DRAGONLORD - Black Wings Of Destiny
Mehr über Dragonlord
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Escapi / Soulfood
- Release:
- 30.09.2005
- The Becoming Of
- The Curse Of Woe
- Revelations
- Sins Of Allegiance
- Until The End
- Mark Of Damnation
- Blood Voyeur
- Fallen
- Black Funeral (MERCYFUL FATE-Cover)
- The Emerald (THIN LIZZY-Cover)
Mit der Gründung dieser Band hat sich TESTAMENT-Gitarrist Eric Peterson vor einigen Jahren den lange gehegten Wunsch erfüllt, aus seiner Vorliebe für melodisch-symphonische Black-Metal-Klänge auch kreative Früchte zu ziehen. Dazu scharte er diverse namhafte Musiker der amerikanischen Thrash-Szene um sich und spielte vor gut drei Jahren das durchaus positiv aufgenommene Debüt "Rapture" ein, dem die Herrschaften nun einen sehr ausgereiften Nachfolger zur Seite stellen. Eine stilistische Verwandtschaft zu norwegischen Genrevorreitern wie DIMMU BORGIR und OLD MAN'S CHILD können und wollen Peterson & Co. hierbei nicht verleugnen, doch meiner Meinung nach hat DRAGONLORD weit mehr zu bieten als der Großteil der identitätslosen Kopisten, welche die Szene überschwemmen. Dazu hat Peterson sowohl spielerisch als auch kompositorisch viel zu viel auf dem Kasten. So versteht er es trotz aller äußerlichen Ähnlichkeiten blendend, in jedem der Stücke eigene Akzente zu setzen, die man so von vergleichbaren Bands nicht kennt.
Zwar ist die Fredman-Produktion für das Genre sehr typisch, und auch Erics keifender Gesang hat gewisse Ähnlichkeiten zu Meister Shagrath, doch vor allem der verhältnismäßig häufig auftretende Klargesang verleiht der Band ein gutes Maß an Eigenständigkeit. Ich wusste gar nicht, dass der Mann so gut singen kann. Er singt weit weniger theatralisch, als man das von vergleichbaren Gruppen gewohnt ist, dafür aber sehr natürlich und kraftvoll, was sich besonders schön in den hinteren Dritteln von 'Revelations' und 'Sins Of Allegiance' nachhören lässt. Das epische Element ist sehr präsent, wobei auch die wuchtigen orchestralen Arrangements eine besondere Atmosphäre erschaffen, die so relativ eigenständig ist. Dafür mögen das Intro und der sehr gelungene Opener 'The Curse Of Woe' als Beispiele dienen. Besonders die mächtige, fast sakral orchestrierte Passage im Mittelstück des Liedes ist sehr eindrucksvoll. Hier hat Keyboarder Lyle Livingston wirklich ganze Arbeit geleistet. Ähnliches gilt für die eindringlichen Streicherklänge im Einstieg zu 'Revelations'. Mit sehr bizarren Klangkollagen am Anfang, gigantischen melodischen Soli gegen Ende und einigen ganz dezenten gesanglichen Anklängen an BATHORY sorgt 'Sins Of Allegiance' für überraschtes Aufhorchen, während 'Until The End' vom geschickt eingesetzten Wechsel zwischen Klargesang und Keifen sowie von punktgenauen Breaks und langsameren Passagen mit enormem Groove lebt, die Petersons Thrash-Wurzeln sehr schön durchschimmern lassen. Auch das Solo ist erneut aller Ehren wert. 'Mark Of Damnation' ist typisch nordische Raserei, welche durch sehr dominante Keyboards in ein melodisches Gewand gekleidet wird, das mir persönlich fast etwas zu überfrachtet scheint, aber keineswegs schlecht ist. Bei 'Blood Voyeur' wechselt die Band zwischen starken gitarrenorientierten Passagen, düsterer Horrorfilm-Epik und Keyboard-schwangerem Bombast hin und her, während sich bei der letzten Eigenkomposition 'Fallen' noch einmal Höchstgeschwindigkeit und Groove die Hand reichen, wobei Ersteres dominiert und SADUS-Schlagzeuger Jon Allen noch mal sein ganzes Können ausspielen darf. Daneben sind auch die glänzenden Soli und die dazwischen eingefügten epischen Chorpassagen hervorzuheben. Sollte es bei den beiden vorangegangenen Stücken den Anschein gehabt haben, dass DRAGONLORD vielleicht doch die Puste ausgehen könnte, so belehrt uns dieses Stück eines Besseren. Abgerundet wird dieses sehr passable Werk durch zwei bärenstarke Coverversionen von MERCYFUL FATEs 'Black Funeral' und THIN LIZZYs 'The Emerald'. Ersteres ist dabei sehr schwarzmetallisch angelegt, erhält aber hier und da auch einen leicht thrashigen Touch, während das Letztere durch den enorm ausdrucksstarken und weitestgehend klaren Gesang etwas näher am Original bleibt und Peterson im ausgedehnten Solo noch eine Möglichkeit zum Zaubern gibt.
So geht im Fazit der Daumen dann doch ganz klar nach oben. "Black Wings Of Destiny" ist eine mächtig produzierte und sehr durchdachte Scheibe geworden, die dem Hörer melodischen Black Metal auf höchstem spielerischem Niveau bietet und durch den vielseitigen Gesang und die bemerkenswerte Art der orchestralen Keyboard-Arrangements auch ein nötiges Maß an Individualität mitbringt. Die Band erfindet das Genre sicherlich nicht neu, doch das konnte auch niemand erwarten. Sie bringt aber ohne jeden Zweifel genügend frische Ideen mit, um sich nicht hinter den Vorreitern verstecken zu müssen. Für Fans der Stilrichtung bedingungslos zu empfehlen, und auch TESTAMENT-Fans sollten mal reinhören, um zu sehen, dass ihr Gitarrenheld auch in gänzlich anderen stilistischen Wassern segeln kann, ohne unterzugehen.
Anspieltipps: The Curse Of Woe, Sins Of Allegiance, Until The End, Fallen
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle