende Verbesserung erfahren haben, wird niemand erwarten, und so sehr verändert haben sie sich auch nicht, dass man bahnbrechende neue Facetten entdecken würde. Gut, Growls gab's früher bei 'Killers' nicht so wirklich, aber die sind auch heute so dezent, dass kein neuer Song draus wird. Trotzdem: Die punkige Energie, die MAIDEN heute schon lange nicht mehr haben, die ist hier noch lebendig.
Das Fazit bleibt dennoch gespalten: Hätte es "Iron Maiden" und "Killers" nie gegeben, dann wär die Scheibe ein echter Hammer. Aber es hat sie eben gegeben, und in einer Zeit, in der so viele gute neue Bands mit eigenen, frischen Songs um die Gunst der Fans kämpfen, fällt es mir ehrlich schwer, eine Kaufempfehlung für die x-te Aufwärmung von Klassikern auszusprechen. Hat Paul DiAnno mit "Murder One" noch ein echtes Brett gemacht, und mit "Nomad" wenigstens noch einige spannende neue Songs unters Bangervolk gedroschen, ist dieses Werk in kreativer Hinsicht eben eine Bankrotterklärung. Gut gemacht oder nicht, es ist unendlich schade, dass es DiAnno nun gar nicht mehr versucht, kreativ zu sein. Das wirklich Tragische an der Sache: Solang er es mit KILLERS, BATTLEZONE oder seinem Soloprojekt versucht hat, hat es die Leute auch nicht interessiert.
Anspieltipps: Charlotte The Harlot, Killers, Prowler, Iron Maiden
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle