ELLIPSE - A Nos Traîtres
Mehr über Ellipse
- Genre:
- Postcore / Metalcore / Djent
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Finisterian Dead End
- Release:
- 12.12.2015
- - I -
- Calvaire
- Enseveli
- Epsilon
- - II -
- A Nos Traîtres
- Ascension
- Dans La Gueule Du Loup
- - III -
- Ruines
- - IV -
- La Chute
Grenzüberschreitendes Faszinosum
Frankreich, immer wieder Frankreich. Mit ELLIPSE gibt's nun einen weiteren Grund, fasziniert auf die westliche Seite des Rheins zu blicken. Beim ersten Höreindruck könnte man das Debütalbum der jungen Truppe aus Nantes schlicht als facettenreiche Metalcore-Platte kategorisieren, doch "A Nos Traîtres" hat noch mehr zu bieten: Eine Mixtur aus Post Hardcore, Djent, Punk und allem, was noch so als fortschrittliche Körnermucke durchgehen könnte. Da trifft Postcore-Chaos wie bei FALL CITY FALL auf tief angesetztes und atmosphärisches Djent-Gebolze Marke MONUMENTS, versehen mit einem post-punkig flottem Drive. Das ist "modern" im besten Wortsinn.
"A Nos Traîtres" wird aufgelockert durch vier ruhige Interludes, die als regelmäßige Kontrapunkte zu dem harschen Chaos fungieren, welches die sympathischen Franzosen auf ihrem Erstling auffahren. Im Übrigen wird aber auch bei den acht vollwertigen Tracks nicht mit nachdenklichen Momenten gegeizt: Bereits das einleitende Riff des Openers 'Calvaire' setzt eine erste tragische Duftnote, während Sängerin Claire sich vom ersten bis zum letzten Moment gnadenlos die Seele aus dem Leib brüllt. Die Rhythmusfraktion ist erfrischend abwechslungsreich unterwegs; in einer ausgewogenen Mixtur werden brutale Downbeats mit punkigem Gedresche und verspielten Rock-Grooves zusammengesetzt. Ich fühle mich erinnert an ELLIPSE-Landsleute wie THE PRESTIGE oder KADINJA, nur dass dieser Fünfer hier eben gekonnt zwischen Postcore und Djent wechselt, ohne dass die Grenzen dieser musikalischen Spielarten noch großartig auffallen. Mit coolen Metalriffs wie bei 'Enseveli' oder dem punkigen Einstieg zu 'Epsilon' wird das Schubladendenken ohnehin vollends ad absurdum geführt. Der Titelsong wiederum beginnt nach Moshcore-Standardschema, verharrt aber erwartungsgemäß nicht bei hüpftauglichem Gebolze, sondern variiert den breaklastigen Groove über alle gängigen Geschwindigkeitsbereiche, landet in RISE AGAINSTschen Hardcore-Gefilden, und wird schließlich in einem melancholischen Chaos-Core-Outro dekonstruiert. Im weiteren Albumverlauf wird es aber insgesamt etwas ruhiger, am Ende von 'La Chute' gar poppig-hymnisch.
ELLIPSE agiert abwechslungsreich, bisweilen geradezu verspielt. Für einen Erstling ist "A Nos Traîtres" eine bemerkenswert reife, ungemein vielschichtige Arbeit geworden. Ganz ohne die Gefahr, sich musikalisch einzuschränken, würde der Band aber eine gewisse Fokussierung auf den einen oder anderen Höhepunkt sicherlich gut tun. So spannend die Achterbahnfahrt mit unseren westlichen Nachbarn auch ausfällt, man wünscht sich doch hier und da noch etwas mehr Zielstrebigkeit und gewissermaßen Verlässlichkeit im Sound des Fünfers. So ist am Ende nach all der Aufregung irgendwie die Luft raus, weswegen sich nur bedingt Langzeitwirkung einstellen will. Auch die emotionale Vielschichtigkeit von anderen ambitionierten Acts wie THE HIRSCH EFFEKT erreicht ELLIPSE noch nicht.
Dennoch, ein vielversprechender Erstling, über dessen Schwächen weitestgehend hinweggesehen werden kann. ELLIPSE hat jedenfalls das Zeug, ganz oben mitzuspielen, egal wie die Schublade letzten Endes bezeichnet wird, in welche die Band gesteckt wird.
Anspieltipps: Calvaire, Enseveli, La Chute
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause