DORNENREICH - Her von welken Nächten
Her von welken Nächten
Mehr über Dornenreich
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Prophecy Productions / Soulfood Music
- Release:
- 11.11.2001
- Eigenwach
- Ich bin aus mir
- Wer hat Angst vor Einsamkeit?
- Grell und dunkel strömt das Leben
- Innerwille ist mein Docht
- Hier weht ein Moment
- Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz
- Trauerbrandung
- Mein Publikum - Der Augenblick
25.04.2010 | 12:04
Ein Meisterwerk der frühen 2000er.
Mit Schrecken musste ich feststellen, dass wir auf unserer Seite bisher noch kein Review zu DORNENREICHs "Her von welken Nächten" für die Nachwelt festgehalten haben. Ein Umstand, dem hiermit Abhilfe geschaffen werden soll, stellt die Platte doch für viele von uns einen der Höhepunkte des Underground-Black-Metals der 2000er dar.
Musikalisch bewegen sich DORNENREICH in ähnlichen Gewässern wie schon auf dem Vorgänger "Bitter ist's dem Tod zu dienen", der Hörer bekommt atmosphärischen Black Metal mit epischem Beigeschmack serviert, auch wenn eine Entwicklung von rohem Schwarzmetall wie auf "Nicht um zu sterben" weg nicht zu übersehen ist und DORNENREICH "Her von welken Nächten" wohl eher als Hommage an den Black Metal sehen als als Paradebeispiel.
Anno 2001 gehen die Österreicher um Jochen Stock noch einmal avantgardistischer und unabhängiger als auf früheren Platten vor. Die Musik auf "Her von welken Nächten" lässt sich dabei nur schwer auf einen Punkt bringen, zu umfangreich und abwechslungsreich ist der Gesamteindruck, den die Platte hinterlässt. So wird der Hörer schon im Opener 'Eigenwach' mit einem Nackenbrecher konfrontiert, der trotz des wahnsinnigen und fast unharmonischen Gesangs, den regelrecht dissonanten Stellen und der schwarzmetallischen Blasts direkt in die Beine geht.
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch 'Ich bin aus mir', das über eine Komposition zum Niederknien verfügt. Dissonanten wechseln sich mit melodischen Moshparts ab, mal laut und stürmisch, mal verträumt, mal episch und mal mitten ins Gesicht kommt der Titel daher, der definitiv beweist, wozu DORNENREICH fähig sind. Aber nicht nur die vertrackten und auf den ersten Blick undurchsichtigen Songs auf "Her von welken Nächten" wissen zu überzeugen, auch die etwas eingängigeren Titel wie 'Wer hat Angst vor Einsamkeit?' - das nebenbei über dermaßen geile Lyrics verfügt - oder 'Trauerbrandung' sind über jeden Zweifel erhaben.
Textlich bewegen sich DORNENREICH dabei immer im lyrisch anspruchsvollen Bereich - die Österreicher waren damals eine der ersten Bands, die mich mit deutschen Texten voll überzeugen konnten. Abrundend kommen mit 'Innerwille ist mein Docht' und 'Hier weht ein Moment' sowie 'Mein Publikum - Der Augenblick' noch akustische beziehungsweise ruhigere Titel mit auf die Habenseite, die "Her von welken Nächten" wunderbar verträumt und melancholisch auflockern.
Die Produktion der Platte zeigt sich 2001 als um einiges druckvoller als die beiden Vorgänger, eine Tatsache, die der Musik der Österreicher definitiv gut zu Gesicht steht. Die Gitarren sind meist (für Black Metal) relativ tief gestimmt, besonders die Moshparts warten durch die gute Produktion mit einer bisher nicht bekannten Härte auf. Wo DORNENREICH auf den Vorgängern zwar roher zu Werke gegangen sind, durch den Sound aber immer entfernt und erhaben gewirkt haben, bekommt der Hörer nun das Gefühl, die volle Wucht der großartigen Musik der Jungs zu spüren.
"Her von Welken Nächten" ist schlicht ein Meisterwerk. Wahnsinn, Raserei und Dissonanz liegen hier so nah bei Melancholie, Verträumtheit und Harmonie wie es kaum eine Band hin bekommt. DORNENREICH schaffen es mehr als einmal, dem Hörer eine Gänsehaut über den Rücken wandern zu lassen, sowohl mit ruhigen als auch mit irren Parts. "Her von welken Nächten" ist ein Geniestreich, den jeder, der etwas mit Black Metal anfangen kann, zumindest angetestet haben sollte und der gehuldigt gehört.
Anspieltipps: Eigenwach, Ich bin aus mir, Wer hat Angst vor Einsamkeit?, Innerwille ist mein Docht
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Hagen Kempf