ECONOMIST - Iceflowered - The Complete Work
Mehr über Economist
- Genre:
- Techno Thrash Metal
- Label:
- Golden Core Records
- Release:
- 29.01.2021
- Never Bite The Hand That Feeds
- Innocently Introverted
- Flowing Thoughts
- The Cage
- Environmental Funeral
- All Blind
- The Night That Lasts A 1000 Years
- Iceflower
- Improving Yourself
- Aircastles Decay
- Final Way
- Never Bite The Hand That Feeds
- Flowing Thoughts
- The Cage
- Death Is My Mission
- Tortured (Live Incomplete)
- Environmental Funeral
- All Blind
- Cosmopolitan Alien
- 95's Mentality
- Streptococcus D
- Inner Heaven
- Zeta 1 & 2 Reticuli
- Mind Movies
- The Hour Glass
- Grey
- Of The Unknown
- Sold Mind (Demo)
- Tortured (Demo)
- Environmental Funeral (Pre-Production)
- Improving Yourself
- The Prophet Of Doom (live)
- Death Is My Mission
<p>Geschichtsstunde der anderen Art</p>
Bis Anfang der 1990er Jahre machte in der Pfalz eine ziemlich coole Underground-Band namens SUDDEN DARKNESS auf sich aufmerksam, doch bevor die Band richtig ins Rollen kommen sollte, löste sie sich auf und die Musiker standen ohne Mannschaft dar. Doch den Herrschaften Neuderth und Holzmann kribbelte es in den Fingern, ihrer Vision vom progressiven Thrash Metal, den die Band selbst auch als "Psycho Metal" bezeichnete, weiterhin Leben einzuhauchen. Also wurde ECONOMIST aus dem Boden gestampft und kurze Zeit später mit "New Built Ghetto Status" ein regelrechter Rohdiamant der German Metal-Historie eingespielt. Und bevor es zum Nachfolger "Mind Movies" kommen sollte, passierte bei ECONOMIST erneut der Super-GAU: Split.
Warum ich euch das alles erzähle? Nun, "Iceflowered – The Complete Work" nimmt euch und mich mit auf eine musikalische Zeitreise der besonderen Art, halten die vorliegenden Rundlinge doch sämtliche Töne fest, die jemals aus der Feder ECONOMISTs kamen.
Selten fiel es mir schwerer, eine Band wie ECONOMIST stilistisch unterzubringen: Musikalisch enorm vertrackt, mit vielen Breaks, Tempowechseln und Instrumentalgefrickel, ohne dass jedoch der rote Faden außer Acht gelassen wurde. Dafür sorgten harte Gitarren, die zwar ab und an für Akustikklampfen weichen, nur um im Anschluss noch viel wuchtiger aus den Boxen zu kommen, ein kraftvolles Drumming und die entsprechend harschen Vocals. Gemeinsam mit einer wilden Mixtur aus klassischem Rock bzw. Metal, progressivem Techno-Thrash der Marke VOIVOD, CORONER, ANACRUSIS, DAMN THE MACHINE oder – um in einheimischen Gewässern zu stöbern – PARADOX sowie MEKONG DELTA in deren Frühphase, und fast schon Grindcore-artige Ausbrüche kann man sich also auch musikalisch auf einiges gefasst machen.
Gemeinsam mit dem "Psycho Rotten Creatures"-Demo ziert der erste Rundling das erwähnte Debüt von 1993. Selbstverständlich verleiht das noch recht ungeschliffene Feeling den beiden Veröffentlichungen viel Charme, denn musikalisch langweilig wird es hier keineswegs. Mal schneller, mal schwerer, mal vertrackter, mal geradliniger – wer weiß, welchen Status das "New Built Ghetto Status"-Album heute hätte, wenn sich die Band nicht unmittelbar vor der "Mind Movies"-Veröffentlichung 1995 aufgelöst hätte.
Und dieses, was könnte meine Vorfreude noch weiter steigern, findet sich auf Rundling Nummer zwei gemeinsam mit dem einst als SUDDEN DARKNESS releasten "Iceflowered"-Demo von 1992, sowie einigen Raritäten in Form von einer alternativen Version, einer Live-Darbietung des noch unveröffentlichten Songs 'The Prophet Of Doom', einer Pre-Production von 'Environmental Funeral' und noch einer kleinen Überraschung.
Doch kommen wir zum bis dato noch völlig unbekannten Zweitling "Mind Movies". Um es kurz zu machen: Man erkennt die tolle Weiterentwicklung, die ECONOMIST einst hätte machen können. Der rote Faden ist noch deutlicher, die Songs wirken weniger chaotisch als melodischer, das Straighte hat dem Instrumentalgefrickel doch entscheidend den Rang abgelaufen. Das mindert nicht die Spielfreude der Jungs und die Variabilität der einzelnen Tracks, sondern erhöht eher das Hörvergnügen und den Wiederkennungswert solcher Songs wie 'Cosmopolitan Alien', des doomigen 'Streptococcus D' oder auch des 'The Hour Glass'-Hits mit all seiner Gelassenheit und Coolness. Ich bin stellenweise doch recht erschrocken ob der Tatsache, wie lange dieses vollwertige und wirklich gute Album in der verstaubten Schublade lag. Und zusammen mit dem einstigen "Iceflowered"-Demo kann man nicht nur hervorragend die Entwicklung einer immens talentierten und leider viel zu früh aufgelösten Band mitverfolgen, sondern vor allem in der Musikgeschichte Deutschlands eine kleine Ausnahmeerscheinung entdecken.
Das liebevoll erstellte Booklet rundet den gelungenen Gesamteindruck entsprechend ab: Alte Fotos und Zeitungsschnipsel hier, damalige Plakate und Raritäten dort und über allem thront eine kleine Geschichtsstunde aus der Feder Neuderths, die erst vor wenigen Wochen niedergeschrieben wurde. Herrlich.
Fans der genannten Bands und Freunde des spezielleren, vertrackteren Härtegrads kommen musikalisch hier vollends auf ihre Kosten und bekommen die komplette ECONOMIST-Diskografie in Form einer handlichen Doppel-CD. Auch wenn mich das Artwork nicht vom Hocker reißt und auch einige Lückenfüller bei den insgesamt 33 Songs dabei sind, lässt das komplette, hier säuberlich aufbereitete ECONOMIST-Schaffen inklusive O-Ton des Drummers keinerlei Wünsche offen.
- Redakteur:
- Marcel Rapp