EELS, THE - Shootenanny!
Mehr über Eels, The
- Genre:
- Alternative
- Label:
- Universal
- Release:
- 02.06.2003
- All In A Day's Work
- Saturday Morning
- The Good Old Days
- Love Of The Loveless
- Dirty Girl
- Agony
- Rock Hard Times
- Restraining Order Blues
- Lone Wolf
- Wrong About Bobby
- Numbered Days
- Fashion Awards
- Somebody Loves You
Spätestens seit ihrer vierten Platte "Souljacker" und dem gleichnamigen Mini-Alternative-Single-Hit sind die EELS eigentlich dem entwachsen, was man gemeinhin als Underground oder Geheimtipp bezeichnet.
Mit dem etwas plakativ-ironisch betitelten "Shootenanny!" kommt nun ein Album, das zwar auf der einen Seite einer ihrer ruhigsten Outputs bisher ist, andererseits aber auch in brilliant-technische und songwriterische Sphären abdriftet, wie sie selten von Alternative-Bands erreicht werden. Eine Platte, die den Zuhörer jedesmal verschlucken will und von der man sich auch liebend gerne schlucken lässt, wenn man sie erst mal kennt.
13 Songs, kein großes Tamtam, einfach Musik. Mehr brauchen die EELS selten.
Dabei geht der etwas verschrobene Frontmann, Sänger und Songwriter E. alias Mark Oliver Everett, der derzeit auch das einzige übrige Mitglied der EELS ist, mit einer Simplizität zu Werke, die man sich eigentlich nur leisten kann, wenn man großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten als Songwriter hat. Und die hat er durchaus zu Recht, wie dieses Album eindrucksvoll nahe legt. Kompositions-Perlen in minimalistischer wenig-Akkorde-wenig-Instrumentierung-viel-Song-Tradition, verziert mit ein paar orgelartigen Keyboards, und fertig ist eine der am relaxt-melancholischsten und am besten swingenden Platten seit längerer Zeit, die noch dazu einen ganzen Haufen richtig guter Lieder für den Herbstanfang zu bieten hat.
Die Themen? Allesamt essentiell: Einsamkeit, Liebe, verkaterte Samstag-Morgen, Tod und immer wieder: Eskapismus. Dabei muss man allerdings nicht zwingend einen Hang zum Depressiven haben, um dieses Album gut zu finden. Der Longplayer groovt nämlich, freilich auf rudimentärer Lo-Fi-Rhytmusebene, auch richtig schön vor sich hin und lässt kaum was anderes als zustimmendes Kopfnicken, respektive Fußwippen oder rhythmisches Mitweinen zu, bis man dann irgendwann breit grinsend auf "Repeat" drückt, was einem ungefähr das gleiche Gefühl vermittelt, wie einen alten Freund zur Tür hereinzubitten.
Ausfälle? - Kaum. Die Single 'Saturday Morning' mit ihrem unvermittelten und anfangs unpassend erscheinenden, verschrobenen Slide-Solo ist nahe dran, der perfekteste Rock/Pop-Song dieses Jahres zu sein. 'Love Of The Loveless' zieht den Höher dagegen ganz tief in ein schwarzes Loch oder bestärkt ihn in seiner Einsamkeit, je nachdem, wie man den Song liest. Bei dem zunächst nach 20-Jahre-Piano-Bar-Track riechenden 'Agony' wird's dann ziemlich psychedelisch und man beginnt sich zu fragen, ob die ganzen Prog Rock-Bands ihren ausschweifenden Bombast eigentlich wirklich brauchen um trippy Songs zu schreiben, denn das hier ist extrem starker Stoff.
Fazit: Wenn man minimalistischen, schrammeligen Rock oder auch ganz einfach Alternativ Musik mag, und noch dazu gerne mal ein bisschen im Selbstmitleid (oder von mir aus auch Melancholie oder Liebeskummer oder irgendwas anderes) badet, dann ist das fast schon bluesige "Shootenanny!" eigentlich wie Aspirin ein Mittel, das man jederzeit einsetzen kann und das garantiert Hilfe und Entspannung verspricht. Wer nicht zu der genannten Gruppe gehört, verpasst vielleicht ein Album, das eigentlich für so ziemlich jeden ansprechend sein müsste, dessen Herz noch irgendwie schlägt oder der eine Flasche Rotwein zur Hand hat. Somebody loves you, you're gonna make it through.
Tolles Alternative-Album.
Anspieltipps: Saturday Morning, Love Of The Loveless, Lone Wolf
- Redakteur:
- Sebastian Baumer