EDEN'S DECAY - Innerfeind
Mehr über Eden's Decay
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 01.03.2024
- Phobos
- Panik
- Sturm
- 6:10
- Innerfeind
Wunderschöner und fesselnder Schwanengesang von EDEN'S DECAY.
EDEN'S DECAY aus Gunzenhausen in Bayern hat eine sehr ungewöhnliche Biografie, zumindest wenn es um eine Undergroundband geht. Gegründet im Jahr 2012, schien es für das Quartett erst einmal gut loszugehen. Mit "Nihil" folgte nur drei Jahre nach Gründung die erste EP, die dank qualitativ starker Songs eigentlich den Beginn einer steilen Erfolgskurve hätte markieren sollen. Doch im Jahr 2017 zog Fronter Fabian Eitel auf die andere Seite des Planeten und EDEN'S DECAY verabschiedete sich in eine Auszeit, die nun mit "Innerfeind" endlich ein Ende findet. Doch Fans von atmosphärischem Black Metal sollten nicht gleich zum Champagner greifen, denn mit dem ersten Langspieler wollte die Band das Kapitel EDEN'S DECAY nur zu einem vernünftigen Ende bringen und trägt mit dem eigentlichen Startschuss die Band auch gleichzeitig zu Grabe.
Die Lebenssituation von Fronter Fabian sorgte dabei sogar dafür, dass er zwar die Texte der insgesamt fünf Kompositionen verfasst hat, für die Aufnahmen aber auf Gastsänger Jannik Straue zurückgegriffen werden musste. Keine Sorge, Jannik vertritt Fabian mit seinen mächtigen Screams aber mehr als würdig und fällt mir ein ums andere Mal sehr positiv auf. Generell scheint die schwierige Geburt der Platte die Flamme von EDEN'S DECAY nur befeuert zu haben, denn schon der Opener 'Phobos' präsentiert eigentlich alles, was sich Fans von melodischem und sehr postig angehauchtem Schwarzmetall wünschen könnten. Die Melodien sind dramatisch, die rasanten Passagen gehen einem sofort durch Mark und Bein und wenn es einmal ruhiger wird, kann man sich fast in den herrlich finsteren Klanglandschaften verlieren.
Die kurze Trackliste lässt sicher schon erahnen, dass es das Quartett aus Bayern gerne ausladend mag, sodass schlussendlich mit '6:10' nur ein Song unterhalb der Sieben-Minuten-Marke landet, das aber auch nur, weil es sich hier um ein eher getragenes Zwischenspiel handelt. Ansonsten nehmen sich die Bayern gerne sehr viel Zeit, um ihre Ideen in aller Ruhe auszuarbeiten und ihren Songs einen spannenden dramaturgischen Bogen zu verpassen. Um die durchaus komplexen und vielschichtigen Kompositionen ganz zu erfassen, empfiehlt sich daher auch der Genuss in einer ruhigen Minuten, am besten mit einem guten Paar Kopfhörer, denn auch klanglich hat der Silberling zwar diese wohlig oldschoolige Black-Metal-Note, ist aber dennoch modern genug, um auch auditiv anspruchsvollen Menschen zu gefallen. Vertief man sich in diesem Setting in die Musik von "Innerfeind", dann fällt es irgendwie schwer, am Ende echte Anspieltipps herauszugreifen, denn wie gewohnt in diesem musikalischen Sektor, muss das Album eher im Gesamtkontext verstanden werden, um seine volle Wirkung zu entfalten. Gleichzeitig spricht der Mangel an echten Ausfällen oder Längen auch für die handwerkliche Klasse der beteiligten Musiker, bei denen maximal das Schlagzeugspiel als Schwachpunkt auszumachen ist, das stellenweise abwechslungsreicher hätte ausfallen können.
Doch auch dieser minimal Kritikpunkt fällt am Ende nicht groß ins Gewicht, weshalb ich es auch wirklich schade finde, dass sich EDEN'S DECAY mit diesem starken Album gleichzeitig vorstellt und verabschiedet. Mit ihrem Potential hätte die Truppe nämlich problemlos im oberen Drittel des oftmals überlaufenen Black-Metal-Sektors mitschwimmen können und hätte mit etwas mehr Zeit sicher auch das Potential für ganz große Taten gehabt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs