EISREGEN/GOATFUNERAL - Bitterböse
Mehr über Eisregen/Goatfuneral
- Genre:
- Black Metal / Dark Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Massacre Recods
- Release:
- 18.06.2021
- Sei mein Totenlicht
- Bitterböse
- Ein Pfund Fleisch
- Heute ist Knüppelnacht
- Nur eine weitere Leiche im Wald
- Am Ende
- Hellfire Club - For Members Only
- A Spoon Full Of Peace
- Antisocial East-German Black Metal
- Way Home
- Dunkeldeutschland
- Satans Calls
Böse + Böse = Bitterböse
Bereits ein Jahr nach dem letzten EISREGEN-Album "Leblos" steht mit dem 15. Album der Thüringer der Nachfolger "Bitterböse" in den Startlöchern. Wobei es sich bei dieser Veröffentlichung um ein Doppelalbum mit der Black-Metal Band GOATFUNERAL handelt, und genau da wird die Sache interessant. Immerhin handelt es sich bei GOATFUNERAL 1 zu 1 um EISREGEN nur in seiner schwarzmetallischen Inkarnation. Quasi ein Splitalbum mit sich selbst also. Somit haben die Label-Kollegen von DEBAUCHERY, BLOODGOD und BALGEROTH wohl mittlerweile Einfluss hinterlassen, was die Art der Veröffentlichungen betrifft.
Hinzu kommt, dass auch Projekte bei EISREGEN schon eine lange Tradition haben. Ich denke da nur an das ziemlich starke MARIENBAD-Debüt, das kurze PANZERKREUTZ-Aufbäumen, die skurrilen TRANSILVANIAN BEAT CLUB-Langspieler und den fiesen Death-Metal-Bruder EISBLUT. In der Regel hatten diese Experimente für mich immer eine höhere musikalische Qualität als die Hauptband. Und auch von GOATFUNERAL gibt es bereits das schön primitive "Bastion Lucifer", welches durchaus seine Momente hat, zum damaligen Zeitpunkt aber noch keine reine EISREGEN-Geschichte war.
Da sich auch die Hauptband innerhalb Ihrer Historie durchaus positiv entwickelt hat, war ich wirklich gespannt wie die einzelnen neuen Songs wirken und vor allem, wieviel Sinn diese Splitveröffentlichung tatsächlich macht. Der Opener 'Sei mein Totenlicht' ist dann auch direkt der perfekte Übergang vom Albumvorgänger "Leblos". Mit einer morbiden Melodieführung und einer klasse Verbindung zwischen NDH-lastigem Dark Metal und dem, was man heutzutage so Black'n'Roll nennt, groovt der Song unwiderstehlich los, um im Refrain dann die Schwelle zum reinrassigen Black Metal zu überschreiten. Neben den wirklich bitterbösen Text ist auch der Clap-your-hands Part ein echtes Highlight. Starker Einstieg.
Der Titeltrack stellt dann den Black Metal noch mehr in den Fokus und ist zwar kompetent umgesetzt, bleibt aber leider auch etwas blass. Hier fehlen, wie auch bei 'Nur eine weitere Leiche im Wald', gerade im Refrain die Widerhaken, die sich doch so ins Fleisch schneiden müssen, um zu gefallen. 'Ein Pfund Fleisch' schneidet dann aber richtig tief und lässt durch einen der derbsten EISREGEN-Texte der jüngsten Vergangenheit die Fanherzen höher schlagen. Für mich fehlt leider zum Überhit auch hier ein kleines bisschen mehr Eingängigkeit im Chorus. Würde sagen nur 480g von 500g. Trotzdem ein guter Song. Neben dem Opener sticht für mich vorallem der ungewöhnlich sozialkritische Volltreffer 'Heute ist Knübbelnacht' heraus. Ich weiß ja nicht ob er mit expliziter Intension fürs WITH FULL FORCE geschrieben wurde, aber genau so muss ein Konzert nach Corona wieder losgehen. Mit dem überflüssigen Outro 'Am Ende' endet dann der EISREGEN Zyklus und GOATFUNERAL übernimmt die Fortführung der Scheibe.
Und sofort fällt auf, wie gut der Übergang funktioniert, da EISREGEN den Schwerpunkt schon deutlich auf Black Metal gelegt hatte. Man kann schon festhalten, dass M. Roth die richtige Stimme für diese Art der Musik hat. Besonders 'A Spoon Full Of Peace' ist ein schönes Beispiel, wie gut diese traditionelle skandinavische Herangehensweise den Beteiligten von der Hand geht. Mit 'Dunkeldeutschland' (sehr gelungene Lyrics) und 'Satan Calls' gibt es hier auch noch zwei qualitative Ausbrüche nach oben. Während Erstgenannter auf einem Niveau mit MARDUK-Krachern wie zum Beispiel 'Nebelwerfer' steht, ist der Abschluss dieses Albums nochmal ein dumpfer Party-Song der Extraklasse, welcher sich seiner Stärken und Schwächen so sehr bewusst ist, dass er mit seinem EBM-Ende genau die richtige Entscheidung trifft.
Ich muss gestehen, dass diese Veröffentlichung als Splitalbum hervorragend funktioniert und einfach bitterböse viel Spaß macht. Da überhört man gerne (mitunter auch bekannte) Unzulänglichkeiten im Songwriting und der Umsetzung. Statt den gewünschten 500g sind es somit zwar nur 375g geworden und somit entfernt von einem Glanzlicht in der eigenen Plattensammlung, aber eine vollwertige Mahlzeit ist dieses Album trotzdem. In diesem Sinne... Guten Appetit!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal