EATLIZ - Violently Delicate
Mehr über Eatliz
- Genre:
- Avantgarde Jazz-Rock
- Label:
- Anova/New Music
- Release:
- 30.09.2008
- Bolsheviks
- Violently Delicate
- Attractive
- Hey
- Sunshine
- Say Where
- Big Fish
- I Don't Care
- Mix Me
- Be Invisible
- Whore
- Mountain Top
<p>Exotische, experimentelle Musik zwischen Jazz, Rock und Pop sucht freigeistige Liebhaber mit Sinn für zarte Feinheiten. (BJÖRK-Fans treten einen Schritt vor!) Nur ernst gemeinte, aussagekräftige Zuschriften werden beantwortet...</p>
Es war und ist gar nicht so einfach für mich, ein abschließendes Urteil über "Violently Delicate", das Debüt(?)-Album der israelischen Formation EATLIZ, zu finden. Es handelt sich hierbei um eine dieser Platten, die mich manchmal völlig in ihren Bann schlagen, in der Seele berühren und faszinieren, und wenn ich sie dann ein paar Tage später wieder anhöre, geht sie mir gnadenlos auf den Zeiger. Die stilistische Ausrichtung der Truppe um Frontfrau Lee Triffon allein mag schon genügen, um eine Erklärung für diesen seltsam anmutenden Zustand zu finden. Die kunterbunte, avantgardistische Musik von EATLIZ (laut Info das hebräische Wort für Schlachthaus!), die aus eigenwilligem Jazz, nachdenklichem Pop, progressivem (Art) Rock und mehr oder weniger frei schwebenden Klangexperimenten besteht, ist eben nicht in jedem geistigen Aggregatzustand verträglich.
Dass hier ausschließlich Könner mit großartigem Gespür für musikalische und emotionale Feinheiten am Werk sind, steht außer Zweifel. Die Leidenschaft und das Herzblut, die diese Künstler in ihre Lieder investieren, ist geradezu plastisch greifbar. Eine zwischen Prog-Rock und kindlich-fröhlicher Verspieltheit hin und her pendelnde Nummer wie 'Bolsheviks' gehört für mich zu den absoluten Highlights von "Violently Delicate", während der ziemlich durchgeknallte, an BJÖRK auf komischen Drogen erinnernde Titelsong die Grenze des Erträglichen streift. Einfach nur wunderschön ist die bereits als Single ausgekoppelte Jazz-Pop-Ballade 'Attractive', deren Chorus an lebensfroher Zärtlichkeit und sinnlicher Zerbrechlichkeit kaum zu überbieten ist. 'Hey' klingt wie die atemlos erzählte Geschichte einer emotionalen Achterbahnfahrt. Doch dann gibt es da auch das seltsam minimalische, gefühlsverwirrende, betont ernst bis zornig klingende 'Sunshine' oder 'Say Where', das Elemente traditioneller Musik verarbeitet, zwischendrin aber lieber entrückt und introvertiert vor sich hin flimmert. Sehr ruhiges, intellektuell zart schmelzendes und etwas selbstverliebtes Liedgut wie 'Mix Me' oder 'Be Invisible' findet den Weg zu mir selbst an guten Tagen kaum. Da fesselt mich das dichte, unter die Haut gehende 'Whore' schon eher.
Insgesamt finde ich die erste Hälfte von "Violently Delicate" um einiges prickelnder als die zweite. Doch was sagt so ein höchst subjektives Statement schon aus in Anbetracht eines so wenig greifbaren und verzauberten Klangwesens? Wer offen ist für derartige musikalische Abenteuerreisen, der möge sich EATLIZ und ihren Liedern offen und neugierig zuwenden. Es könnte sein, das eine großartige Neuentdeckung auf diese Klientel wartet. Manch einer wird sich aber auch mit Grausen abwenden. Aber Risiko ist eben der Bruder der Chance.
Anspieltipps: Bolsheviks, Attractive, Hey, Sunshine
- Redakteur:
- Martin van der Laan