DRACONIAN - A Rose For The Apocalypse
Mehr über Draconian
- Genre:
- Gothic Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 24.06.2011
- The Drowning Age
- The Last Hour Ancient Sunlight
- End Of The Rope
- Elysian Night
- Deadlight
- Dead World Assembly
- A Phantom Dissonance
- The Quiet Storm
- The Death Of Hours
- Wall Of Sighs
Eine echte Perle - nicht nur, aber insbesondere für Freunde von den alten PARADISE LOST und dem Gothic Doom der Neunziger.
In die Schublade Gothic Doom Metal werden sie gepackt - die sechs Schweden von DRACONIAN. Ein Stil also, von dem man im Grunde genommen kaum mehr neue Impulse erwarten darf, da die unsterblichen Genre-Klassiker immer der jeweiligen Frühphase von Bands wie PARADISE LOST, TIAMAT, MY DYING BRIDE oder ANATHEMA entstammen. Auch wenn sie damit durchaus prägenden Einfluss ausübten, haben die genannten Bands sich allesamt später stilistisch weiterentwickelt. Und tatsächlich, musikalisch erinnern mich DRACONIAN recht deutlich an alte PARADISE LOST (da könnte der Bandname durchaus an deren fünftes Album angelehnt sein, welches zufällig im selben Jahr erschien, als man der Band diesen Namen verpasste), dazu kommt allerdings der Wechselgesang aus kraftvollem Growling und recht düsterem Frauengesang (der klassische Kontrast sozusagen). Interessanterweise schaffen es DRACONIAN trotz weniger Variationen im Sound mehrheitlich spannende Songs zu intonieren - man geht schlicht sehr stimmig und homogen zu Werke, was dem Album insgesamt sehr zu Gute kommt.
Mag man "A Rose For The Apocalypse" im ersten Eindruck noch als gewöhnliches, unscheinbares und an Höhepunkten armes Album einnorden, so relativiert sich diese Einschätzung recht bald, da die Scheibe einiges an Wachstumspotenzial offenbart. Es ist zwar tatsächlich so, dass bei fast allen Songs der Funke überspringt, es aber nicht die Ausnahmenummer gibt, die einen quasi sofort komplett mitreißt. Vielmehr erzeugen DRACONIAN eher das Gefühl, es hier mit einem langen - sehr ausgefeilten und atmosphärisch dichten - Stück zu tun zu haben, in dem natürlich die stilistische Ausrichtung entsprechend zelebriert wird, ohne wirklich einmal aus diesem Korsett auszubrechen. Es gibt keinerlei musikalische Brüche oder künstlich herbeigeführte Wendungen, was durchaus positiv zu werten ist. Wobei 'End Of The Rope' und 'Dead World Essembly' dann doch in positiver Hinsicht herausragen. Fast schon Epic Doom und damit sehr eindringlich ist 'The Death Of Hours' - wunderbar, nur leider viel zu weit hinten auf "A Rose For The Apocalypse" versteckt.
Insgesamt fallen die Songs schon recht vorhersehbar aus - das betrifft vor allem das wenig innovative Wechselspielchen aus rauen männlichen (Anders Jacobsson) und den ebenso sanften wie melancholischen weiblichen Vocals (Lisa Johansson), auch wenn der weibliche Part angenehm unaufdringlich daherkommt und sich Frau Johansson glücklicherweise nicht in opernhaften Sopranhöhen verliert. Also wenigstens kein aufgesetzter Die-Schöne-und-das-Biest-Kontrast. Die stilistische Melange ist zwar nicht gerade originell, aber durchaus gut umgesetzt, da DRACONIAN nicht nur mit jeder Menge gelungener Spannungsbögen punkten können, sondern sich zudem eine gewisse Nachdrücklichkeit und Prägnanz entfaltet, die sich erst nach und nach festsetzt. Die einprägsamen Riffs und griffigen Hooks, aber auch etliche tolle Gesangslinien und vor allem die fesselnde Atmosphäre, setzen sich nicht sofort im Ohr fest, bleiben dafür dann aber umso länger da. Ein Album also, auf das man interessanterweise immer mehr Bock bekommt, je häufiger man es gehört hat. Zumindest geht es mir so. Das liegt natürlich auch daran, dass man sich nicht an einzelnen Songs satt hören kann, sondern eine Scheibe bekommt, die von vorne bis hinten natürlich und stimmig klingt, mit einer fast schon hypnotischen Atmosphäre und auf einem gleichbleibend hohen Niveau daherkommt.
Insbesondere die Nähe zu den guten alten PARADISE LOST fällt hier durchaus positiv ins Gewicht, jedoch sind DRACONIAN noch ein gutes Stück von dem Ohrwurmcharakter und der Klasse von Songs wie 'The Last Time', 'True Belief' oder 'As I Die' entfernt. Ein sehr gelungenes Album haben sie aber allemal am Start, das durch etwas mehr "Hitpotenzial" noch ein Stück an Eindrücklichkeit zulegen würde. So entfaltet sich das Suchtpotenzial, das die Scheibe zweifelsohne innehat, stattdessen eher hintergründig, man bekommt fast nicht mit, wie häufig man das Album tatsächlich immer wieder hört. Es ist nichts wirklich spektakulär auf "A Rose For The Apocalypse", doch irgendwann haben einen die beinahe hypnotischen Gitarren, der treibende Rhythmus und der wunderbare Gesang von Lisa Johansson komplett in den Bann gezogen und man kommt von diesem Rundling einfach nicht mehr los. Doch, ein richtig tolles Stücklein Musik von einer Band, die es nicht nötig hat, auf Teufel komm raus, an ihrem bestehenden Erfolgsrezept herumzuschrauben.
Anspieltipps: The Drowning Age, End Of The Rope, Dead World Essembly, The Death Of Hours
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer