DON'T DROP THE SWORD - The Wild Hunt
Mehr über Don't Drop The Sword
- Genre:
- Euro Metal / Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 18.10.2019
- The Wild Hunt Rides
- At The Edge Of Night
- Strings Of Sanity
- Sword And Sorcery
- It Never Sleeps
Endlich neuer Stoff von den deutschen Hoffnungsträgern!
Dass DON'T DROP THE SWORD gut in der Szene eingeschlagen hat ist eine Untertreibung. Nach einer EP und einem Album lechzen viele nach neuem Stoff, der mit einer zweiten EP, "The Wild Hunt", nun endlich geboten wird. Bisher war die Band vor allem dafür bekannt, in bestem Sinne nach BLIND GUARDIAN Anfang der Neunziger zu klingen, also nach dem Besten, was in Deutschland jemals an Metal veröffentlicht worden ist [oder sagen wir mal: unter anderem. - TK]. Und diese Messlatte übersprang die Band ja zur Freude aller ohne Mühe. Nun sind wir gespannt, wie es im Lager der sympathischen Erdinger weitergeht. Das Coverartwork macht dabei schon mal richtig Lust auf mehr. Das Gemälde von Johann Wilhelm Cordes aus der Mitte des 19. Jahrhunderts würde auch super zu einer echten Epic-Metal-Platte passen. Optisch steht es aber vor allem dieser Band gut, deren Texte traditionell tief in fantastischen und mythologischen Themen verwurzelt sind.
Geboten werden 31 Minuten Metal - einige Bands würden uns das schon als Album unterjubeln wollen. Die fünf Tracks sind wieder erstklassig produziert und aufgenommen. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern; etliche Produktionen großer Labels klingen klar schlechter. Der großartige Gesang von Anti erinnert weiter stark an Hansi Kürsch. Was überrascht, sind die eingestreuten Growls im ersten Song. Ich gebe zu, da musste ich mich erstmal dran gewöhnen. Mittlerweile komme ich damit aber nicht nur gut klar, ich empfinde sie sogar als Bereicherung. Da auch das Drumming teils aggressiver wirkt und auch nicht auf großartige Gardinen-Chöre verzichtet wird, klappt das alles gut. Die Mischung erinnert mich ein wenig an die Einfügung von Growls in den SACRED STEEL-Sound, die auch erst Gewohnheitssache waren, später aber zurecht gefeiert wurden.
Der Opener 'The Wild Hunt Rides' wird stark von den Growls geprägt, ist natürlich eine Hommage an das Coverartwork und ein starker Track, der sicher auch live Spaß macht. Mit schönen RUNNING WILD-Leads besticht 'At The Edge Of Night', auch der Gardinen-Gesang ist fein. Trotzdem bisher nicht die stärkste Nummer der Band. Wieder deutlich GUARDIAN-lastiger ist 'Strings Of Sanity', das an die Spätachtziger-Werke der Heroen erinnert. Instrumental ist der Song großes Kino, aber der Refrain ist aus meiner Sicht nicht ganz so zwingend. Mit moriamäßigem Schlagzeug beginnt 'Sword And Sorcery', eine wirklich großartige Ballade. Nach dem Opener das zweite klare Highlight auf diesem Album; ein Track, der im besten Sinne an Lagerfeuer-Romantik denken lässt - obwohl es sich nicht um einen akustischen Titel handelt. Die Gitarren dürfen schon ordentlich braten. Auch die mehrstimmig gesungenen Parts sind absolut überzeugend. Ein echtes Highlight auf einer sowieso nicht gerade schwachen EP. Dass der fast achtminütige Abschluss kein episches Werk ist sondern eine speedige Hymne, mag bei der Songlänge überraschen. Der Titel mit wunderbarem Refrain hält das hohe Niveau der Gesamt-EP.
Würden der zweite und dritte Song nicht leicht abfallen, stünde unter dieser Rezension sicher eine 9. So gibt es 8,5 Zähler für eine wirklich hörenswerte EP, die sich qualitativ gut in den Gesamtkontext der Band einfügt. Wer die Scheibe ordert und das frühere Material nicht kennt, kann gleich alle drei Scheiben bestellen. Ihr könnt hier nichts verkehrt machen. Wer auf BLIND GUARDIAN, RUNNING WILD oder GAMMA RAY steht und neues, hochwertiges Material sucht, wird hier fündig.
Anspieltipps: The Wild Hunt Rides, Sword And Sorcery.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer