EKPYROSIS (D) - Weisse Nacht
Mehr über Ekpyrosis (D)
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Paradigms Records / Zeitgeister Music
- Release:
- 08.11.2013
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Eigenwilliges Gefüge aus Poesie & Musik, schwarzem Stahl & Avantgarde.
Das dritte Studioalbum der deutschen Avantgarde-Band EKPYROSIS hört auf den schönen Namen "Weisse Nacht" und erscheint dieses Mal über Paradigms Recordings, wird aber nach wie vor über den Zeitgeister Music Shop vertrieben. Wer schon mit den Zeitgeistern im Allgemeinen und mit EKPYROSIS im Besonderen zu tun hatte, der weiß, was ihn erwartet: Unkonventionelles, Freigeistiges, Schroffes, das sich zwar in weiten Teilen der klassischen musikalischen Formensprache des Black Metals bedient, es sich jedoch keineswegs dabei belässt, den plakativen Ansatz derselben wirken zu lassen.
Wie seine Vorgänger, so ist auch "Weisse Nacht" hintergründiger, entrückter und anmutiger, ohne dabei das Klirren, das Rasen, das Verheeren zu vernachlässigen. Die Band lässt die Gitarren surren, das Schlagzeug blasten und die Stimme knurren und gallige Texte verbreiten, so dass es den Äußerlichkeiten nach zunächst ein wahres schwarzstählernes Fest zu werden scheint. Doch immer wieder nimmt die Band eine kompositorische Wendung, die so nicht zu erwarten war, und die eben nicht dem entspricht, was der generisch agierende Schwarzheimer täte.
So begegnen uns im Opener anmutige Melodiebögen fast postrockender Art, so tauchen beim zweiten Stück urplötzlich klare, verkündende Gesangspassagen fast sakraler Art auf, und so umschiffen die Texte tatsächlich alle denkbaren Klischees. Die Lyrik ist grimmig, kalt, bissig, giftig und angriffslustig, dabei dennoch poetisch und anspruchsvoll, auch wenn harte und böse Worte nicht fehlen. Die Thematik scheint sehr diesseitig zu sein, dabei aber doch abstrakt und schwer zu greifen.
Ganz gleich, ob rasend und kalt wie bei den ersten beiden Stücken oder schleppend, groovend und marternd wie bei der an CELTIC FROST gemahnenden Drei. Rezitativ gesprochen und von erhaben majestätischer Melodieführung der schrotenden Gitarren geprägt, bohren sich die Vier und die Fünf in die Seele, wobei bei letzterem Stücke ein fast poppiger Refrain zu Buche schlägt. Das eingängigste Lied haben sich die Bonner schließlich für das Ende aufgehoben, verlassen sie bei der Sechs doch letztlich das schwarze Gewässer fast gänzlich und geben sich schleppend, dabei aber melodisch und im stoischen Riffing anschwellend in die Flut eines postrockenden Stroms.
Das von EKPYROSIS erstellte, sehr eigenwillige Gefüge aus Poesie und Musik wirkt, wenn man ihm die Zeit dazu gibt, sehr intensiv, so dass sich die desillusionierte und verbitterte Weltsicht, welche den Texten innezuwohnen scheint, sehr stark in den Klängen manifestiert und so den Weg zum Hörer findet. Dabei ist die Scheibe sicher eine große Herausforderung, die sich nicht leicht erschließt, aber ein ganz spezielles Ambiente zeichnet, in dem man sich durchaus zurecht finden kann, wenn die schroffe Hülle erst einmal geknackt ist.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle