EDENBRIDGE - Shangri-La
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2022
Mehr über Edenbridge
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 26.08.2022
- At First Light
- The Call Of Eden
- Hall Of Shame
- Savage Land
- Somewhere Else But Here
- Freedom Is A Roof Made Of Stars
- Arcadia (The Great Escape)
- The Road To Shangri-La
- The Bonding (Pt. 2)
Diese symphonische Brücke ins Paradies ist musikalisch tragfähig und stabil.
Eines gleich vorweg: Wer EDENBRIDGE immer noch für eine x-beliebige Schlager-Metal-Band hält, hat Fruchtgummis in den Ohren und darf gerne gleich weiterklicken. Wir Verbliebenen versuchen es mal mit einer Mischung aus Fakten und meinen persönlichen Bezügen zu dieser einzigartigen Truppe aus dem schönen Linz in Oberösterreich. Kennengelernt habe ich EDENBRIDGE mit dem zweiten Album "Arcana" im Jahre 2001; und ich gebe zu, dass ich darauf gestoßen bin im Fahrwasser von "Wishmaster", dem Opus Magnum von NIGHTWISH aus dem Jahr davor. Auf der Suche nach ähnlichen Sounds lernte ich die Band um Gitarrist und Mastermind Lanvall und die mit einer wundervollen Stimme gesegnete Sabine Edelsbacher kennen und war spontan begeistert. Die Mischung aus knackigen (Melodic-) Power-Metal-Kompositionen und symphonischen Arrangements mit berührend schönem und emotionalem Gesang passte einfach perfekt in diese meine Lebens- und Geschmacksphase. Aufmerksam verfolgt und hoch geschätzt habe ich EDENBRIDGE dann zunächst bis Album Nummer fünf, "The Grand Design" (2006). Danach ließ das Interesse nach, aber nicht weil die Band irgend etwas falsch gemacht oder sich groß verändert hätte. Ich war es, der sich veränderte und meine Lust auf Symphonic Metal ließ merklich nach. Als Hobby-Journalist habe ich EDENBRIDGE wohlwollend weiter verfolgt, aber als Fan bin ich zu anderen Ufern aufgebrochen. Jetzt habe ich also die Aufgabe übertragen bekommen Euch "Shangri-La", das inzwischen elfte Studioalbum der Band, näher vorzustellen. Es war ein spannendes Wiedereintauchen in die Lanvall'schen Welten.
Einer meiner ersten Gedanken bei der Beschäftigung mit "Shangri-La" war, dass Lanvall doch ein verdammt guter klassischer Komponist ist. Er schreibt wunderbar dichte und doch schwebende Spannungsbögen in seine Songs hinein. Da hat alles Hand und Fuß und seinen festen Platz; es wirkt überhaupt nicht angestrengt, sondern ganz selbstverständlich und doch nicht routiniert. Die unbekümmerte Frische und melodische Brillanz des Opener 'At First Light' und die unaufdringlichen Ohrwurm-Qualitäten von 'Hall Of Shame' muss erstmal einer hinbekommen. Hervorragend gelungen ist auch das für EDENBRIDGE-Verhältnisse teils brettharte und treibende 'Freedom Is A Roof Made Of Stars' mit einer ganz großartigen Gesangsleistung von Sabine. Das Glanzstück des Albums bewahrt man sich für den Schluss auf: 'The Bonding (Pt. 2)' ist die konzeptionelle Fortsetzung des Titelstücks vom 2013er Album, ein dramaturgisch beeindruckender, von der ersten bis zur letzten Minute fesselnder Longtrack der Extraklasse. Hier glänzt außerdem Erik Martensson, den ihr vielleicht von ECLIPSE oder W.E.T. kennt, als Duett-Partner von Sabine. Ganz großes Tennis!
Und doch muss ich an dieser Stelle eine alte, schmerzhafte Phrase auspacken: Es ist am Ende eben doch nicht alles Gold, was glänzt. Die Single 'Call Of Eden' ist mir zu bieder und klischeehaft mit klebrigem Zuckerguss-Chorus. Balladeske Töne hat EDENBRIDGE schon spannender hinbekommen als in 'Savage Land', trotz eines starken Querflöten-Solos am Schluss. Auch 'Arcadia (The Great Escape)' ist hübsch, lässt aber die nötigen Widerhaken in den Gehörgängen vermissen. Zudem ist der Gesamtklang der Scheibe seltsam steril und fast kühl, was umso mehr verwundert, wenn man weiß das kein Geringerer als Karl Groom (THRESHOLD) für den Endmix verantwortlich war.
Unterm Strich also ist "Shangri-La" ein gelungenes Album mit viel Licht und auch etwas Schatten geworden, dass man Genre-Anhängern mit gutem Gewissen ans Herz legen kann. Neue Fans wird EDENBRIDGE mit dieser Platte wohl kaum dazu gewinnen. Vielleicht haben Lanvall und Sabine Edelsbacher ja beim nächsten Mal etwas mehr Mut und Lust auf dramatische Spannungsfelder und kraftvollere, wärmere Arrangements, wie eben in 'The Bonding (Pt. 2)' zu hören. Es darf gerne hier und da auch etwas mehr Lametta sein. Trotzdem ist "Shangri-La" insgesamt ein durchaus beglückendes Hörvergnügen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan