ECHOLYN - I Heard You Listening
Mehr über Echolyn
- Genre:
- Prog
- ∅-Note:
- 8.50
- Release:
- 31.07.2015
- Messenger of All's Right
- Warjazz
- Empyrean Views
- Different Days
- Carried Home
- Once I Got Mine
- Sound Of Bees
- All This Time We're Given
- Vanishing Sun
Wohlfühl-Prog-Oase!
Wenn ich jetzt schreibe, wie viele Scheiben dieser (Neo-)Prog-Institution ich gut kenne, werden Freunde der Band kopfschüttelnd woanders weiter lesen. Aber ich will hier nicht so tun als wäre ich ein absoluter Insider in Sachen ECHOLYN. Im Falle dieser Band bin ich nämlich tatsächlich ein mainstreamender Gelegenheitshörer. Als 1995 das dritte Album namens "As The World" erschien und ich im Proggel-Fieber war, hat sich dieses Album mit seinen frischen, teils irrwitzigen Klängen schnell in mein Herz gespielt. Irgendwie passierte dann aber jahrelang nichts mehr im Hause ECHOLYN und ich war im Tsunami des Neoprogs beinahe ertrunken. Später hatte ich meinen Rettungsanker in Richtung Heavy Metal wieder richtig fest gezurrt und hatte genug vom wenig progressiven Neo Prog. Das Resultat: Die Scheiben nach 2000 kenne ich fast nicht. So ist "I Heard You Listening" meine erste tiefer gehende Beschäftigung mit ECHOLYN seit fast 20 Jahren.
Meine ersten Durchläufe des Albums hinterließen erst einmal ein paar Fragezeichen in meinen Ohren, denn die Band klingt heuer etwas gesetzter und überlegter als noch vor (schluck) zwanzig Jahren. Ist das schlimm? Nö. Es ist ehrlich und klingt komplett authentisch.
Schon der Opener ebnet den Weg in eine kuschelige Wohlfühlprogoase. Eine grandiose, völlig leichtfüßige und immens eingängige Melodie schmiegt sich gleich zu Beginn an die Ohren und lässt den Hörer genüsslich abtauchen. Etwas flotter geht dann das formidabel betitelte 'Warjazz' zu Werke. Ich höre leichte Parallelen zu den frühen Bärten des Spock. Ein riesengroßes Kompliment, denn wie eben jene einstigen Frohsinn-Progger jubilieren die Herren von ECHOLYN in dieser Nummer frei von der Leber weg. Das ist ansteckend gutlaunig, klingt frisch und macht einen höllischen Spaß.
Schmunzeln muss ich bei der Einstiegsmelodie von 'Different Days'. Da hat aber jemand 'God Gave R'n'R To You' von diesen geschminkten Plateau-Rockern gehört. Cool. Ansonsten regiert hier natürlich auch der grandiose Satzgesang (ein Trademark der Band), sowie die Kraftblumen-Attitüde, die sicherlich nicht nur mich an THE BEATLES erinnert. 'Different Days' kommt dann mit überraschender Härte aus den Boxen gewummert, ohne dabei die spielerischen Kabinettstückchen zu vernachlässigen. Satzgesänge bis der Arzt kommt, schräge Gitarren und Tasten-Attacken, sowie ein immer wieder brillanter Gesang machen diese Nummer zu einem Favoriten meinerseits.
Ich werde jetzt aufhören, auf einzelne Songs einzugehen, denn alle neun Nummern sind wunderbar vielschichtig und fesseln den Hörer jedes Mal aufs Neue. Es ist kein Wunder, dass die Band um Gitarrist Brett Kull und Sänger Raymond Francis Weston so lange im Geschäft geblieben sind. Mit musikalischer Qualität dieser Klasse, die obendrein noch so frisch und unverbraucht dargeboten wird, kann man sich in viele Herzen proggen.
Für Genre-Fans ein absolutes Muss, für alle anderen zumindest Anhörpflicht!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae