EINHERJER - Norrøne Spor
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2018
Mehr über Einherjer
- Genre:
- Viking Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Recordings
- Release:
- 09.11.2018
- The Spirit Of A Thousand Years
- Mine Våpen, Mine Ord
- Fra Konge Te Narr
- Kill The Flame
- Mot Vest
- Spre Vingene
- The Blood Song
- Døden Tar Ingen Fangar
- Tapt Uskyld
- Av Djupare Røtter
Traditionsmetallischer als je zuvor, dabei aber trotzdem 100% EINHERJER.
Dass EINHERJER, die alten Wikinger aus Haugesund, bei mir einen Runenstein im Brett haben, das weiß man nicht erst seit den letzten beiden tollen Studioalben, doch zuletzt hat die Truppe um die beiden Bandgründer Vidar und Ulvar kreativ eine kleine Verschnaufpause eingelegt, als man 2016 kein neues Material, sondern seinen Fans lieber zum zwanzigsten Wiegenfeste des Debüts eine zwar absolut solide, aber dennoch wenig zwingende Neueinspielung des Bandklassikers "Dragons From The North" kredenzt hat. Doch nun ist es gute vier Jahre nach dem bärenstarken "Av Oss, For Oss" endlich wieder an der Zeit für neuen Stoff der Rogaländer.
Das siebte Studioalbum hört auf den schmucken Namen "Norrøne Spor", als ob jemals einer daran gedacht haben sollte, dass die Spuren der Herren andere als nordische sein könnten. Das hört man dem neuen Album natürlich auch an, denn allzu sehr modifiziert die Band ihren bewährten Viking Metal nicht, eher sind es Nuancen, die ein bisschen anders koloriert wurden. Klanglich steht die nordische Spur wuchtig im Raum, drückend, groovend, walzend, aber dabei dennoch erdig und natürlich produziert. Der rockige Opener demonstriert - wie ganz am Ende als Bonustrack auch die gelungene 'Deaf Forever'-Coverversion - ohne Umschweife, dass EINHERJER anno 2018 einen kleinen Tribut an Lemmy und MOTÖRHEAD zu zollen gewillt ist, und so groovt sich das flotte Midtempostück irgendwo zwischen dem eigenen Oeuvre, den besagten Motörköpfen, Abbaths I und KHOLD durch die Botanik der Tundra.
Getragener und verspielter, mit vielseitigen, flächigen, atmosphärischen Gitarrenarrangements und einer hinterhältigen Rhythmusarbeit besticht 'Mine Våpen, Mine Ord', das Frode Glesnes sehr eindringlich und unverkennbar knurrt und singt, bevor 'Fra Konge Te Narr' Trommelmeister Gerhard Storesund allerlei Freiheiten für Trommeleien und perkussive Elemente lässt und zeigt, dass auch ein wuchtig klingendes Schlagzeug individuell und eigenwillig klingen kann. Einige weitere traditionell-metallische Momente liefert uns das im Refrain und bei den verspielten Leadgitarren ein wenig an ACCEPT erinnernde 'Kill The Flame', nur damit uns sogleich ein herrlicher Pick-Slide in das schleppende, nackenbrechende 'Mot Vest' entführen darf, das in orgasmatronischer Weise von Frodes Bass zehrt, und durch die Anschläge, die Rhythmik und die Melodieführung ein folkiges Maultrommelfeeling erzeugt, ohne dass ein solches Instrument in dem Song zu hören wäre.
Instrumental richtig schnell zieht zu Beginn 'Spre Vingene' an, bevor es seine düsteren Schwingen dann in den Verspassagen doch langsam und bedrohlich ausbreitet. Der Song lebt von seinen krassen Tempowechseln und wurde von den Norwegern sehr spannend und mitreißend gestaltet. Einen starken Kontrast zu dessen Geschwindigkeitsausbrüchen bietet hernach das epische, drohende, marschierende 'Blood Song' mit seinem verschleppten Grundrhythmus und den rhythmisch akzentuierten Riffs, bevor ich dem dann wieder deutlich schnelleren 'Døden Tar Ingen Fanger' einige BATHORY-Vibes, vor allem auch bei der Leadgitarre, entnehmen kann, bis am Ende eine fast schon prog-poppige Bridge in das nächste Stück 'Tapt Uskyld' überleitet, das einige akustische oder nur minimal angezerrte Arrangements aufweist und massiv cool eingesetzte Breaks und Chöre bereithält. Sicherlich der bis hierhin folkigste Song eines Albums, das in der EINHERJER-Geschichte vielleicht am wenigsten offensichtlich die Nordic-Folk-Karte zückt. Zwar bleibt sich die Band stilistisch durchaus treu, doch sie bettet ihren Viking-Touch harmonischer in ein traditionelleres metallisches, rockiges Grundgerüst ein als je zuvor.
Dass die Band ihren ureigenen Stil, den sie schließlich mitbegründet hat, dennoch immer noch perfekt beherrscht, belegt zum Ende hin die knapp siebenminütige Vorzeige-Viking-Hymne 'Av Djupare Røtter', welche das reguläre Album perfekt abrundet. So bleibt am Ende ein weiteres bärenstarkes EINHERJER-Werk, das vielleicht das am wenigsten folkige der Bandgeschichte ist und uns eine trockenere, erdigere Heavy-Metal-Interpretation von Viking Metal nahebringt. Diese ist voll und ganz gelungen und sorgt dafür, dass die Band aus Haugesund einmal mehr sehr gelungen den Kitschnapf umschifft und frisch und mitreißend klingt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle