DIRGE (IN) - Ah Puch
Mehr über Dirge (IN)
- Genre:
- Sludge
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Qabar PR
- Release:
- 19.10.2018
- Invoking The Demigod
- Montezuma's Revenge
- Swamp Of Blood
- The Dilemma
- La Malinche
- Corpse Of Cortez
Einfach nur guter Sludge?
Ein Sludge-Outfit aus Indien, das auf seinem Debütalbum die Geschichte der Maya und ihre Vernichtung durch die spanischen Konquistadoren thematisiert? Klingt spannend! Da mag der Umstand, dass DIRGE aus Mumbai letztlich "nur" schlichten Sludge Marke EYEHATEGOD und NEUROSIS abliefert, zunächst enttäuschen. Andererseits liefert der Fünfer mit "Ah Puch" blitzsaubere Arbeit ab, weswegen Freunde verschleppt-harscher Todesstahlklänge hier keinen Grund zur Beanstandung finden dürften.
Den Namen eines Dämons bzw. Todesgottes der Maya mit einer extremen Spielart wie Sludge in Verbindung zu bringen, liegt ja irgendwie auf der Hand. Ich persönlich hätte mir zwar dann auch entsprechende exotische musikalische Einflüsse gewünscht, kann DIRGE ansonsten aber keinen Vorwurf machen. Der Opener 'Invoking The Demigod' bietet vielleicht keine nennenswerten Überraschungen, baut aber sehr stimmig eine genretypisch düster-brodelnde Atmosphäre auf (der übliche Lavavergleich funktioniert auch in diesem Fall wunderbar), zieht erfolgreich verschleppt-wüste Parallelen zu CANDLEMASS und EYEHATEGOD und führt die Band somit souverän in dieses ursprünglich eher westliche Genre ein. Beim folgenden 'Montezuma's Revenge' zeigt der Debütant außerdem, dass er mehr als nur ordentliche Zitate zu bieten hat: Die Truppe spielt ein gehässiges Tempo-wechsle-dich-Spielchen mit ihren Opfern und beendet das Geknüppel mit einem beinahe feierlich-melodischen Gitarrenfeuerwerk. 'Swamp Of Blood' ermüdet zunächst eher mit dem gleichförmig trägen Gebolze, legt zur Songmitte aber eine psychedelisch angehauchte Atempause ein, wodurch die Intensität der aggressiven Parts deutlich verstärkt wird. Und vor allem bei 'Corpse Of Cortez' zeigt der Debütant was in ihm steckt: Treibende Trommeln schieben eine erbarmungslose Hetzjagd durch tiefschwarze Urwälder an, vorübergehend wird ein heavy-metallisches Riffgewitter aufgezogen, ehe die Jagd in einer sumpfigen Sackgasse endet, in der mit erbarmungslosem Gekeule auch die letzten Überlebenden niedergemacht werden. Anschließend schweift der Blick nachdenklich, tieftraurig über das lebensleere Schlachtfeld. Und geradezu besessen, dämonisch unmenschlich fällt 'La Malinche' aus: Benannt nach Hernan Cortez' Beraterin und Geliebter aus Reihen der Ureinwohner, wird der Verrat, der zum Völkermord an den Maya geführt hat, der Blutdurst der Eroberer und die ohnmächtige Wut ihrer Opfer musikalisch epengleich aufgeführt.
DIRGE verbindet also brutalen Sludge mit metallischen Elementen, Trauer-Doom und einer blutgetränkten Atmosphäre ewiger Lichtabstinenz. Je mehr man sich in das Album vertieft, werden die gewünschten exotischen Sounds kaum noch vermisst; die bösartige musikalische Arbeit der jungen Herren vom Subkontinent lässt auch so mannigfaltig verzerrte Albtraumfratzen aus versunkenen Urkulturen erscheinen. Nüchtern betrachtet bietet "Ah Puch" sicherlich einfach nur ordentlichen Sludge, was aber völlig in Ordnung geht – mehr gibt's von ERLEN MEYER, ELEANORA und Konsorten schließlich auch nicht zu hören. Und wer sich auf das Albumkonzept einlässt, dürfte mit DIRGE aus Mumbai eine starke Ergänzung fürs extrem-metallische Plattenregal finden.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause