DREAM THEATER - Distant Memories - Live in London
Mehr über Dream Theater
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Inside Out (Sony)
- Release:
- 27.11.2020
- Untethered Angel
- A Nightmare To Remember
- Fall Into The Light
- Barstool Warrior
- In The Presence Of Enemies - Part I
- Pale Blue Dot
- Scenes Live Intro
- Scene One: Regression
- Scene Two: I. Overture 1928
- Scene Two: II. Strange Deja Vu
- Scene Three: I. Through My Words
- Scene Three: II. Fatal Tragedy
- Scene Four: Beyond This Life
- Scene Five: Through Her Eyes
- Scene Six: Home
- Scene Seven: I. The Dance Of Eternity
- Scene Seven: II. One Last Time
- Scene Eight: The Spirit Carries On
- Scene Nine: Finally Free
- At Wit's End
- Paralyzed
Löst nur Erinnerungen an entfernte, bessere Zeiten aus
Es hat sich mittlerweile eingebürgert, dass DREAM THEATER nach einem Studioalbum auch ein Live-Album veröffentlicht. Lediglich "The Astonishing" wurde ausgelassen. Wobei die jüngste Tour den 20. Geburtstag von "Scenes From A Memory" in den Mittelpunkt stellte und das Traumtheater den letzten unbestrittenen Klassiker komplett darbot.
Nach einem ganz coolen Intro-Film und den ersten Tönen von 'Untethered Angel' folgt auch gleich der erste Schock als James LaBrie die Bühne betritt. Das Gesicht aufgedunsen, aber gleichzeitig faltenfrei, so dass der Gedanke an Botox sehr nahe liegt. Ich brauche tatsächlich eine gute Weile, um diesen Anblick zu verdauen und bin im weiteren Verlauf des Konzerts für jede Sekunde dankbar, in der Petrucci, Myung, Rudess und Mangini im Bild sind. Und auch James' Stimme wirkt nicht so, als sei er hundertprozentig auf der Höhe. Er zieht Wörter unnötig lang, verschluckt Silben, klingt teilweise etwas nuschelig. Ich habe ihn zwar schon schwächer live gesehen, aber eben auch viel, viel, viel besser.
Die Setlist des ersten Teils des Konzerts, das im legendären Hammersmith Apollo in London aufgezeichnet wurde, umfasst neben vier Songs des immer noch aktuellen Albums "Distance Over Time" noch 'A Nightmare To Remember' und 'In The Presence Of Enemies, Part I'. Und ehrlich, es ist fast egal was die Jungs aus dem Regal ziehen, eine richtige Setlist können sie eh nicht zusammenstellen und eine verkehrte auch nicht, wenn von den legendären Alben ausreichend dabei ist. Und das ist hier ja der Fall.
Für mich ist "Scenes From A Memory" auch heute noch das beste DREAM THEATER-Album mit James LaBrie am Mikro, das ich ohne zu zögern unter meine zehn Lieblingsalben einsortieren würde. Von daher sind natürlich die Erwartungen an einen entsprechenden Live-Set bei mir auch sehr hoch, zumal "Metropolis 2000: Scenes From New York" diese ja bereits einmal erfüllt hat.
Der Einführungsfilm inklusive neuer Musik macht auch wirklich Lust auf die folgenden ca. 80 Minuten, doch schon James' Darbietung bei 'Regression' weckt bei mir leise Zweifel, ob das wirklich toll werden kann. Kann es leider nicht. Während mich die oben genannten Schwächen beim Gesang im ersten Teil nur ein bisschen gestört haben, nervt mich das hier bei so fantastischen Songs wie 'Strange Deja Vu', 'Fatal Tragedy' oder 'Home' einfach nur. Es gibt Momente, da würde ich kaum verstehen, was James singt, wenn ich die Texte nicht in- und auswendig kennen würde. Überhaupt fehlt James jede Leichtigkeit, jeder Ton klingt nach harter Arbeit. Das gilt sogar für die balladesken Songs wie 'The Spirit Carries On'.
Die instrumentalen Parts sind im Gegensatz dazu natürlich ein echter Ohren- und auch Augenschmaus. Das Ende von 'Fatal Tragedy' mit dem Übergang in 'Beyond This Life' ist schon ganz große Kunst und 'The Dance Of Eternity' bleibt das großartigste Instrumental der Musikgeschichte.
Es tut mir in der Seele weh, hier ein so harsches Urteil über James LaBrie zu fällen, den ich in Diskussionen immer in Schutz nehme und auch immer betone, dass ich mir DREAM THEATER ohne James nicht mehr vorstellen kann und mag. Aber "Distant Memories" ist leider, leider der Beweis dafür, dass James LaBrie - zumindest auf der Bühne - seinen Höhepunkt weit überschritten hat. Viele Fans werden natürlich dennoch zugreifen, aber von mir habt ihr die Empfehlung dieses Mal leider nicht.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk