EAR-SHOT - The Pain
Mehr über Ear-Shot
- Genre:
- Modern Thrash Metal
- Label:
- Dayrunner Recordings/ CMS/Sony
- Release:
- 25.05.2007
- Reborn
- Feel
- Low
- Five Beers ...
- Bring Me Down
- Man With The Scissorhands
- My Pain
- Never Let Go
- Mindpollution
- Emotions
- I Realize
Der deutsche Thrash-Underground lebt! Aus dem schönen Städtchen Gaildorf kommen sechs Männer, die sich unter dem Namen EAR-SHOT zusammen gefunden haben, um der Menschheit mit ihrem Debütalbum "The Pain" eine ordentliche Portion modernen Metal um die Ohren zu blasen. Ganz nebenbei hat man bisher noch den dritten Platz im bundesweiten Bandwettbewerb von Nuclear Blast eingefahren und sich auch ansonsten auf dem Live-Sektor nicht gerade rar gemacht.
Das Resultat all ihrer Bemühungen ist das mir vorliegende Werk "The Pain", auf dem die Herrschaften ganz klar ihre Vorliebe zum Thrash Metal der Neunziger Jahre ausleben. Keine wirkliche Nostalgiereise also in die berühmt-berüchtigte Bay Area, keine Hochgeschwindigkeitsattacken und schneidenden Riffs, sondern überwiegend dicke Hosen im Mid-Tempo-Bereich, keine Soli, einige Loops und Samples sowie gut gesungene moderne Refrains. Der Gesang erinnert in Phrasierung und Ausdruck stark an Phil Anselmo und beschwört in den gesungenen Passagen auch gelegentlich den Geist von LINKIN PARK herauf. Als musikalischer Vergleich passen hier ebenfalls PANTERA (zur "Great Southern Trendkill"-Phase), MACHINE HEAD oder auch die Schweizer Groove-Monster GURD. Keine schlechte Mischung.
Los geht es mit einem mächtigen Hammer, der direkt auf die Zwölf knallt und ein mehr als verheißungsvoller Einstieg in die knapp 48 Minuten ist. Ein temporeicher Beginn, der in der Folgezeit nicht mehr erreicht werden sollte. Im weiteren Verlauf regieren nämlich schwere Riffs im Mid-Tempo-Bereich, die auch teilweise von Zakk Wylde hätten stammen können ('Five Beers', 'Never Let Go'). Immer wieder streuen EAR-SHOT moderne Soundspielereien in ihre Musik mit ein, die dem Ganzen noch eine weitere Farbe und besondere Note verleihen. Gelungen. Im Mittelteil bleiben sich die Jungs musikalisch treu und bieten immer mal wieder coole rhythmische Spielereien ('Feel', 'Mindpollution'), schreien oder brüllen in den Strophen und enden in einem modernen Refrain, von denen besonders 'Feel', 'Bring Me Down' und 'My Pain' zünden. Insgesamt gehen die Gaildorfer jedoch ein bisschen zu sehr auf Nummer sicher, denn das Strickmuster bleibt arg vorhersehbar und wirkliche Überraschungsmomente sind dünn gesät.
Interessant wird es dann noch einmal gegen Ende. Hier packen EAR-SHOT gleich zwei ruhigere Nummern aus, die beide für etwas Abwechslung sorgen und darüber hinaus der Scheibe qualitativ sehr gut zu Gesicht stehen. So entpuppt sich 'Emotions' als moderne Rocknummer mit dicken Gitarren, die so auch auf den ersten beiden Scheiben von LINKIN PARK hätten stehen können. Der Song ist ihnen vielleicht etwas zu lang geraten, trotzdem verfügt er über einen tollen Refrain, ein starkes Anfangsriff und viel Dynamik. Bei 'I Realize' packen sie dann die Akustikgitarren aus. Sänger Sven klingt nun stark nach Mr. Wylde und legt eine coole Performance ab. Richtig interessant wird es dann beim "hidden track", der noch einmal aus dem abschließenden 'I Realize' besteht, aber in einer modernen, mit Loops und Samples unterlegten Version. Auch der Gesang und die Melodien wurden leicht verändert und hätte nun komplett von Chester Bennington & Co. stammen können - das ist ein Hit.
In Sachen Produktion sollte man noch etwas nachlegen können, so ist mir der Gesamtsound nicht brachial genug, denn irgendwie fehlt die Power. Liegt vielleicht daran, dass der Gesang enorm weit im Vordergrund steht, so dass die Gitarren und auch das Schlagzeug dem Hörer nicht unweigerlich direkt auf die Lauscher pfeffern. Trotzdem ist "The Pain" ein starker Einstieg geworden, der wie eingangs erwähnt eher den Metallern der Neunziger zusagen dürfte. Wer aber gegen fette Grooves im Mid-Tempo-Bereich und gelegentlichen modernen Elementen nichts einzuwenden hat, sollte das Album definitiv mal anchecken.
Anspieltipps: Reborn, Bring Me Down, My Pain
- Redakteur:
- Chris Staubach