EISIGE VENEN - Ghosts Of Yesterday
Mehr über Eisige Venen
- Genre:
- Melodic Black Metal / Blackened Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 21.05.2023
- Along A Barren Shore
- As Cold As Snow
- Thorns In The Garden
- Beyond The Veil
- The Night Comes
- Taken By Winter's Grace
- Death Springs Eternal
- A Frigid Emptiness
- The First Times I Died
Ungewöhnlicher und richtig starker Black Metal!
Wer den Bandnamen EISIGE VENEN liest, wird sofort denken, dass wir es hier mit einer deutschen Band zu tun haben. Doch weit gefehlt, denn das aus Marc Williams (Gitarre, Keyboard), Christopher Brandon (Bass) und Curtis Fitzpatrick (Gesang) bestehende Trio kommt nicht aus den düsteren Wäldern Deutschlands, sondern ist im amerikanischen Texas beheimatet. Doch offensichtlich kann man nicht nur in der Finsternis Skandinaviens tollen Black Metal machen, denn auch in der Hitze der texanischen Wüste ist das Debüt "Ghosts Of Yesterday" ein verdammt spannender Brocken Musik geworden.
Verschrieben hat sich das Trio dabei dem melodischen Black Metal und zelebriert diesen in den insgesamt neun Songs mit einem ordentlichen Hang zu ausladender Epik, die vor allem von den getragenen Gitarrrenleads und Streicher-Flächen transportiert wird. Klingt erst einmal recht bekannt, doch schon der Opener 'Along A Barren Shore' macht schnell klar, dass wir es hier mit allem zu tun haben, aber nicht mit einer handelsüblichen Schwarzmetall-Scheibe. Zwischen den Gitarren, die übrigens auch gerne einmal in Richtung Göteborg schielen, finden sich nämlich auch immer wieder dezente Syntheziser und Keyboards, die man so aus den Achtzigern kennt und die der Musik der Texaner einer sehr eigene Note verpassen. Die Eröffnungsnummer ist dabei ein wirklich feiner Brocken Musik, doch mit dem folgenden 'As Cold As Snow' legen die Amerikaner noch einmal eine gehörige Schippe drauf. Der Beginn der Nummer könnte nämlich durchaus auch einem DEPECHE MODE-Song entnommen sein und das einprägsame Keyboard-Lick fräst sich schnell ins Gehirn, wobei die epischen Riffs schnell den Black Metal zurückbringen und die Nummer zu einem herrlichen Grenzgänger zwischen finsterer Härte und poppiger Eingängigkeit machen. Ich jedenfalls muss länger überlegen, wann ich in diesem Genre einen so packenden und mitreißenden Song gehört habe.
Natürlich kann das schwindelerregend hohe Niveau dieses absoluten Volltreffers nicht über die gesamte Spielzeit hinweg gehalten werden. Doch auch im weiteren Verlauf des Silberlings wird durchgehend toll musiziert und auch für eher traditionelle Ohren gibt es zum Beispiel mit dem treibenden 'Thorns In The Garden' hervorragendes Futter, wobei insbesondere diese Nummer auch locker als Melodic Death Metal durchgehen könnte. 'Death Springs Eternal' würde sich ebenfalls als Anspietipp anbieten, falls ihr eher vorsichtig in den Sound von EISIGE VENEN einsteigen wollt. Am stärksten sind die Texaner aber immer dann, wenn sie ihre Vorliebe für die Achtziger ungehemmt ausleben. So ist 'The Night Comes' ein weiterer spannender musikalischer Grenzgänger und 'Beyond The Veil' macht sogar tatsächlich 'As Cold As Snow' in Sachen Höhepunkt dieser Scheibe Konkurrenz, auch weil sich diese Nummer zumindest noch mehr in schönen Pop-Melodien suhlt und den Kontrast der musikalischen Extreme voll auskostet. Dazu gibt es hier eine Hookline zu hören, die mir einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen will.
Ihr hört es schon, ich war schon lange im Black-Metal-Sektor nicht mehr so begeistert von einem Newcomer wie im Falle von EISIGE VENEN. Zu großen Teilen liegt das daran, dass sich das Trio eine ganz frische Interpretation der geliebeten schwarzmetallischen Trademarks erlaubt und sehr gerne über den musikalischen Tellerrand blickt. Entsprechend gibt es auch 8,5 Punkte für ein absolut großartiges Album, das ich euch nur dringend ans Herz legen darf.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs