DISTANT SHADOW - Whispers And Lies (EP)
Mehr über Distant Shadow
- Genre:
- Melodic / Modern Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion (Digital Release)
- Release:
- 14.03.2025
- Whispers And Lies
- War Against Ourselves
- Dead Stars
- Into The Unknown
Absolut gelungener Einstand einer vielversprechenden Nachwuchs-Kombo!
Da liegt nun schon gute drei Wochen diese digitale EP auf meinem digitalen Schreibtisch, und ich frage mich, warum ich so viel Zeit bis zum finalen Review verstreichen lassen musste. Die vier enthaltenen Songs bei einer Spielzeit von exakt 15 Minuten haben es nämlich definitiv in sich!
DISTANT SHADOW ist eine blutjunge Nachwuchs-Metal-Band aus Hamburg. Und wenn ich blutjung schreibe, dann meine ich auch blutjung, wenn ich mir aus Recherche-Zwecken einmal die Bilder auf der bandeigenen Instagram-Seite anschaue. Umso erstaunlicher, was hier bereits an Talent und Qualität vorhanden ist. Aber von vorne und der Reihe nach.
"Whispers And Lies" lautet der Titel der EP und kombiniert laut Band-Homepage diverse Metal-Einflüsse in ihren Sound: "melodisch und schnell, heavy Riffs und peitschende Drums - Von Thrash-Elementen bis zu modernen Einflüssen." Ja, das kann man so erstmal bedenkenlos in der Form stehen lassen, und das deckt sich im Großen und Ganzen auch mit meinen ersten Hörempfindungen.
Die vier Stücke bewegen sich größtenteils im etwas rasanteren Midtempo, lediglich 'Dead Stars' lässt es phasenweise eine Spur gemächlicher angehen, während man im letzten Song 'Into The Unknown' das Tempo einmal kurz ankurbelt. Sänger und Leadgitarrist Nico Abbe und Phil Kühn am rhythmischen Sechssaiter treten als Songschreiber in Erscheinung. Die beiden Jungs verstehen ihr Handwerk schon erschreckend gut, verbraten hier Ideen, die fast für ein ganzes Album ausreichen, und sind auch an den Instrumenten bereits kleine Meister ihres Fachs - ob es das Schreiben verdammt guter und beinharter Riffs ist, die ausnahmslos alle Songs durchziehen, die fantastische Gitarrensoloarbeit wie im Titelsong oder ob es gelegentlich mal schön breakt wie im schon fast progressiv anmutenden letzten EP-Stück.
Und wenn dann auch noch die überaus straight agierende Rhythmus-Fraktion um Morten Trienke am Tieftöner und (irre gut!) Robin Behrensmeyer an der Schießbude den Gitarreros in punkto Spielqualität in nichts nachsteht, ahnt man wohl richtig: Hier haben sich vier junge Männer mit einem klaren Plan und ordentlich Leidenschaft und Spaß in den Backen gefunden, und das ist auch gut so. Da ich bei Thrash-Zeugs fast automatisch immer erst einmal an die alten Gesangsheroen à la Russ Anderson, (den jüngeren) Chuck Billy und Co. denken muss, tue ich mich anfänglich noch ein wenig schwer mit dem Gesang von Nico Abbe. Das legt sich aber mit der Zeit und ich realisiere mit jedem weiteren Durchlauf, dass den Stücken ein raues und kratziges Timbre tatsächlich besser zu Gesicht steht als falsettartiger Hochgesang der 80er Jahre.
Unterm Strich ist das hier mal ein richtig erstklassiger Einstand, wenn man auch einmal das Alter der Burschen berücksichtigt. Ich möchte hier jetzt keine Namen nennen, aber ich habe hier in Hamburg schon so manches Mal viele durchschnittliche Support-Acts gesehen und frage mich, wenn ich solch geile Mucke wie hier höre, warum man da nicht einmal dem richtigen Nachwuchs eine Chance gibt.
Das Gute an der Sache: Wenn die Jungs am Ball bleiben und auch auf Albumlänge das hohe Level an Qualität halten können, sollte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man die Band zum Beispiel mal im Bambi Galore sehen wird, denn in solche Läden gehört sie zweifelsohne hin.
Also, wenn ihr Scheiben von Kombos wie POWER TRIP, MUNICIPAL WASTE oder MEGORA (wenn die noch jemand kennt...) im Schrank stehen habt, gebt euch einen Ruck und investiert bei Interesse fünf Steine direkt auf der bandcamp-Seite der Jungs.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze