EDOFF, MARTINA - Unity
Mehr über Edoff, Martina
- Genre:
- AOR / Melodic Hard Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Into Records
- Release:
- 16.10.2015
- Unity
- Never Let You Down
- World Has Gone Mad
- Spirit Of Light
- Come Alive
- I Am Mining
- Love Keeps Turning Away
- Moment Of Truth
- Sound Of Thunder
- This Love Is Crazy
- Caught In The Middle
Überraschend guter 80er-Party-Rock.
Hoppla, was ist das denn? Da erwarte ich eine weitere der x-beliebigen lieblos zusammengeschusterten Soloplatten eines Popsternchens, die mit Hilfe eines etablierten Songwriters ihre rockige Seite ausleben möchte und dabei über den Härtegrad einer PINK nicht hinauskommt, und dann scheppert es fast konstant vierzig Minuten lang im besten Party-Rock-Modus der Achtziger durch die Boxen.
Martina Edoff heißt die schwedische Sängerin, die mit "Unity" ihr Debütalbum vorlegt und sich ihre musikalischen Sporen bei DR. ALBAN, ACE OF BASE und THE POODLES verdient hat. Jetzt möchte sie ihre rockigen Wurzeln ausleben und an vorderste Front wechseln. Zur Unterstützung hat sie sich mit Jona Tee (hauptberuflich Keyboarder der Band H.E.A.T.) einen passenden musikalischen Direktor zugelegt und darüber hinaus mit Tobias Lindell einen amtlichen Produzenten in ihr Boot geholt, der sich durch seine Arbeiten mit unter anderem EUROPE, HARDCORE SUPERSTAR und eben H.E.A.T. in diesem Bereich bereits einen guten Namen gemacht hat. Und eines darf schon jetzt festgehalten werden: die musikalische Ausrichtung und das Soundgewand rocken und verdienen sich einen Extrapunkt.
Die Rhythmussektion treibt ordentlich, die Gitarren braten teils beachtlich und hauen auch das eine oder andere gute Riff in den Orbit. Die Keyboards sind angenehm im Gesamtsound untergebracht, die orchestralen Momente sind dezent und passend eingesetzt und auch ein paar starke Soli sind gelegentlich erlaubt. Das macht dem Papa Spaß und die ganze Angelegenheit recht kurzweilig. Daher ist es auch wenig überraschend, dass die Scheibe genau dann ihre Höhepunkte hat, wenn das Tempo etwas angezogen wird und die Klampfen vom Stapel gelassen werden. So gehen beispielsweise die erste Single 'World Has Gone Mad', das kraftvolle 'Come Alive' und die Partyhymne 'Love Keeps Turning Away' als Hits durch, die sowohl auf Konserve als auch in den kleinen Klubs funktionieren dürften. Insgesamt ein sehr gutes Niveau, obwohl erwartungsgemäß die ganz großen Überraschungen auf dem Album ausbleiben. Alle elf Songs bewegen sich im klassischen AOR-Modus ohne Ecken und Kanten, sind typische 3-Minüter. Doch diesen Reißbrett-Rock beherrscht die Gruppe gut. Und der Gesang?
Martina Edoff kann singen, keine Frage. Ihre starken Momente hat die junge Frau, wenn sie in den fetzigen oder bombastischen Refrains kraftvoll und voller Inbrunst gegen die Musik ansingen darf und sich mit den Chören duelliert. Das passt. Nachzuarbeiten gilt es dagegen eher in den ruhigeren Passagen, in denen mir richtige Gänsehautmomente und Tiefe fehlen. Hier muss in Zukunft die Handbremse gelockert werden.
Edoffs Debüt funktioniert nur bedingt als Gesamtkunstwerk, da sich die Songs zu sehr ähneln und wenig Abwechslung in ihrer Grundausrichtung bieten. Die einzelnen Stücke sollten jeweils für sich betrachtet werden und wissen größtenteils zu überzeugen – und ist es nicht genau das, worauf es ankommt? Ich befürchte jedoch, die Haltbarkeit könnte arg begrenzt sein.
Anspieltipps: Come Alive, World Has Gone Mad, Love Keeps Turning Away
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Chris Staubach