EDGUY - Space Police - Defenders Of The Crown
Mehr über Edguy
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 18.04.2014
- Sabre & Torch
- Space Police
- Defenders Of The Crown
- Love Tyger
- The Realms Of Baba Yaga
- Rock Me Amadeus
- Do Me Like A Caveman
- Shadow Eaters
- Alone In Myself
- The Eternal Wayfarer
Erfolgreiche Verteidigung der Melodic-Metal-Krone
EDGUY war einmal die interessanteste Band im deutschen Melodic Metal, so um die Jahrtausendwende warteten alle gespannt auf neue Alben der Hessen und fragten sich, wie groß, bekannt und berühmt die damals noch erstaunlich jungen Burschen noch würden. Spätestens mit "Hellfire Club" schien dann alles klar, ausgefeilter, variabler und eingängiger wurde der typisch europäische Metal lange nicht gespielt und der Band schienen alle Pforten offenzustehen. Doch irgendwas ging danach verloren. Nicht direkt die Qualität, denn auch "Rocket Ride" konnte noch begeistern, nein, es war eher die Unbeschwertheit, die spielerische Leichtigkeit, mit der die Band es schaffte, anspruchsvolle, ernste Lieder und witzige, herrlich sinnlose Stücke auf einem Album zu versammeln, ohne dass es gekünstelt wirkte. Mit "Tinnitus Sanctus" war dann rockige Selbstfindung angesagt, bevor sich "Age Of The Joker" endgültig in der Beliebigkeit verlor. Während all dieser Zeit lebte Sänger und Sprachrohr Tobias Sammet seine scheinbar grenzenlose Kreativität auch noch in dem höchst erfolgreichen Projekt AVANTASIA aus und wer zunächst mutmaßte, die sinkende Klasse der letzten EDGUY-Alben hätte mit dieser Doppelbelastung zu tun, musste spätestens mit dem in meinen Ohren belanglosen "The Mystery Of Time" feststellen, dass auch bei AVANTASIA der Ofen, wenn schon nicht aus, so zumindest ziemlich lauwarm war.
Die Vorzeichen für das neuste Album aus dem Hause EDGUY, "Space Police - Defenders Of The Crown" waren also eher nicht so gut und es ist mir eine große Freude, berichten zu können, dass alle Sorgen übereilt und die Gerüchte über den kreativen Tod der Band verfrüht sind. Denn es gelingt EDGUY, an vergangene Hochzeiten anzuschließen und insgesamt zehn Lieder abzuliefern, von denen keines schlecht und nur eines überflüssig ist.
Doch nun einmal zu den Details: Los geht es mit 'Sabre & Torch', einem flotten Melodic-Metal-Brecher, wie er auch auf "Mandrake" oder "Hellfire Club" hätte stehen können. Ja, ich vermeine sogar, gewisse Anleihen an das 'Mysteria'-Riff zu vernehmen, was aber auch meiner Euphorie geschuldet sein könnte. Weiter geht es sodann mit dem ersten Titelsong, 'Space Police' und hier wird mal eben das 'King Of Fools'-Keyboard reanimiert, ohne den Singlehit zu kopieren. Ein weiterer Kracher, der von einem eingängigen, aber keinesfalls platten Refrain gekrönt wird. Und es kommt noch besser, denn auch der zweite Titelsong, 'Defenders Of The Crown', bricht mit erhöhter Geschwindigkeit und jeder Menge Energie und Spaß aus den Boxen und hat einen weiteren Klasserefrain.
Anschließend wird mit dem Rocker 'Love Tyger' mit viel Augenzwinkern die Glam- und Hard-Rock-Seite der Band abgedeckt, was ebenfalls deutlich besser klappt als zuletzt. Zurück zu alten Melodic-Metal-Tugenden geht es dann mit 'The Realms Of Baba Yaga', das wieder an die älteren Glanztaten der Band anknüpfen kann und einmal mehr zeigt, wozu EDGUY fähig ist. Sodann kommen wir zum einzigen wirklichen Kritikpunkt an einem sonst durchgehend tollen Album, der Coverversion von 'Rock Me Amadeus', die zwar technisch sauber, aber auch extrem nah am Original gespielt wird. Wenn Herr Sammet plant, seine Zukunft als FALCO-Immitator zu verbringen, so zeigt er hier seine Fähigkeiten, als regulärer Albumsong wirkt das ganze aber etwas einfallslos und verzichtbar. Mit den anschließenden 'Do Me Like A Caveman' und 'Shadow Eaters' gibt es dann nochmals hochmelodische Spitzenkost aus dem Hause EDGUY, bevor 'Alone In Myself' dann die obligatorische Ballade ist, die gewohnt souverän inszeniert wird. Zum Abschluss gibt es dann mit 'The Eternal Wayfarer' noch einen überlangen Song, der an den "Hellfire Club"-Hammer 'The Navigator' erinnert.
EDGUY hat es irgendwie geschafft, an die sorglose Begeisterung der eigenen Hochzeit anzuknüpfen und diese nur hier und da durch ein paar Nuancen aus der Zwischenzeit zu ergänzen. Zurück zu den Wurzeln mag nicht ganz treffend beschreiben, was "Space Police - Defenders Of The Crown" ausmacht, aber eine Rückbesinnung auf das, wofür die Band einmal stand, nämlich hervorragenden, technisch starken Melodic Metal mit guter Laune und einem entspannten "Fuck You!" für die Kritiker, das ist das Album auf jeden Fall. Was auf den letzten Alben etwas zur Pose verkrampft war, wirkt hier wieder natürlich und steckt mich direkt an, weshalb ich "Space Police" allen EDGUY-Fans bedingungslos empfehle, wie auch allen anderen, die melodischen Metal mögen. Mehr positive Energie wird man so schnell nicht auf einem Album finden.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst