DISAFFECTED - Rebirth
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2012
Mehr über Disaffected
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Massacre (Soulfood)
- Release:
- 25.05.2012
- Mankwala
- C.ult O.f M.y A.shes
- Getting Into The Labyrinth
- Dreaming III: A Nightmare
- Evilution Within
- Miracle Dance
- Our Will
- Hypnotic Prophecy
- The Rebirth Of...
- 1460 Steps To Divine
- Arrival
Unterkühlt melodischer Prog-Death aus Portugal mit Sci-Fi-Ästhetik
Meine Überraschung war groß, als ich feststellte, dass diese Band aus Portugal stammt; will der DISAFFECTED-Sound doch so gar nicht zu den sonnendurchfluteten Assoziationen passen, die der durchschnittliche Mitteleuropäer mit dem Land verbindet. Die Anfänge dieser Truppe reichen bereits über zwanzig Jahre zurück; 1995 erschien ein Album namens "Vast", danach herrschte sehr lange Funkstille. Auf dem Comeback-Scheibchen "Rebirth" nun zelebrieren die Iberer leicht unterkühlten, melodischen Progressive Death, der durchaus seine Momente hat. Klangbild und Artwork werden bestimmt von einer dezenten Sci-Fi-Ästhetik. Harmonische Lead-Gitarren-Bögen spannen die bis zu knapp zehn Minuten langen Songs auf. Dazu wechseln sich moderate, etwas eindimensionale Growls mit elektronisch verzerrtem Sprechgesang ab. Stellenweise glaube ich in Sachen Dynamik und Atmosphäre gewisse VOIVOD-Anleihen aus der "Killing Technology" / "Dimension Hatröss"-Phase zu vernehmen.
Das klingt zunächst mal nach einer tollen Angelegenheit und ist über weite Strecken auch durchaus packend, kraftvoll und eindringlich in Szene gesetzt. In der ersten Viertelstunde von "Rebirth" macht DISAFFECTED einem den Zugang zur Musik auch recht leicht, Songs wie 'Cult Of My Ashes' und 'Getting Into The Labyrinth' bleiben nach einigen Durchläufen ganz gut in Ohr hängen und machen Lust auf mehr. Im mittleren Teil werden die Kompositionen dann roher und sperriger, gleichzeitig treten kurze einprägsame Gesangslinien stärker hervor und die vereinzelten Keyboard-Untermalungen beginnen eher wie Fremdkörpern zu wirken. Offenbar gefällt es diesen Herrschaften generell, artfremde Elemente einzubauen. So tauchen in 'Getting Into The Labyrinth' am Ende auf einmal seltsame, jazzig-relaxte Gitarren auf, die keine rechte Verbindung mit dem Rest des Liedes zu haben scheinen. Die gelegentlich vorkommenden weiblichen Gesangsparts sind da schon besser integriert. Aufhorchen lässt das hübsche Piano-Interludium 'Miracle Dance', bis dieser zauberhafte Moment mit dem folgenden Math-Death-Brecher 'Our Will' geradezu tot gerülpst wird. Im letzten Drittel nimmt "Rebirth" noch mal mehr Fahrt auf, eingeleitet von einem der Album-Highlights 'Hypnotic Prophecy', das mit bedrohlichen, flüsternd-fauchenden Vocals, donnerndem Schlagzeug und Orgel-Teppich zu gefallen weiß. Der räudige Quasi-Titeltrack 'Rebirth of...' ist tief im klassischen Death Metal verwurzelt und wagt in den Uptempo-Parts den einen oder anderen Seitenblick gen Schweden – auch eine feine Sache.
Am Ende des Tages bleibt auf "Rebirth" trotz diverser spannender Ansätze und einiger richtig guter Songs so manches fragmentarisch. Das Album erzählt bei aller Qualität nicht wirklich eine Geschichte. Es versäumt den Hörer an die Hand zu nehmen und bleibt stattdessen eigenartig distanziert. Am Fluss der Kompositionen muss DISAFFECTED in meinen Augen noch arbeiten; die Songs müssen kompakter und zielstrebiger werden. Variationen über einem attraktiven musikalischen Hauptthema reichen für ganz oben nicht aus. Dieses Urteil sollten aber niemanden, der sich von der beschriebenen stilistischen Ausrichtung angezogen fühlt, davon abhalten hier mal ein oder zwei Ohren zu riskieren.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan