DORNENREICH - In Luft geritzt
Mehr über Dornenreich
- Genre:
- Ambient / Dark Folk
- Label:
- Prophecy/Soulfood
- Release:
- 09.05.2008
- Drang
- Unruhe
- Jagd
- Freitanz
- Sehnlauf
- Flügel in Fels
- Meer
- Aufbruch
- Dem Wind geboren
- Zauberzeichen
Unsere österreicherischen Nachbarn von DORNENREICH sind immer wieder für eine Überraschung gut. Nachdem die Entwicklung ihres ursprünglichen Black Metals in den letzten Jahre geprägt wurde von vielseitigen Stileinflüssen aus Neofolk, Dark Rock und Gothic, schmeißt das Duo Infernalé nun ein radikal-minimalistisches Akustikalbum in den Ring, das kaum einfacher gehalten sein könnte. Dabei erscheint einem der Release beim ersten Horchen etwas spät, klingen DORNENREICH auf "In Luft geritzt" doch dermaßen winterlich, dass man eigentlich lieber in verschneiten Nebelgebirgen anstelle von sonnigen Auwiesen sitzen würde, während Jochen "Eviga" Stock und Thomas "Inve" Riesner sich durch den Gehörgang schleichen.
Und schleichen kann man es wahrlich nennen. "In Luft geritzt" ist ein ausnahmslos einfach gehaltenes Album, sparsam instrumentiert durch akustische Gitarre und Geige und lediglich hier und dort durch zurückhaltend gehauchte Wortfetzen ergänzt. DORNENREICH setzen vollends auf die Eigendramatik der Komposition, spielen großteils erfolgreich mit Tempi und Dynamik (bestes Beispiel ist das spannend-irritierende 'Jagd') und kreieren eine sehr eigene Atmosphäre, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Hat man sich mit der seltsamen Kulisse aber angefreundet, wissen Stücke wie das melancholische 'Drang' oder allen vorweg das trotz Minimuminstrumentierung opulente 'Flügel in Fels' wirklich zu begeistern. Speziell auf die eingestreuten Vocalpassagen hört man gern genauer, allein deshalb, weil sie so selten auftreten. Eviga neigt zwar stark zu Wiederholungen und lässt meistens mehr Schlagwörter als ganze Sätze fallen, erzielt damit aber die maximal mögliche Wirkung und weckt (auch in Sachen pathetischer Lyrik) Erinnerungen an die Herren Ackermann (DAS ICH) und Henke (GOETHES ERBEN).
Die musikalische Seite ist in Ihrem Arrangement relativ einzigartig, auf Dauer jedoch auch ein wenig anstregend. Die Geige ist stets ein zweispältiges Instrument, dass sowohl wunderschön als auch grauenhaft klingen kann. Beides taucht auf "In Luft geritzt" wiederkehrend auf. Die Gitarre legt meist nur den führenden Teppich unter die Melodiebögen der Geige, erfüllt diese Rolle meist auch hervorragend. An einigen Stellen wirkt das Ganze jedoch etwas hektisch gespielt und zerfahren, was mehr oder weniger folgenschwer an der verträumten Atmosphäre der Platte sägt.
Um sich die zu erhalten, kann man sich "In Luft geritzt" eigentlich nur im stillen Kämmerlein anhören, dort wo sich das zerbrechliche Konstrukt vollends entfalten kann. Dann haben DORNENREICH des Hörers volle Aufmerksamkeit und hinterlassen mit dieser experimentellen Scheibe einen nachhaltigen Eindruck.
Anspieltipps: Drang, Sehnlauf, Flügel in Fels, Jagd
- Redakteur:
- Dennis Hirth