ELECTRIC MOTHER - II
Mehr über Electric Mother
- Genre:
- Stoner Rock / Heavy Rock / Grunge
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 13.02.2021
- Omen
- Crucified
- Piety
- Whence
- Icarus
- Treacherous
- Bound
- Be
- Begotten
Als Gutenachtgeschichte wird heute mal amtlich gerifft!
Kinners, aufgepasst: Von den Orkney Inseln nördlich des schottischen Festlands wird kein Wikinger-Metal und auch kein Folk zu uns rübergeschickt, wie man vielleicht vermuten könnte. Bei dem Gebräu aus mit heftigem Riffing versehenen Goovemonstern, das zwischen Stoner und Grunge pendelt, würde man dann doch eher an paar Amerikaner mit speckigen Jeansjacken und ordentlich kultivierten Bierbäuchen denken. Und zumindest der Bandname passt ja wie die Faust auf's Auge: ELECTRIC MOTHER heißt das Insulaner-Quintett.
Der Opener 'Omen' startet mit einem kraftvollen Riff, das auch aus den Neunzigern von einer der heftigeren SOUNDGARDEN- oder NIRVANA-Platten entsprungen sein könnte. In eine ähnliche Kerbe mit energetischem Riffing haut auch 'Crucified', das am Anfang ordentlich Tempo macht, die Marschroute ist also klar. 'Piety' ist dann der trockene Stoner-Groover, der Erinnerungen an KYUSS wach werden lässt, zwischendurch sogar mal einen Hardcore-ähnlichen Part einflechtet und somit insgesamt wohl das härteste Stücklein Musik auf diesem Album ist. Aber nicht alle Songs können das gehobene Niveau des Auftakts halten. Vor allem aber der Gesang könnte etwas prägnanter und charismatischer sein, die durchaus variablen Vocals haben abgesehen von ein paar wenigen aggressiven Shouts ('Piety') bei einigen Stücken einen leicht nöligen Touch, der ALICE IN CHAINS am Horizont im Gedächtnis erscheinen lässt. Allerdings haben sie hier keinen Trademark-Charakter und können den Punch der Riffs nicht passend kraftstrotzend untermalen. 'Icarus' ist dafür ein gutes Beispiel, das kraftvolle Riffing ist aller Ehren wert und haut wirklich rein (Headbang-Futter), aber tatsächlich verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass der Gesang gerade diesem Stück wieder etwas von seiner Power nimmt.
Somit stechen einige Nummern heraus, der einschneidende Rhythmus von 'Treacherous' zum Beispiel erwischt mich jedes Mal aufs Neue. Die melodiegebende Lead-Gitarrenarbeit ist zumeist im oberen Bereich anzusiedeln, auch hier sind 'Treacherous' und 'Crucified' lobend zu erwähnen. Aber ich erwische mich doch dabei, dass ich nach einer schönen Mitgehnummer wie 'Treacherous' erstmal wieder ein Stück weit raus bin, weil sich die Band bei einem Song wie 'Bound' einfach irgendwie verliert und die Gradlinigkeit plötzlich abhanden kommt. So zünden auf dem Zweitwerk der elektrischen Mutter nur eine knappe Handvoll Songs richtig und zwischendurch ist der Zugang zum Album dann auch mal wieder weg. Dennoch werde ich interessiert in einen Nachfolger reinlauschen, ob ELECTRIC MOTHER die zweifellos vorhandenen Stärken ausbauen und dann in einem durch und durch stimmigen Klangbild verfestigen kann.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer