DRACONIAN - Arcane Rain Fell
Mehr über Draconian
- Genre:
- Gothic/Doom Metal
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 24.01.2005
- A Scenery Of Loss
- Daylight Misery
- The Apostasy Canticle
- Expostulation
- Heaven Laid In Tears (Angels' Lament)
- The Abhorrent Rays
- The Everlasting Scar
- Death, Come Near Me
Donnergrollen und nasses Plätschern auf dem Gemüt des Zuhörers! Gitarren in verhallten Landschaften, die in archaischem Regen unterzugehen drohen. So beginnt die neue Scheibe der Schweden DRACONIC. Bereits ihr erstes Album "Where Lovers Mourn" konnte letztes Jahr einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da Bands mit diesem blinden Verständnis für Trauer, Melancholie, Härte und vor allem Eingängigkeit eher selten sind. Nun steht also mit "Arcane Rain Fell" der Nachfolger ins Haus. Hat sich Grundlegendes geändert? Nein! Der Opener 'A Scenery Of Loss' ist ein neuminütiges Monumentalmonster, das gekonnt zwischen dem fettesten Trauerkloss im Hals und den schönsten weiblichen Gesangsstimmen pendelt. Die Mollberge könnten anfangs gar nicht höher ragen, die Stimmung gar nicht tiefer sinken und die Geschwindigkeit gar nicht gedrosselter sein. Ein Lavastrom aus Harmonien, die sanft einlullen, fast betäuben, bis der Song in der zweiten Hälfte Fahrt aufnimmt und die Riffs messerscharf aus den Boxen hämmern. Die Anfangszeit PARADISE LOSTs scheint immer wieder durch, was sicherlich nicht die schlechteste Referenz ist. Wie er begonnen hat, endet der Song auch. In einem mit einer erzählenden Stimme unterlegten Gewitter. Bärenstark!
'Daylight Misery' beginnt so ruhig, dass mir die Augenlider in Schlafstellung entgleiten. Wieder Sprechgesang, wieder Sanftmut, bevor der mächtige Chorus die Fäuste ballt. Was auffällt ist, dass DRACONIAN in der Zeit seit "Where Lovers Mourn" heftigst im Melodiebereich gearbeitet haben. Den neuen Stücken kann man sich sofort ergeben, ohne größeren Schaden zu nehmen. 'Daylight Misery' ist gesegnet mit einem Refrain für die Ewigkeit. Danke schön! 'The Apostasy Canticle' öffnet die Breitwandpforten noch einen Spalt und vermischt Death, Gothic und Doom zu einer unwiderstehlichen Masse. Wiederum kippt der Track im Mittelteil in ein fett riffendes Biest, das an Heaviness kaum zu toppen ist. Anders Jakobssons Gesang erinnert mich ein ums andere Mal an Nick Holmes, während sein weiblicher Gegenpart alles andere als typisch engelsgleich klingt. Stark, diese Lisa Johansson! Sehr gelungen sind auch die Keyboardsounds, die angenehm moduliert den Weg durch die Audiokanäle suchen.
Das gilt auch für das mit dem atmosphärischen Intro 'Expostulation' eingeleitete 'Heaven Laid In Tears (Angels' Lament)', in dem sich die Stimmen ein wunderschönes und brachiales Fundament gerecht aufteilen. Lisas vocals sind wirklich unglaublich sanft, streicheln und wiegen, während auf der anderen Seite Anders mit brutalen Growls das Weltbild grade rückt. Die Hookdichte gegen Ende des Tracks ist kaum noch zähl- und fühlbar. Drückende Beats und ein Melodiekorsett von Feinsten. Anders will es auch bei 'The Abhorrent Rays' nicht werden. Wenn ich es mir recht überlege, kann man "Arcane Rain Fell" am ehesten mit PARADISE LOSTs "Draconian Times" (liegt wohl am Namen) vergleichen, wobei DRACONIAN die symphonischere Variante darstellen. Mit 'The Everlasting Scar' folgt der Hit des Albums, der stampfend und majestätisch vibriert, in einen emotionsgeladen Refrain verfällt und mit Chören untermalt metertief unter die Haut geht. Wow, schon lang nicht mehr so warmherzig gefröstelt!
Wie sich das für eine so epische Scheibe wie "Arcane Rain Fell" gehört, geleiten DRACONIAN mit einem fünfzehnminütigen Moloch aus dem Hörgenuss, der es wahrlich in sich hat. Die Stimmung markiert Trauer pur. Man fühlt sich schwer, möchte die Augen schließen, möchte kurz die Last des Alltags vergessen, um ganz in dieser anmutigen Welt der melancholischen Elleganz zu versinken. Dicht ist die Atmosphäre, undurchdringbar und gefangen nehmend. Der Track bietet einige dramaturgisch genial miteinander verflochtene Stimmungen und schließt das Album als Quintessenz allen Könnens der Schweden ab.
Natürlich ist auch der Sound der Scheibe allererste Sahne, kommt fett, transparent und brillant rüber und lässt keinen Grund zum Maulen. Das Artwork ist ebenfalls sehr gut, fängt die Stimmung von 'Arcan Rain Fell' perfekt ein und macht so aus dieser Scheibe einen Rundumgenuss für Gothic/Doom-Liebhaber und musikalische Trauerweiden.
Anspieltipps: A Scenery Of Loss; The Apostasy Canticle; The Everlasting Scar; Death, Come Near Me
- Redakteur:
- Alex Straka