EARTHTONE9 - In Resonance Nexus
Mehr über Earthtone9
- Genre:
- Modern Metal / Alternative Metal / Post Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Spinefarm Records
- Release:
- 21.06.2024
- The Polyphony Of Animals
- Navison Record
- Under The Snake
- Oceanic Drift
- Black Swan Roulette
- Lash Of The Tongues
- Etiquette Of Distortion
- Observe Your Course
- Third Mutuality
- Strength Is My Weakness
Elf Jahre Wartezeit haben sich gelohnt.
Es ist schon ein etwas merkwürdgies Comeback, welches EARTHTONE9 seit 2010 vollzieht. Nachdem die Band im Jahr 2000 mit "Arc'tan'gent" ein durchaus wichtiges Album für den modernen Metal herausgebracht hat, hatte sich die Gruppe 2002 aufgelöst. Die Reunion fand 2010 statt und 2012 erschien mit "IV" eine weitere Platte. Seitdem wurde es still um die Briten, obwohl die Band nie formal erneut aufgelöst wurde. Der kurz darauf stattgefundene Umzug von Sänger Karl Middleton von England in die USA scheint jedoch zu einer Art Bremse geworden zu sein. Etwas aus dem Nichts und elf Jahre nach dem letzten Album ist nun mit "In Resonance Nexus" doch mal wieder ein neuer Longplayer des Quintetts herausgekommen.
Bereits die ersten Songs wie 'The Polyphony Of Animals', 'Navison Record' oder 'Under The Snake' geben die Marschrichtung vor. EARTHONE9 bietet das, wofür die Band bekannt ist: Moderner Metal gepaart mit ein bisschen Post-Metal und melodischen Refrains, in denen Sänger Karl Middleton zeigt, dass er immer noch fantastisch ist. Also alles beim Alten? Nicht ganz! Hier und da kommen neue Einflüsse. Es lässt sich vermuten, dass die Gruppe in letzter Zeit WHILE SHE SLEEPS, die durchaus zur Spitze des modernen Metal(core) gezählt werden kann, oder auch MASTODON gehört hat. Die Einflüsse überwiegen nicht, aber bringen eine kleine neue Gewürznote hinzu. Von Anfang an hat man nicht das Gefühl, dass einfach etwas Altes aufgewärmt werden soll. Dass die Songs dazu auf hohem Niveau sind, muss bei den fünf Musikern eigentlich gar nicht erwähnt werden.
Auch dass EARTHTONE9 fantastische Songwriter sind, wird nicht erst durch 'Black Swan Roulette' klar. Wirkt das Lied im ersten Moment etwas belanglos, bekommt es spätestens in der Mitte eine Wendung. Zunächst erfolgt eine bewusste Reduzierung, um dann denn Druck zu erhöhen und in einen fantastischen Post-Metal-Drive auszubrechen. Grundsätzlich gilt, dass "In Resonance Nexus" immer dann am stärksten ist, wenn derartige instrumentale Post-Metal-Parts im Vordergrund stehen.
Fast eingängig für EARTHONE9-Verhältnisse ist 'Lash Of The Tongue'. Das liegt vor allem am etwas zu aufgeblasenen und glattgebügelten Refrain. Gut, dass es danach mit 'The Etiquette Of Distortion' und 'Observe Your Course' deutlich krachender weitergeht. Vor allem die beiden Songs greifen wieder moderne Metalentwicklungen auf und sind überraschend direkt komponiert. Die beiden letzten Lieder 'Third Mutuality' und 'Strength Is My Weakness' weisen schließlich wieder mehr Post-Metal-Elemente und einen höheren Komplexitätsgrad auf. Beide unterscheiden sich trotzdem voneinander. 'Third Mutuality' ist teilweise ruhiger gehalten. Vor allem in der ersten Songhälfte dominieren leise Gitarren mit übergelagerten elektronischen Elementen, die sehr stark in Richtung Ambient gehen. Krachender ist 'Strength Is My Weakness', dessen Ende einer der interessantesten Parts des Albums ist. Eine so düstere und drückende Atmosphäre wird sonst an keiner Stelle kreiert. Man kann nicht gerade sagen, dass man mit einem schönen Glücksgefühl entlassen wird.
Das ist allerdings völlig egal. Das lange Warten auf einen neuen Longplay von EARTHTONE9 hat sich gelohnt. Die Musiker präsentieren wieder ihren eigenen Sound und zeigen gleichzeitig, dass an ihnen die Entwicklung des Metals nicht vorübergegangen ist.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Dominik Feldmann