ELECTRO BABY - Electro Baby Land
Mehr über Electro Baby
- Genre:
- Stoner Metal
- Label:
- eucalypdisc
- Roll Over
- Smoke The Sun
- Dark Side Of My Love
- Rock'n'Röll Ör Die
- Devil's Whore
- Sci-Fi Disco
- Creatures Of The Night
- Censored
- Stoned Godz
- Rock Show
- Sick Head (Video Clip)
Bands wie KYUSS werden ELECTRO BABY mit Sicherheit ausgiebig gehört haben, ebenso MONSTER MAGNET und JUD. Die grobe Stoßrichtung Stonerrock steht damit fest. In Sachen Finetuning greift man dann gerne mal auf Metal-Einflüsse zurück; ob Heavy, Thrash oder Oldschool Death ist dabei fast schon einerlei.
'Roll Over' ist KYUSS auf Amphetaminbasis und sitzt sturmfest im Sattel.
'Smoke The Sun' begibt sich stimmungsmäßig in etwas frischere Gefilde, kommt munter und direkt aus dem STONE AGE des guten alten Rock'n'Roll dahergeprescht, wirft ein paar psychedelische Pillen mit bunt verwirbelten Gitarrenstreifen drauf ein, und ist dabei mindestens so sleazy und anachronistisch wie Tittengrabschen am Arbeitsplatz.
Schade nur, dass sich dazu bei 'Dark Side Of My Love' in Sachen Klangfarbe, Riffing und Gesang keinerlei nennenswerte Unterschiede zeigen. Man stampft immerhin recht energisch voran, wobei aber die röhrende, polternde Dynamik des Songs schon etwas von der verrauchten Produktion erstickt wurde.
Schamlos graben ELECTRO BABY dann in 'Rock'n'Röll Ör Die' die rostige Crossoveraxt wieder aus, und rappen sich wutschnaubend direktemang in die Moshpit hinein, wo wühlende Bass-und-Drum-Grooves schon lauernd darauf warten, dass der Sänger mal so richtig rumbrüllt; danach entpuppt sich das Stück als zäher Fiesling, der zahleichere Monsterfressen zu ziehen vermag als Jim Carey in "Die Maske" und der böse Ash aus "Army of Darkness" zusammen: Mal lassen ELECTRO BABY relaxt kreisende Gitarren ihre Räucherringe in bekiffte Atmosphären ziehen, dann wieder schweben herrlich pathetische Hardrockgesänge melodisch durch den Äther(rausch), bevor eine hart anziehende Passage hervorbricht und knurriger Kehlgesang oder der Rap-Return of the Motherfucker dem Hörer wieder das extradicke Eichenholzbrett voll vor die Omme knallen. Das rockt! Nach einem kurzen, sackrattenverlausten und dreckig-speckig runtergeschniedelten Spacemetal-Solo folgt dann das bereits bekannte Stonerrockfinale. Die haben bestimmt alte Treckerreifen geraucht. Warum auch nicht, wenn solche Songs bei rumkommen?
'Devils Whore' klingt nach zerstörten Jugendzentren: Breiiger Sound, derbe verzerrter, die Stimmbänder überstrapazierender Heisergesang und wüster MOTÖRHEADscher Krach vergewaltigen etwas, das wohl zu besseren Zeiten mal eine Melodie darstellen sollte. Ein richtiger Scheißsong!
In der 'Sci-Fi Disco' herrscht eher Langeweile, und mit noch so melodisch dahergeschleimten Zeilen wie "tease me, please me" lasse ich mich auch ungern auf einen Drink einladen...
Nach dieser kreativen Pause geht es aber mit 'Creatures Of The Night' auf wilder Geisterbahnfahrt zurück in die Zukunft der Achtzigerjahre, wo uns eine Hack-and-Slay-Orgie im B-Movie-Stil erwartet: Eine punkige Doomversion von KING DIAMOND darf hier mit den wüstesten Noise-Attacken eines sturzbesoffenen THERAPY?-Klons auf dem Friedhof im Schlamm catchen. Das ist nicht schön, aber aufgrund des enormen Trash-Faktors schon irgendwie lustig. Ein bisschen perversen Humor muss man allerdings schon mitbringen, und darf vermutlich selbst auch kein Musiker sein - sonst blutet einem wahrscheinlich doch das Herz, so wie hier die Instrumente misshandelt werden.
In 'Censored' wird geschrieen und geröhrt wie zu finstersten Thrash-Hochzeiten. Anklänge an SODOM, SEPULTURA und manchmal auch SLIPKNOT lassen sich gerade noch ausmachen, bevor der finale Hörsturz einsetzt. Das ist schon irgendwie sinnlos, doch irgendwie auch geil.
In 'Stoned Godz' scheint sich die Band huldvoll zugleich vor MONSTER MAGNET, DEEP PURPLE und MANOWAR zu verneigen: Mit harmonisch-melodisch getragenem Hardrockgesang, düster kreisenden Bässen und einem heroischen Kriegerchor rollt dieser epische Song majestätisch dahin, um schließlich wie das Schiff Nagelfar auf seiner Jungfernfahrt durch ein Wurmloch geradewegs nach Valhalla zu segeln. Oder so...
Kranker als GREEN JELLY mit 'Three Little Pigs' sowie druckvoller als die bereits erwähnten MOTÖRHEAD klotzt die 'Rock Show' zum Finale noch mal ordentlich ran und zieht eine verstärkerbemörtelte, ultrabrontale Wall-of-Sound hoch: "Hoola-hoola, hoola-hey!!"
Als Dreingabe hat man noch einen Videoclip namens 'Sick Head' auf die Scheibe gebrannt, einen wilden Heavy-Metal-Oldschool-Schocker allergrößten Kalibers. Die Begleitbilder zum wüsten Treiben sind ein echter Augenschmaus; da kommt Liveatmosphäre auf, und ich fühle mich beim Hören gleich um ein Dutzend Jahre jünger: Das ist Rock, das ist Metal, das ist die teuflische Dreieinigkeit aus Schweiß und Bier und Rock'n'Roll...
Anspieltipps: Smoke The Sun, Rock'n'Röll Ör Die, Stoned Godz, Sick Head
- Redakteur:
- Eike Schmitz