DIORAMIC - Technicolor
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2010
Mehr über Dioramic
- Genre:
- Post Metal/Progressive
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Lifeforce/Soulfood
- Release:
- 22.01.2010
- Ghosts In The Machine
- Black Screen Goodbye
- The Antagonist
- Eluding The Focus
- Arms Of Poseidon
- The Lone Gunman
- Lost In Error
- Lukewarm Remains
- Doom
- Roses & Echoes
- Debris
Wilde Mixtur, die erst nach und nach ihre ganze Klasse offenbart.
DIORAMIC laufen ganz sicher nicht Gefahr, in der Masse von 08/15-Bands stecken zu bleiben und pflegen auf ihrem zweiten Album "Technicolor" einen unkonventionellen Stil, der die Band ebenso unbekümmert wie eigenwillig klingen lässt. Facettenreich kommt das Ganze herüber, aber irgendwie auch schwer fassbar. Manchmal betörend, manchmal aber auch chaotisch und sperrig - die muntere Reise, auf die DIORAMIC mitnehmen, führt nicht nur stets in dieselbe Richtung.
Ob man das Ganze nun Artcore, Post Metal, Alternative, Screamo oder Chaoscore nennt, ist vollkommen wurscht, da eh keine dieser Kategorisierungen das Kind exakt beim Namen nennt. Eine gewisse Progressivität ist zu konstatieren (wer jetzt allerdings an DREAM THEATER und Konsorten denkt, ist komplett auf dem Holzweg), Core gibt es auch zu hören (wenn auch eher unterschwellig), alternativ ist das Ganze mit Sicherheit, jedoch wird neben aller technischen Komplexität und auditiven Intensität auch viel Raum für Harmonisches gelassen. Im Melodiebereich sind DIORAMIC nämlich ein paar großartige Momente geglückt, die eingängigen und atmosphärisch dichten Refrains gehören häufig in die Kategorie "mitreißend". Unterbrochen werden die melodischen Parts immer wieder von sperrigen und wilden Passagen, die einen recht groben Gegenpol setzen. Hier ist es stellenweise einigermaßen anstrengend, der Musik zu folgen und als Hörer "bei der Sache zu bleiben". Wobei es schon Anerkennung verdient, dass DIORAMIC mit "Technicolor" ein Album kreiert haben, welches Harmonie und Chaos den gleichen Platz einräumt und beide grundsätzlich gegenläufigen Elemente zumeist gelungen in Einklang bringt. Mal treibend, mal schleppend, mal filigran und mal wuchtig - die Mischung macht's. Das trifft auch auf den Gesang zu, denn sowohl die gefühlvollen Clean Vocals, als auch das harsche, raue Geschrei fügen sich perfekt in das sowieso sehr vielseitige Klangbild ein. Wobei es der Gesangsdarbietung nicht gerecht würde, wenn man lediglich von dem typischen Emo/Screamo-Wechselspielchen sprechen würde, denn die Vocals, die sich Gitarrist und Bassist teilen, haben eine enorme Ausdrucksstärke und Wandlungsfähigkeit zu bieten.
Da ist es natürlich nicht verwunderlich, dass "Technicolor" nicht schon beim ersten Hör für volle Begeisterung sorgt, sondern erst nach und nach an Faszination gewinnt. Man muss dem Album genügend Zeit zum Wachsen geben, einen "Quickie", bei dem man nach wenigen Minuten schon weiß, wohin die Reise geht, bekommt man hier definitiv nicht geboten. Manche Songs ('Eluding The Focus', 'Lukewarm Remains') erinnern mich leicht an MADDER MORTEM, und von dieser Band ist man ja ein unkonventionelles, beinahe avantgardistisches Musikschaffen gewohnt. Auf DIORAMIC trifft diese Einschätzung ebenso zu, wobei man sich im direkten Vergleich zu ein paar wilden Ausbrüchen mehr hinreißen lässt. Die Drei aus Kaiserslautern haben auf jeden Fall eine gut funktionierende Mischung am Start, die jedoch noch ein paar zündende Ideen mehr vertragen könnte. Insgesamt aber ein spannendes Album, das einiges zu bieten hat und sein Publikum sicherlich finden wird, da es aus der gleich klingenden Masse an Hartwurstplatten angenehm hervorsticht.
Anspieltipps: Black Screen Goodbye, Eluding The Focus, Lukewarm Remains
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer