DIZZY MYSTICS - Wanderlost
Mehr über Dizzy Mystics
- Genre:
- Psychedelic Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 03.05.2019
- Letter
- Shindigjig
- Fallasophy
- The Frequent See, Consistent Seas
- The Anti-Dream
- The Scythe Pendulum Swing
- Diamond Duller
- Jaunter
- Rester (Analog Chameleon)
- Wanderlost
Keine Band wie jede andere.
Es ist immer wieder erfrischend, zwischen genretypischen Bands (und zwar unabhängig vom Genre) dann und wann unbekümmerte Individualisten zu entdecken - so aktuell die DIZZY MYSTICS aus Kanada mit ihrem Erstschlag "Wanderlost". Die Band und vor allem ihr kreativer Kopf, der Gitarrist und Sänger Kyle Halldorson, präsentieren eine eigenwillige Mischung aus Psychedelic und Progressive Rock, die auch für Elemente anderer Rockrichtungen offen und nebenbei für eine lässig-entspannte Atmosphäre und gelegentlich einen augenzwinkernden Humor gut ist.
Neue, noch unbekannte Gruppen werden oft durch Vergleiche vorgestellt, was hier eher schwerfällt. An einzelnen Stellen von "Wanderlost" fühlt man sich an 80er-Jahre-YES oder deren neuzeitlichen Nachfahren von WOBBLER erinnert; hier entdeckt man eine Spur CAMEL oder STEELY DAN, dort eine Prise IQ. Aber solche Querverweise werfen höchstens Schlaglichter. Was die positiv eigensinnige Atmosphäre der Scheibe betrifft, muss ich an einige sehr starke, aber leider zu wenig beachtete Bands aus den letzten Jahren wie IREPRESS und ENDLESS BOOGIE denken.
Entspannt und humorig soll bei den DIZZY MYSTICS aber nicht heißen, dass hier nicht gerockt würde. "Wanderlost" eröffnet mit so einer Art Jazz Metal bei 'Letter'. Die folgenden Stücke pendeln zwischen reduzierten rhythmischen und beinahe schmissig melodischen Passagen. Vor allem 'The Frequent See, Consistent Seas' besticht durch den Kontrast eines poppig-leichten Themas mit den jazzig-proggigen, instrumentalen Parts. Das sehr souveräne Spiel von Bass und Schlagzeug bildet das Fundament für die eigentümliche Musik mit ihren überraschenden Brüchen. Bald wird auch deutlich, dass der etwas monotone und phlegmatische Gesang, der bei vielen anderen Gruppen nicht funktionieren würde, hier einfach passt. Bemerkenswert ist der Siebenminüter 'The Scythe Pendulum Swing', der stellenweise an die Jazz-Rock-Phase von TOTO erinnert, dann fast Westcoast-Sound aufkommen lässt und zwischendurch immer wieder - selbstverständlich sehr cool - frickelt. Nach den psychedelischen Chören von 'Diamond Duller' überrascht das semiakustische 'Rester'. Das Finale übernimmt das Titelstück, ein Long Track, der als schräge Sinfonie die Eigenheiten der DIZZY MYSTICS noch einmal zusammenführt.
So ist der Truppe eine Scheibe gelungen, auf der der Hörer viele Details entdecken kann und die sich dennoch unangestrengt anhören lässt. Einwenden lässt sich als Klage auf hohem Niveau allenfalls, dass manchmal die Melodien gegenüber den Arrangements etwas zu kurz kommen. Auf jeden Fall ist es unverständlich, dass diese Band noch kein größeres Label gefunden hat. Bis dahin können Interessierte das Album im Bandcamp bestellen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser