DIETRICH, MICHAEL - Across Open Seas
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2016
Mehr über Dietrich, Michael
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Release:
- 20.05.2016
- Running Against The Wind
- To The Farthest Shore
- A Sailor's Song
- Blind Leading The Blind
- The Open Sea
- Chasing The Morning Star
- The Oneironaut
- My Bed On The Ocean
- Dragon Girl
- Homeward
Akustisch, elektrisch, dramatisch, klassisch.
Michael Dietrich ist der Frontmann der Band DEAD MAN'S BOOGIE, mit der er in der Schnittmenge zwischen klassischem Hard Rock und SAVATAGE-beeinflussten Hymnen musiziert, außerdem ist er als Studio- und Livemusiker gefragt. An der recht spröden Einleitung ist leicht zu erkennen, dass das vorliegende Album mein Erstkontakt mit dem Künstler ist und ich erst einmal meine Hausaufgaben machen musste. Es ist auch nicht so, dass ich auf Michael Dietrich aufmerksam geworden wäre, nein, er hat mich angeschrieben, weil ich von der Band GYPSY KYSS so begeistert bin. Wenn jemand mit solchem Mut auftritt, selbst gleich einen Vergleichspunkt zu setzen, wohl wissend, dass es schwierig ist, einem Fan etwas zu liefern, das einem 25 Jahre älteren Klassiker standhält, nötigt es Anerkennung ab. Also nehme ich mich natürlich gerne des Albums an. Und was soll ich sagen? Ja, Parallelen sind durchaus zu erkennen. Ich bin beeindruckt!
Dietrich schafft es tatsächlich, eine ähnliche Zerbrechlichkeit und mitreißende Melodieführung an den Tag zu legen wie "When Passion Murdered Innocence". Speziell wenn er mit der akustischen Gitarre arbeitet, was er häufig tut, ist das Resultat ausnahmslos großartig. Der Multiinstrumentalist spielt auf dem Album alles bis auf eingestreute klassische Instrumente wie Cello, Flöte und Violine selbst und lässt sich auch von der weiblichen Stimme Gloria Mussagos unterstützen. Wie man ahnt, ist das Ergebnis vor allem ein emotionaler Album mit zahlreiche ruhigen Songs und Passagen, die der Künstler allerdings mit genug Abwechslung unterbricht, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Dabei pendelt er zwischen Rock, Progressive Rock und Hard Rock gekonnt und erfrischend hin und her, erhält jedoch eine gewisse Grundmelancholie durchgehend aufrecht.
Dabei hat "Across Open Seas" einige Höhepunkte, die ich besonders erwähnen möchte, einfach weil das Album allein für diese fünf brillanten Killertracks ins Regal gehört. Da ist zum ersten der hard rockende Opener 'Running Against The Wind', der nach akustischem Beginn zu einem echten Kracher mutiert. Der Gute-Laune-Bringer 'Blind Leading The Blind' ist ein ganz offensichtlicher Hit, der einen großen Mitsingrefrain mit getragenen, schwermütigen Versen paart. Wer hier nicht tanzt und singt, ist taub oder hört sonst nur Black Metal. Ruhiger geht es in 'A Sailor's Song' zu, das durchaus einen Hang zum Kitschigen hat, aber dafür habe ich einen Faible. Hey, Dietrich mag SAVATAGE, und ich auch. Und die haben es auch zeitweise faustdick hinter den Ohren gehabt. Stilistisch ähnlich ist auch das hübsche 'To The Farthest Shore', das sich nach einigen Durchläufen von "gut" zu "fantastisch" mausert. Und zum Schluss ist da 'The Oneironaut', das mich in seinem eingängigen Refrain an irgendetwas erinnert, mir fällt aber partout nicht ein, woran. Schön klingt das Cello, Dietrichs Gesang ist einschmeichelnd, das Lied wäre sicher auch ein schönes Endpunkt für "Across Open Seas" gewesen, nur damit man es für Stunden nicht aus dem Ohr bekommt.
Einer gesonderte Erwähnung bedarf die CD-Gestaltung. Das Coverartwork ist absolut grandios und posterwürdig. Einzig ein Booklet mit Texten und weiteren Informationen wäre wünschenswert gewesen, aber einer selbst produzierten und finanzierten Scheibe kann man wohl kaum anlasten, dass darauf verzichtet wurde. Das Projekt war sicher auch so schon teuer genug. Und enthält etwa fünfzig Minuten großartigen Rock ohne schwachen Song und mit einigen echten Hits, durchaus im Kielwasser von GYPSY KYSS, um auf den Ansatz zu Beginn zurückzukehren, aber nicht nur. Die Ähnlichkeiten sind durchaus erkennbar, aber nicht dominant. Michael Dietrich schlägt eine ruhigere, melancholischere Richtung ein und ist so eigenständig, um als Empfehlung sowohl für GYPSY KYSS-Freunde als auch für Liebhaber guter Rockmusik zu funktionieren. Hört mal selbst (und ordert dann das Album beim Künstler selbst für nur 10 Euro plus Versand):
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger