DORNENREICH - Durch den Traum
Mehr über Dornenreich
- Genre:
- Avantgarde
- Label:
- prophecy/soulfood
- Release:
- 24.11.2006
- I
- II
- III
- IV
- V
- VI
- VII
- VIII
Nach gerade einmal zwölf Monaten ist es nun soweit. "Durch den Traum" heißt das neue Werk DORNENREICHs, welches genau dort nahtlos anknüpft, wo "Hexenwind" damals aufhörte. Dies mag nicht zuletzt an der Tatsache liegen, dass beide Werke zusammen während der "Sharrektim"-Sessions 2001/2002 entstanden und im Nachhinein erst entschieden wurde, welche Titel zu welchem Album zusammengefasst werden.
Damals forderte der letzte Titel des Albums auf: "Zu Träumen wecke sich, wer kann" - wer dazu in der Lage war, wird nun in eine ganz besonders intensive Traumwelt entführt. "Hexendwind" ebnete den Weg, "Durch den Traum" führt nun das Menschwesen "noch eindringlicher und tiefer in den Urgrund des Seins, die Natur" und stellt dabei "objektives Naturgeschehen der subjektiven Leidenschaft und Wahrnehmung gegenüber".
Es fällt mir unwahrscheinlich schwer, dieses Erlebnis (so kann man das Hören des Albums durchaus bezeichnen) in Worte zu fassen. Eviga, mittlerweile alleinige künstlerische Autorität, schafft mit "Durch den Traum" einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Band und beschließt so die erste Dekade DORNENREICHs.
Dass die einzelnen Stücke, diesmal acht an der Zahl, nicht einzeln, sondern im Gesamtzusammenhang betrachtet werden sollen, verdeutlicht schon die minimalistische Namensgebung. So sind die Titel lediglich von I bis VIII durchnummeriert. 'I', als rund einminütige Einführung in das Album. Einzig und allein aus einem einfachen, doch trotzdem träumerisch klingendem Melodieverlauf bestehend, erweckt er noch einmal die meditative Stimmung, die bereits während "Hexenwind" herrschte.
Danach beginnt die Reise durch den Traum, kontrastreicher wie sie kaum hätte sein können. Ruhige, stille Passagen, teils minimal intoniert, werden völlig abrupt beendet - der erholsame Gang durch die Traumwelt wird vom einen auf den anderen Moment beendet, die Stimmung schlägt um in Angst, Wut, Schmerz - nur ein dunkles Grummeln bildet den Übergang von zartem Saitenzupfen zu leicht dissonanten Powerchords. Im Gegensatz zu "Hexenwind" enthält "Durch den Traum" mehr Ambient-Klänge und akustische Inhalte, welche die Gratwanderung zwischen innerlicher Ruhe und Aufruhr noch deutlicher in Szene setzen.
Perfekter hätten die einzelnen Instrumente nicht aufeinander abgestimmt werden können, und so muss ich dem DORNENREICH-Mastermind Recht geben, wenn er das Album musikalisch als eine Vision "jenseits von Black Metal, (Neo)Folk und Ambient" bezeichnet. Man merkt deutlich, dass sich der Psalter, wie Eviga sich selbst betitelt, mit bildhafter Musik beschäftigt und das Album sehr stark durchkonzipiert hat.
Alle Elemente fließen in einer Art und Weise zusammen, die es nicht möglich macht ein dominierendes Genre zu nennen. Der DORNENREICH-Klang war schon früher einzigartig, auch wenn man damals noch von Black/Dark Metal sprechen konnte. Doch spätestens jetzt entzieht sich die Klangkunst jeglicher pauschalen Einordnung. Lediglich "Avantgarde" mag wohl als eine hinreichende Charakterisierung in Frage kommen.
Demnach sollte es auch nicht verwunderlich sein, dass man eine Weile braucht, bis man Zugang zu dieser musikalischen Traumreise findet. Es handelt sich meiner Meinung nach nicht einfach um eine Scheibe, die man so nebenbei als Hintergrunduntermalung hören kann. Das Album verlangt ein gewisses Maß an Konzentration und Bereitschaft, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Wie spätestens jetzt klar sein sollte, werden hartnäckige Fans der "Her von welken Nächten"-Zeiten auch dieses Mal enttäuscht sein. Wer sich aber vom "Hexenwind" hat forttragen lassen, wird nun tief in eine andere Welt entführt werden.
Auf Anspieltipps verzichte ich an dieser Stelle aus dem oben genannten Grund. Man muss sich einfach das Album als Gesamtwerk zu Gemüte führen.
- Redakteur:
- Sebastian Schlag