DRAGONFORCE - Warp Speed Warriors
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/24
Mehr über DragonForce
- Genre:
- Extreme Power Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 15.03.2024
- Astro Warrior Anthem
- Power Of The Triforce
- Kingdom Of Steel
- Burning Heart
- Space Marine Corp
- Doomsday Party
- Prelude To Darkness
- The Killer Queen
- Pixel Prison
- Wildest Dreams
Mit dem Controller in der Hand.
Über meine persönliche und emotionale Beziehung zu Herman Li und Co. habe ich in anderen Rezensionen schon sehr viel geschrieben. Mit "Valley Of The Damned" fing einst alles an und was auch immer DRAGONFORCE hervorzauberte, landete sofort auf meinem Schreibtisch und wurde wie bei einem Schwamm aufgesogen. Es war und ist einfach eine Herzensangelegenheit, eine Rückschau an eine solch schöne Zeit, war das Debüt doch mein ganz eigener Soundtrack einer wunderschönen und unbeschwerten Kindheit.
In diesen 20 Jahren ist viel passiert: Ich bin nicht nur älter und dicker geworden, auch DRAGONFORCE hatte neben einigen Personalwechseln – jüngst am Bass – auch eine dezente Kurskorrektur zu vermelden. Der Hochgeschwindigkeitskraftstahl ist zwar noch vorhanden, doch etliche Blicke aus der ZP-Theart-Komfortzone über den Tellerrand hinaus, formten den heutigen DRAGONFORCE-Sound mit Marc Hudson am Mikro.
Durchzogen vom nostalgischen Videogame-Flair der 1980er Jahre, einigen auf den ersten Blick doch sehr befremdlichen, aber unterhaltsamen Cover-Versionen und einem Overkill an so eingängigen wie spielfreudigen Melodien hat sich das Li/Totman-Gespann schlichtweg weiterentwickelt. Wer will schon – außer ich vielleicht – die neunte "Valley Of The Damned"-Variation hören? Und so kehrt das Quintett der extremen Spielfreude nach viereinhalb Jahren mit "Warp Speed Warriors" zurück.
Wie schon beim Vorgänger scheint DRAGONFORCE genauso viel Gefallen am animierten Bandfoto als Artwork wie auch an der Wahl der Coverversion gefunden zu haben, die wie schon auf "Extreme Power Metal" auf den ersten Blick zumindest die Augenbrauen verzieht. So penetrant 'My Heart Will Go On' auch war, so catchy, passend und unbekümmert fiel die DRAGONFORCE-Version 2019 auch aus. Und so verhält es sich auch mit 'Wildest Dreams', im Original von TAYLOR SWIFT. Vielleicht erhält in einigen Jahren aus DJ ÖTZI eine schnellmetallische, hochmelodische Hommage, wer weiß.
Davor schreitet das um Alicia Vigil ergänzte Quintett auf dem auf den Vorgängern eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Das eröffnende 'Astro Warrior Anthem' ist ein hochmelodisches, rasantes Keyboard- und Flitzefinger-Feuerwerk, bei dem Hudson schon früh zeigt, was er auf dem Kasten hat, während die Jungs mit 'Power Of The Trifoce' ihrer Liebe zu kultigen Videogames nicht zum ersten und letzten Mal Ausdruck verleihen. Diesmal darf sich "The Legend Of Zelda" über den Tribut freuen, bevor die Herzschmerzballade 'Kingdom Of Steel' vor Kitsch genauso herrlich trieft wie einst 'Starfire' – ich mag sowas und irgendwie passt es auch zum hochabwechslungsreichen Charakter der gesamten Scheibe. Alicia scheint im DRAGONFORCE-Lager hervorragend angekommen zu sein und passt in die großen Fußstapfen des zu KREATOR gewanderten Leclercq, zeigt sie doch beim offensiven 'Burning Heart' sowie 'Space Marine Corp', das aufgrund von Marching-Band-Trommeln sehr zu überraschen weiß, was sie auf dem Kasten hat. Danach erreicht die 'Doomsday Party' ihren Disco-Höhepunkt, ein Gute-Laune-Song vom Allerfeinsten, und wenn das kurze 'Prelude To Darkness' in 'The Killer Queen' mündet, hat unser Superhelden-Quintett den Zenit des Albums erreicht, eine so ebenso starke wie konsequente Nummer.
Leider will 'Pixel Prison' vor dem Cover-Highlight (?) nicht ganz so überzeugen wie nach dem dritten, vierten Durchgang das 'Kingdom Of Steel'-Päuschen, das dem "Warp Speed Warriors"-Elan, dieser unbändigen und vor Spielwitz und Ideen nur so sprudelnden Tempo-Freude, ein wenig die Power nimmt. Trotzdem liegt die abermalige Weiterentwicklung der Combo auf der Hand. Getreu dem Motto "Stillstand ist des Künstlers Tod" bricht DRAGONFORCE Schritt für Schritt, Album für Album, aus dem zu Beginn der Karriere selbst geschnürten Korsett aus und klappert zielstrebig die vereinzelten Einflüsse – ob nun aus den 80ern, der Videospiel-Ära oder seitens großer Pop-Künstlerinnen – ab, ohne jedoch die eigenen, so wunderbaren Wurzeln außer Acht zu lassen. Zwar werde ich nach wie vor die ersten beiden Alben als meine Lieblinge nennen, doch wer weiß, ob ich in 15, 20 Jahren als noch älterer und noch dickerer Mann nicht doch zu "Warp Speed Warriors" greife und mich an das wohlige Gefühl meiner 30er-Jahre erinnere.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp