EARTH BURNT BLACK - Harrowing Catharsis
Mehr über Earth Burnt Black
- Genre:
- Progressive/Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 29.10.2011
- Intro
- The March
- Adornment
- Freedom of the Wretched
- The Hunt
- Lead or Cyanide
- Vengeance and Fire
- Epilogue
Doom fortschreitend zu Nicht-ganz-Doom.
"Harrowing Catharsis" bläst einen frischen Wind aus Northern Colorado. Das Debüt des Prog/Doom-Quartetts EARTH BURNT BLACK gibt sich - weitere Ausführung erst mal weggelassen - sehr interessant. "Interessant" wird natürlich nicht immer positiv interpretiert, potentiell genau gegenteilig gemeint und als Schleier verzweifelter Höflichkeit in den schnellen Dienst geschanghait. Beim schwarzgebrannten Erdreich kommt das Wort allerdings ohne Vorbehalt oder Subtext unwillkürlich über die Lippen. Denn überzeugt nicht nur die eigene Mischung der Band als musikalischer Output zu einigen aufmerksamen Hörsessions, es wird auch weiteres Interesse geweckt. Interesse an mehr. Interesse daran, wie EARTH BURNT BLACK ihre eigene Vision von Metal in Zukunft weiterspinnen werden.
"Harrowing Catharsis" fungiert als Erstalbum natürlich als Aushängeschild der eigenen Vorstellung und des Könnens. Gleichzeitig ergeben sich aber keine Schwierigkeiten das Album als fugenloses, hochqualitatives Werk an sich ohne jeglichen Kontext wahrzunehmen. Kurzum, der Erstling ist eine geglückte Umsetzung einer ganzen Reihe von durchdachten Ideen ohne dabei in grüner, wild und richtungslos herumfegender Demo-Form aufzutreten. EARTH BURNT BLACK haben ihre Stimme bereits gefunden und die verantwortliche Muse hoffentlich schon unter Vertrag genommen.
Was aber ist genau zu erwarten, musikalisch? Nun, im ersten Absatz fielen bereits die Begriffe "Prog" und "Doom", welche zwei gute Ausgangspunkte für den Sound der Amis liefern. Doom ist jetzt an sich kein Genre, das sich allzu oft mit strikt progressiveren Spielweisen einlässt und wenn, dann sind die Ergebnisse von Band zu Band stark verschieden. Auch so bei EARTH BURNT BLACK. Es lässt sich wohl nicht genau sagen, ob hier proggiger Doom oder Prog mit Doom-Einfluss gefiedelt wird. Manche Songs neigen zur ersten Permutation, andere zur zweiten. Und natürlich verschwimmen die Genregrenzen wieder gerne.
Nicht verneinen lässt sich die progressive Herangehensweise an Songstrukturierung und Instrumenteinsatz. Jeder Song bietet ein Füllhorn aus semi-komplexem, kreativen Arrangements und Abfolgen. Melancholisch-atmosphärische Abschnitte, episch-doomige Parts inklusive kernigem Riffing, death-thrashiges Headbangfeeling ('The Hunt'), Prog-Riffcrescendi- und allgemeine Saitenmotivhektik, gänsehauterzeugende, gedämpfte Gitarrenkaravanen mit darübergelegter Erzählerstimme ('Freedom of the Wretched'). Das sind einige Beschreibungen, die mir für verschiedene Episoden der EBB'schen Narration spontan einfallen. Und zusammengeschraubt wird diese farbenfrohe Palette anstandslos. Es ergibt sich kein Eindruck von gezwungenem Experimentieren oder Instrumentalkoitus (ja, das altbekannte "Gewichse" muss ich immer direkt verneinen sobald die Rede ist von Progressivem jeder Art, hier hat jede gespielte Note einen Platz im Gesamtbild).
Gesanglich teilt man sich in zwei mehr oder weniger naheliegende Sparten. In der einen Ecke steht ein klares, stets doomig-depressiv orientiertes Organ (dahinter steckt, wie ich annehme, Sänger Patrick Wickman), in der anderen ein giftiges, unbestimmt todesmetallisches Fauchen/Growling (scheinbar von Bassist wie Sänger übernommen, da oftmals zweistimmig), das während der intensiveren Momenten des Albums seinen Auftritt hat. Beide Varianten stehen in gutem Wechselspiel zueinander und im Verhältnis zum instrumentalen Bereich. Was ich mir jedoch gewünscht hätte, wäre, dass die Band sich mehr dem Klargesang gewidmet hätte, da er einiges an bescheidener Klasse besitzt, während das Growling, wenn auch ordentlich, auf Dauer nicht weiter erwähnenswert ist (bei 'Lead Or Cyanide' wird aber emotional zur unverzerrten Hinterlegung Einiges erreicht, soviel muss gesagt sein). Nichtsdestotrotz ist die Dosierung an und für sich richtig.
Nun gut, was für Empfehlungen lassen sich hier aussprechen? Ein Album für Freunde von Doom und Prog gleichermaßen? Eventuell, allerdings werden wohl eher Fans von ungewöhnlicher, ihr-eigenes-Ding-durchziehender Musik Gefallen finden, was in heutiger Zeit paradoxerweise ja nicht zwingend von progressiver Rock/Metalmusik zu erwarten ist. Doom-Traditionalisten sind selbstredend eher Fehl am Platz, obwohl die Musik ihre klassischere Herkunft im Riffbereich nicht leugnen kann. EARTH BURNT BLACK ist in dieser Hinsicht im Gesamtbild klar auf dunkel, wehmütig und bedrückend getrimmt. Wenn man sich von dem overt schrägen Stilmix nicht abschrecken lässt, dann erwartet den Hörer ein kreatives, vielschichtiges Werk aus fortentwickeltem Doom und dichter, gekonnt strukturierter Progressivität.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Daniel Wimmer