DRAGONHAMMER - Time For Expiation
Mehr über Dragonhammer
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Scarlet Records
- Release:
- 22.03.2004
- Ancient Voice
- Eternal Sinner
- Believe
- Fear Of A Child
- The Pages I Never Wrote
- Free Land
- Blind Justice
- YMD
- Time For Expiation
Mit Power Metal aus südlichen Breitengraden habe ich persönlich immer so meine Probleme, vor allem wenn er aus Italien kommt. Zu heftig frönen mir die Südeuropäer dem Kraftstahl, mit Gesängen in Kastrationsgefilden. Eine Power-Metal-Band steht und fällt, denke ich, mit ihrem Sänger. Da die Musik an sich nichts mehr wirklich Neues an den Tag bringt und sich Stilistik, Arrangement und Songwriting unter den verschiedenen Bands immer ähnlicher werden, obliegt einzig und allein der gesanglichen Leistung des Frontmannes die Rettung oder die Einsargung der Bandkarriere.
Musikalisch ist bei den Power-Metal-Combos dieser Welt sowieso immer alles im Lot. Die Instrumentalisten spielen fast selbstverständlich exzellent, was keine Kritikpunkte zulässt. Das ist im Fall DRAGONHAMMER auch so. Gegenüber den meisten anderen Poweracts haben DRAGONHAMMER jedoch gleich mehrere Asse im Ärmel. Zum Einen Sänger Max Aguzzi, der ein wirklich schönes Organ besitzt und den man mit SONATA ARCTICAs Fronter Toni vergleichen kann. Max vermeidet über die gesamte Spielzeit jede Eier-Ab-Tonlage, was meine Lauschlappen dankend honorieren. Zum Anderen setzen DRAGONHAMMER nicht zwangsläufig auf das stiltypische und mittlerweile ziemlich abgedroschene Uptempo-Gehacke. Sehr oft begibt sich die Band ins Midtempo und gibt dabei eine sehr starke Performance ab. Auch die Keyboardsounds stechen völlig aus dem Power-Metal-Einheitsbrei raus. Überwiegend verzichtet die Band auf Spinett und Harve und untermalt ihren kreativen Stahl mit spacigen und sphärischen Sounds alla AYREON. Das passt verdammt gut und verleiht den Songs was Eigenständiges. Und da wären wir beim letzten Pluspunkt. Die CD ziert kein einziger Happyrefrain, wie man sie zuhauf aus dem Power Metal kennt. Ich danke dem Erfinder des Riffs dafür und entgleite in meine metallische Trance...
Über das Intro 'Ancient Voice' breite ich mal das Mäntelchen des Schweigens. Böse Dämonenstimme über einem bedrohlichen Klangteppich nötigt mir ein müdes Lächeln ab und zwingt mich zum Drücken der Skiptaste. Das folgende 'Eternal Sinner' entpuppt sich aber sofort als kraftvolle Hookmaschine, deren Refrain Häuser einreißen könnte. Völlig ohne Pomp und Gloria nagt dieser Hammerchorus am Erinnerungsvermögen. Sehr, sehr guter Einstand!
'Believe' ist straight as hell, hat ein sehr einprägsames Strophenthema und ist ein insgesamt sehr guter Song, der leider von einem Refrain gekrönt wird, der zu typisch und irgendwie belanglos tönt. Die Keyboards sind sehr dominat und plätten die Klampfen ziemlich, was dem Song zusätzlich einiges an Fahrt nimmt. Insgesamt einer der schwächeren Songs des Albums.
Das anschließende 'Fear Of A Child' zeigt wieder alle Stärken der Band auf. Klasse Hooks und Melodien ohne Ende. Die Musik ist dennoch eher düster angelegt und schwimmt allein deshalb aus dem gefährlichen Haifischbecken des Speed Metal unbeschadet heraus.
'The Pages I Never Wrote' beginnt mit dramatischen Pianoklängen, die sich in eine sehr theatralische Powerballade steigern. Es knistert vor Spannung und bescheinigt der Band songwriterische Frische und Mut, da die Melodieführung nicht ganz leicht zu verdauen ist. Und gerade deshalb ist der Song geil!
'Free Land' knallt sehr vehement im Midtempo aus den Boxen. Stampfend und mit einer gehörigen Prise Wut im Arsch, rocken DRAGONHAMMER ordentlich das Haus. Leider fällt der Refrain wieder ein wenig ab, da das etwas komische Riffing kaum Raum für gescheite vocal lines lässt.
Aber schon mit 'Blind Justice' sind DRAGONHAMMER wieder zurück in der Spur. Starkes Riffing mit geilen, futuristisch anmutenden Keyboards und lässigen Drumbeats. Dazu ein leicht QUEENSRYCHE-lastiger Refrain, der wieder schön spannungsgeladen rüberkommt. Na also!
'YMD' tritt ordentlich Popo und smasht geil im Midtempo. Atmosphärisch sehr dicht, könnte der Song auch auf DREAM THEATERs Debüt "When Dream And Day Unite" stehen. Ganz klar der stärkste Song auf "Time For Expiation".
Der Titelsong beginnt mächtig mit ultrafetten Keys und mündet nach permanenter Steigerung in einer richtigen Power-Metal-Granate. Melodiös und hookorientiert marschiert die Nummer unaufhaltsam in Richtung Obergrenze. Ein stimmiger Abschluss.
Wer auf etwas erwachseneren Kraftstahl à la SONATA ARCTICA steht, der nicht permanent versucht, mit 1.000.000 Mal gehörten Spierenzchenmelodien das Ohr zu catchen, ist bei DRAGONHAMMER bestens aufgehoben. Da dieser Stilbereich aber dennoch sehr eng gesteckt ist, empfehle ich auf jeden Fall mal ein Ohr zu riskieren.
Anspieltipps: Eternal Sinner, Fear Of A Child, The Pages I Never Wrote, YMD, Time For Expiation
- Redakteur:
- Alex Straka