EDEN'S FALL - Harmony Of Lies
Mehr über Eden's Fall
- Genre:
- Thrash
- Blur The Lines
- Planet Hate
- Lost Again
- Chemical Dreams
- Bleed
- Dead Thought Matrix
- Liquid Christ
- We Betray
- Nothingheart
Was für ein Brett! EDEN`S FALL aus Chicago kloppen mit ihrer modernen Thrashkeule alles in Grund und Boden, was nicht bei eins auf den Bäumen ist. Vom ersten Ton an merkt man, dass hier keine Neulinge am Werk sind. Vielmehr schraubt der Fünfer seit 2000 an seiner amtlichen Kanonade niederschmetternder Schlachthymnen. Und davon bekommen wir unter der herrlichen Titulierung "Harmony Of Lies" neun an der Zahl vor den Latz geballert. Unterstützt von Dan Swanö, der das Ganze amtlich abgemischt hat, und James Murphy, der für das Mastering der druckvoll in Szene gesetzten Scheiblette zuständig war, rattert hier ein gandenloses Gewitter spritziger Melodien aus den Speakern.
Gleich der Opener 'Blur The Lines' verdeutlicht die Marschrichtung der nächsten 45 Minuten: moderner, leicht verschachtelter Thrash ohne Kompromisse. Da sucht die kuschelige Metaller-Seele vergeblich nach heimeligen Mitsing-Refrains und auch besinnliche Ruhe-Minuten muss man mit der Lupe suchen. EDEN’S FALL lassen es während der gesamten Spielzeit gewaltig krachen. Müsste ich Parallelen zu anderen Kapellen ziehen, kämen mir sowohl IMAGIKA, EIDOLON, aber auch DARKANE in den Sinn. Im direkten Vergleich schneiden EDEN’S FALL aber deutlich besser ab. Das liegt zum einen am superben Gesang von John Barr. Auch wenn seine Stimme beim ersten Durchlauf sicher etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, so mausert sich seine coole Mischung aus Brüllaffe und Bergjodler zum absoluten Hinhörer. Auch wenn er vorwiegend eher sprechsingt, hat er seine melodischen Momente und kann auf jeden Fall einen großen Funken Originalität zum Gesamtsound der Band beitragen. Und genau darauf kommt es heutzutage ja mehr denn je an: Eigenständigkeit.
Habe ich eben noch verwandte Truppen gelistet, so soll hier nicht der Gedanke aufkommen, der Fünfer käme wie ein Klon einer dieser Bands daher. Ganz im Gegenteil: EDEN’S FALL addieren viel zu häufig komplett artfremde Passagen zu ihrem Stil. So hat man beim Riffing und der Melodieführung von 'Chemical Dreams' das Gefühl, eine erstklassige Nummer einer aktuellen AGENT STEEL-Scheiblette serviert zu bekommen. Stellt euch also 'Destroy The Hush' mit einem vor Wut heiser gewordenen Sänger vor und ihr habt eine ungefähre Richtung. Klingt genial? Ist es auch! Die beiden Klampfer Tony Gronowsky und Rob Aquino schrubben sich drückende Riffs aus den Ärmeln und scheuen sich nicht vor abgefahrenen Rhythmus-Wechseln. Spätestens das grandiose 'Liquid God' sollte jedem qualitätsbewussten Mattenschüttler Freudentränen ins Höschen treiben. Aus dieser Vielfalt von Ideen bauen anderen Kapellen fünf Songs und freuen sich noch über ihren Einfallsreichtum. Und das Schöne daran ist, dass trotz aller Aggression immer wieder herrlich verspielte Solopassagen eingeflochten werden, die für notwendige Auflockerung sorgen. Und als wäre all` das noch nicht genug, knallen EDEN’S FALL uns mit 'Nothingheart' ihren Übersong erst ganz am Ende um die Ohren. Eine schaurige Halbballade, von deren Intensität 90% aller anderen Bands nur zu träumen wagen.
Ihr merkt es schon, "Harmony Of Lies" ist kein Album, bei dem man beim ersten Durchlauf sofort mitbangend durch die Bude masturbiert. Hat man nach einigen Spins die Qualität der Nummern erfasst, wird sich dieser Zustand allerdings garantiert einstellen. Wenn nicht, rate ich dringend, einen Arzt zu konsultieren oder wahlweise eine Beichte beim allwissenden Geschmacks-Papst abzulegen.
Anspieltipps: Lost Again; Chemical Dreams; Nothingheart; Liquid God; Dead Thought Matrix
- Redakteur:
- Holger Andrae